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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 1
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0069

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Sammlungen
Vom Mufeum Folkwang in
5 3 g e n Mit einer Tafel
Seitdem zum leßtenmal in diefen Blättern über
eine Sonderausftellung im Mufeum Folkwang
berichtet wurde (zweites Septemberheft 1921),
fcheint es, als wenn die Verhandlungen über den
Verbleib des Ofthausfchen Inftitutes mit aller Macht
zur endgültigen Entfcheidung drängen. Doch
auch während der lebten Monate, wo über dem
Schickfal des Mufeums noch das Dunkel laftete,
find die wiffenfchaftlichen und kunftpädagogi-
fdjen Kräfte des Mufeums nicht untätig ge-
wefen, haben vielmehr, foweit es angängig war
und die befdjränkten privaten Mittel erlaubten,
die alte Tradition Karl Ernft Ofthaus’ weiter-
geführt. Eine Reihe von Sonderausftellungen
wurden gezeigt, fo zeidjnerifche Schöpfungen
und Entwürfe moderner Architekten: Bruno Caut,
Scharoun und (Ueftphal-Infterburg, Nachlaß Kal-
denbad). Es folgte eine Ausftellung: Reproduk-
tionen nach Hauptwerken fpätantiker und früh"
mittelalterlicher üLIand- und Buchmalerei — Mo-
faiken von Santa Maria Maggiore in farbigen
Cafeln aus dem bekannten tüerke von COilpert
(Freiburg, Herder), merowingifche und irifcße Mi-
niaturen nach dem (Herke von E. H- 3immermann,
vorkarolingifcbe Miniaturen, Abbildungen nach
den Buchmalereien von der Infel Reichenau:
Bamberger Apokalypfe, ed. löölfflin, Perikopen-
bud) Heinrichs II. ed. Leidinger, Verlag Riehn
& Reufch-München. 3Ü beiden Äusftellungen
wurden erläuternde Vorträge und Führungen ge-
halten, Die gegenwärtige Sonderausftellung
(Dezember—Januar) zeigt neuere (Herke Hagener
Künftler, Gemälde, Graphik, A'letallarbeiten, Buch-
einbände von (Uilhelm Nagel, Älbert Kranz,
Eberhard Viegener, Brün, Hüker, Egon öüilden-
Düffeldorf, Johannes Auerbach, Karl Gehle, Born-
horft und Hüde Brinckmann (Bildnisaufnahmen).
In den oberen Räumen, wo der ftändige Befitj
des Mufeums an Güerken der modernen Kunft
vereinigt ift, find ebenfalls einige wefentliche
Veränderungen vorgenommen. Im erften Ober-
lichtfaal hängt als Hauptftüdc gegenüber der Life
von Renoir je^t Honore Daumiers fhakefpeare-
haft gewaltiger Ecce Homo. Van Goghs leiden-
fchaftliche Bildphantafien haben günftigere Plälje

erhalten, ebenfalls im Oberlichtfaal. Die Haupt-
veränderung aber betrifft die Bilder der Jüngften,
fo vor allem üüerke Noldes, Segalls und Kirch-
ners. Indern geräumigften der Seitenlichtkabinette
find nunmehr diefe Dinge vereinigt und zwar in
fchönem 3ufammenklang mit Originalwerken der
großen Anonymen aus der Südfee (Plaftiken von
den Salomoninfeln, ausNeu-Guinea, Neu-Mecklen-
burg und vom Kongo). Die beigegebene Abbildung
enthebt uns jeder weiteren Erläuterung. Gewiß ift
es ein Experiment, was hier vorgenommen wurde,
dennoch wird es den Eingeweihten und Einfichti-
gen keineswegs grotesk anmuten. Die Frage einer
Trennung von Kunft und Völkerkunde, worüber
man fid) vor nicht gar langer 3eü in Berlin
die Köpfe heiß redete und die Hände lahm fchrieb,
ift angefichts diefer Konkordanz von Mittel-
europa und Pazific gegcnftandslos geworden.
Im Gauguin-3immer vertrugen fid) fchon lange
die braunen Lieblinge des Parifer öüeltftadt-
flüchtlings mit dem ftrengen entfagungsvollen
Ernft des Shotoku Daifhi, der als erfter hod)-
geborener Japaner den CCIeg des Erleuchteten
befchritt. CLIas das jetzige 3immer der Expref-
fioniften mit der ftillen Verfammlung myfteriöfer
Fetifche aus Äntipodien zeigt, ift alfo nur eine
weitere Konfequenz der im Gauguin-3immer an-
gebahnten Ordnung. Mir ftehen nicht an, das
plaftifche Liniengewirr der Südfeeheiligen un-
mittelbar auf eine Stufe zu ftellen mit dem Band-
gefchlinge irifcher Buchornamentik, ttlas hier
flächenhaft gebunden erfcheint, überfejjt der Sa-
iomonier ins Dreidimenfionale und erfüllt auch
fo eine äußerfte, europafernfte Möglichkeit fkulp-
turalen Schaffens. Irifcße Miniaturen und wun-
derliches Gitterwerk der tropifchen Fruchtbar-
keitsdämone find gleicherweife letzte Refultate
infularer Kulturen. Dr. Höver.
Nachfchrift der Redaktion. Cüir erfahren
foeben, daß die Stadt die Erhaltung des Folk-
wang-Mufeums für Hagen durch Bewilligung der
Summe von elf Millionen Mark als Kaufpreis
an die Erben von Karl Ernft Ofthaus gefiebert
hat. Man darf fie zu diefer großzügigen Cat be-
glückwünfchen.
Verkauf der Älbertina nadj Ämerika
Aus New York wird gefchrieben: Aus voll-
kommen zuverläffiger Quelle ftammt die faft
unglaublich klingende Nachricht, daß fämtlicbe

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