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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 2
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0105

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Cbomas Couture, La decadence
desRomainS / 3u derUafel Seite 70
Cl)omas Couture (1815—1879), Skizze zu
des Malers berühmteßem Bild „La decadence
des Romains“, das [ich beute im Louvre be-
findet. Die hier reproduzierte Studie aus dem
Beptj der Bacbftifj-Galerie [teilt aller CUabrfcbein-
lid)keit nach den erften Entwurf dar, nach dem
der Künftler 1847 fein Fjauptwerk gefertigt bat.
Knapper in der Form und damit auch gedrängter
in der Kompofition, fpricbt diefer Entwurf, der
trotzdem für fid) als vollendetes Bild zu gelten
bat, in [einer zeicbnerifdjen Beftimmtbeit und der
ungemein kraftvollen malerifcben Behandlung
wefentlid) fympatbißher an als das große Bild
im Louvre, das als reine Fjiftorienmalerei Cou-
tures eigentliche Bedeutung für die Entwicklung
des malerifcben Stiles in Frankreich) viel weniger
erkennen läßt. Gerade vor diefer urfprüng-
licben Faffung des „Verfall Roms“ empfindet
man ftärker als vor anderen CUerken des Meifters
die nabe Beziehung, die z. B. Feuerbacbs CUerk
mit dem Schaffen feines Lehrers verbindet, und
ebenfofebr könnte von diefem Bilde aus eine
Verbindung zu Manet deutlich) werden, der eben-
falls, allerdings nur für kurze 3eit, Schüler von
Couture gewefen ift. Ein Vergleich der hier
wiedergegebenen erften Faffung mit dem großen
Original wird immer für die ungleich höhere
Qualität der erfteren zeugen. G. B.
Kunftpolitik
Nochmals Kulturpropaganda
in Ämerika
Das le^temal war hier die Rede von einer in
Münchens Mauern geplanten Gewerbefcbau, die
im Ausland, und vor allem in Amerika, „deutfcbe
Kunft- und Kulturpropaganda“ betreiben füllte,
und die zugleich als Münchner Unternehmen
dem CUerkbund und feinen vorficbtigen Bege-
bungen im Auslände Konkurrenz zu machen
bereit war.
Inzwifcben ift diefe Angelegenheit fo weit ge-
diehen, daß zwei Herren mit einer Anzahl von
Münchner kunftgewerblichen Gegenftänden hier
in New York gelandet find und in Bälde ihre
Schäle in einem gerade zufällig leerftehenden

Laden in der fünften Avenue auf etwa drei
Ulochen zur Aufteilung bringen werden. Erfreu-
licherweife wird das unter dem befcheidenen
Citel: „Modernes Kunftgewerbe aus München“
gefcbehen, und von der „Kunft- und Kultur-
propaganda“ ift keine Rede mehr. Da die Aus-
wahl der Gegenftände eine [ehr gute fein [oll,
fo könnte die Anstellung künftlerifd) wohl einen
fcbönen Erfolg haben (wiewohl die biefige Preffe
ein mehr als unficbererFaktor ift!). Ob es auch
ein pnanzieller fein wird, ift allerdings mehr als
zweifelhaft. Das Üble an diefer ganzen Sache
aber ift die Art, wie pe geplant war. Und das
füllte zur tüarnung dienen. Nur verfdpedene
glückliche 3ufälle haben erreicht, daß diefe Aus-
teilung nicht den fchwerften Schaden für das
gefamte deutfcbe Kunftgewerbe, ja Deutfcbtums,
hier mit ihrer tollen „Propaganda“idee anrichten
wird. Es fcbeint nämlich, als ob niemand von
den urfprünglicb Beteiligten eine rechte Kennt-
nis oder auch nur Ahnung von den biepgen ein-
fcplägigen Verpältniffen hatte, und daher kam
es, daß man auf Grund von Vorfcßlägen eines
vor einigenMonaten aus Amerika zurückgekehrten,
als biederen Deutfchen ganz vortrefflichen Bäcker-
meifters (deffen aufopferndeUätigkeit inNewYork
für deutfcbe FJilfsleiftungen keineswegs vergeffen
fei, der aber von anderen Dingen, und nun gar
von Kunft, nichts verftebt und trotzdem nun wohl
als „Amerikaexpert“ fungiert!!) ein Plakat auf
Deutfeh ausgearbeitet hatte, in dem „unter dem
hohen Protektorat feiner Durchlaucht des Fürften
von Cburn und Caxis ufw. ufw.“ die deutfcbe
Kunft- und Kulturpropagandaausftellung überall
in New York angezeigt werden füllte! Es ift kaum
zu glauben, und doch fo im Jahre des Unheils
1921 zu München gefcbehen! Und was man wohl
für Kunft für hier ausgewählt hätte!
Da nun kam diefen Fjerrfchaften ein glücklicher
3ufall zuFjilfe: der inNewYork feit Jahren an-
fäffige Künftler ttlinold Reiß, von deffen vorzüg-
lichen Porträts und anderen Studien aus Mexiko
feinerzeit hier die Rede war, traf damals gerade auf
feiner Deutfchlandfahrt in München ein und ftach
diefen Fjerren etwas gründlich den Star! Es muß
anerkannt werden, daß man ihm wenigftens
glaubte und feinen Ratfcblägen im großen und
ganzen folgte. Und fo wurde der ganze Propa-
gandarummel nebft durcblaucbtigftem Plakat über
Bord geworfen, und es wurden offenbar auch

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