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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 3
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Der Büchersammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0145

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Neue f d) ö n e Büdjer
Noch immer ift die 3abl der fdjönen Bücher oder der Bücher, die fo tun, als ob pe fd)ön
wären, zu groß, als daß der Verfud), pe alle anzeigen zu wollen, je glücken könnte, und
dazu müßte pd) eine täglich erfcheinende 3eitfcbrift mit unbefcbränktem Raum zurlVer-
fügung pellen. Eine folcbe Vollpändigkeit ift ja aud) fchließlid) nicht notwendig, da die Mehrzahl
diefer Bücher doch nur „Luxusdrucke“ pnd, deren Aufmachung fattfam bekannt iß. Es kann
alfo immer nur an eine Qeraushebung einiger guter und — weniger guter Beifpiele gedacht
werden, und es kommt nicht nur darauf an, anzuerkennen oder abzulehnen — Anerkennungen
nimmt der Verleger als eine Selbftverßändlichkeit hin, Ablehnungen beantwortet er mit (nun, fagen
wir) unfreundlichen 3ufd)riften —, fondern ein fold) kritifches Referat ßeht im Dienfte der ..weit
höheren Aufgabe, die kulturelle Bedeutung der Buchkunß zu fördern; denn das wahre fchöne
Buch iß kein Luxus. 3um wahren fchönen Buch gehört aber aud) ein wertvoller Inhalt; das ift
fo banal, daß man es kaum auszufprechen wagte, wenn nicht immer neue Beifpiele bewiefen, wie
notwendig es doch iß, es immer wieder zu betonen. ÖUenn pd) aber äußere und innere Schön-
heit miteinander verbinden und die gefamte Buchgeftaltung, aus dem Buchinhalt heraus pd) ent-
wickelnd, ein echtes Kunßprodukt fchafft, dann werden auch diejenigen, die noch immer das fchöne
Buch als einen frevelhaften Luxus, als eine Vergeudung von Material und Mitteln anfehen, doch
einmal emppnden, daß ein wertvoller Cext erft dann ganz ausgenoffen werden kann, wenn er in
der ihm konformen bud)ted)nifd)en Geßalt dargeboten wird.
Der Pantheon-Verlag in Berlin hat drei Romane des 18. Jahrhunderts neu gedruckt und
im Stile der 3eit ausgeftattet: Johann Bunkels Leben, Bemerkungen und Meinungen in
Qnger-Fraktur der Ofpzin der Mandruck-Gefellfd)aft in München, mit 16 Kupfern von Cbodo-
wiecki, von Franz 5ar>fftaengl in München hergeftellt (in verfd)iedenen Ausgaben auf Sanders-
Bütten oder holzfreiem Papier in Ganzleder oder Valbieder), J. J. Rouffeau, Die neue Fjeloife
in Schul-Fraktur der Reichsdruckerei mit 24 Kupfern von Cbodowiecki und Gravelot (in einer
Vorzugsausgabe, in der die Kupfer in der Reichsdruckerei von der Platte abgezogen wurden,
und in einer Normalausgabe, in der die Kupfer als Lichtdrucke mit Plattenrand von Obernetter
in München reproduziert wurden, in drei roten Ganzlederbänden mit Deckenzeichnung von
Güalter Ciemann oder in zwei Ganz- oder IJalbleder- oder fjalbpergament- oder Ganzleinen- oder
Pappbänden, auf Pjadern- oder holzfreiem Papier, 1200 M. — 60 M.) und Voltaire, Die Jung-
frau in Antiqua der Reichsdruckerei mit 21 Kupfern von Moreau lejeune (auch wie Rouffeaus
fjeloife in den mannigfacbften Ausgaben). Die Verausgabe aller drei ttlerke beforgte Curt Moreck,
die der „Jungfrau“ zufammen mit Magda Janffen. Bunkels Leben iß febr bübfd) im Gewand der
Bücher des 18. Jahrhunderts neu erftanden, befonders der Valbiederband mit dem Buntpapier,
dem roten Schildchen auf dem goldverzierten Rücken und dem Goldfcbnitt ift gefcbmackvoll, und
die Kupferftiche, fogar nach den Probedrucken in der Münchener Grapbifcben Sammlung vorzüg-
lich in Lichtkupferä^ung wiedergegeben, erhöhen den beftecbenden Eindruck diefer Neuausgabe.
Verdiente aber diefer Roman, den nur der Verleger der erften deutfchen Ausgabe, Nicolai, eines
Vergleiches mit Sbakefpeare und Richardfon für würdig pries, den aber öUieland mit befferem

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