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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 7
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Pelka, Otto: Kunstporzellan von Ph. Rosenthal & Co.
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Prybram, Albin von: Zwei bedeutende chinesische Porzellanplatten
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0317

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tive Kulturen, die Einfluß auf die wefteuropäifcße Kunftfpracße gewannen. Auch) in
diefem Falle konnte ßd) Rofentßal den neuartigen Einflüffen nid)t entziehen. Aber
auch ßier kommt feiner Produktion zugute, daß ße ßd) aufbaut auf dem vom künft-
lerifd)en Feingefühl durchdrungenen Boden einer bewährten und gepflegten üradition.
Die Abbildung, die wir auf einer farbigen Cafel bringen, ftammt aus diefer letjten
3eit. Sie läßt zur Genüge erkennen, daß die Manufaktur fid) nicht nur berufen fühlt,
der Ausdrucksweife öftlicßer Kulturen fid) anzunähern mit dem ihnen eigenen Formen-
und Farbenabwandlungen, deren Fjauptreiz für das weftliche Auge in ihrer ungewohnten
Linienführung und Flächengeftaltung und einer ungewohnten Koloriftik liegt, fondern
ebenfo fehr von der Notwendigkeit überzeugt ift, die europäifdje Porzellankunft mit
ihrer befonderen Vergangenheit fördern zu müffen. Pelka.

3wei bedeutende d)inefifd)e Porzellanplatten
Mit zwei Abbildungen auf zwei Tafeln Von A. v. PRYBRAM

In München find in letzter 3eit zwei importante Cl)ina-famille-verte-Platten aufgetaud)t.
Die erfte (Abb.), im Befitje der Kunfthandlung A. S. Drey, ift von Bedeutung durch
ihre Größe und die außergewöhnlich feine und künftlerifche Löfung des Dekors. Sie
ftammt aus der Frühzeit K’ang-Fjß (etwa 1675) und ift in Grün, Blau, Gelb, Aubergine,
Eifenrot und Gold bemalt (die erften vier Schmelzfarben). Das Gold ift fd)ön erhalten
und ein 3eid)en der befonders prunkhaften Ausftattung des Stückes, da es zu der 3eit
feiten, als flächenfüllende Farbe wie hier nur bei befonders koftbaren Stücken verwendet
war. Der Boden ift glafiert; Marke ein Blatt in engem Doppelkreis (blau).
Die vollkommen intakte Platte mißt 51 cm im Durchmeffer. Sujet ift eine Folge von
25 Bildern, die wohl Szenen aus einem Fjelden- oder Liebesroman oder Gedicht dar-
ftellen. Mittelpunkt ift eine männliche Dichter (?)ßgur in blauem Gewand, die auf den
meiften Bildchen, ftets aber als 3ufeher, nie aktiv, wiederkehrt.
Vermutlich wurde die Platte auf Beftellung eines hohen Fjerrn gefertigt, wie es ja
A^ode war. Diefe Beftellung, die vielleicht 3ahl und Auswahl der Szenen genau feft-
gelegt hat, ftellte eine an fiel) unkünftlerifche Aufgabe, die Füllung einer Kreisfläche
mit einzelnen Bildchen, durch welche gebunden dem Künftler eigentlich nicht die Mög-
lid)keit gegeben war, ein Kunftwerk — nur die, ein Kunftftück zu fertigen.
So hat das Dekor der Platte denn auch nicht die große Überfid)t, die künftlerifche
Anlage, die auf den erften Blick den Afpekt großzügiger Dekoration oder hoher Kunft
gewährt, der bei vielen hochwertigen Chinaporzellanen das unmittelbar Packende aus-
macht. Sie wirkt wie ein Bilderbuch-
Qm fo erftaunlicher ift es zu fehen, wie der Künftler in einer bei derartigen „illuftrativen“
Stücken für China feltenen Qleife das Ganze zu einer unerhört geiftreid) durchdachten
Gefamtkompoßtion eint, wie er diefes Kunftftück doch zu einem Kunftwerk erhebt:
Das Dekor ift durchgehend oktogonal. In der Mitte ein Achteck, umgeben von ad)t
fächer- oder blütenblätterförmigen Feldern, die zufammen das Bild der offenen Lotos-
blüte geben. Die Qmrandung, Abgrenzung der Felder untereinander und von dem
3entrumsoktogon ift dünn und zart, fo daß das Ganze fofort einheitlich zufammengehörig
wirkt. Nach außenhin ift diefe „Lotosblüte“ durch ein wefentlid) ftärkeres Band zu-
fammengefaßt, das von hier ab gegen die Peripherie der Platte zu immer breiter wird,
kongruent zur Verbreiterung der Felder, die in zwei weiteren 3°nen von je acht die
Platte füllen. Der Rand der Platte felbft ift ein Rautenmufterband, in diefem acht
Medaillons mit Po Ku, das ßd) am Rand der Rüdefeite nochmals wiederholt.
Sämtliche 25 Felder ßnd mit Bildern von ganz hervorragender Qualität ausgefüllt,
die allein fd)on die Fjand eines bedeutenden Meifters erkennen laßen.

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