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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 7
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Der Keramiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0321

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Das private Sammeln moderner Keramik
Das Sammeln alter Keramik, [ei es aus gefd)id)tlid)en oder äftßetifchen Gründen
oder aus Liebhaberei und zum 3WGCke dekorativer Bereicherung von Raum-
ausftattungen, ift eine Selbftverftändlichkeit, die darum eines Berechiigungs-
beweifes nicht mehr bedarf. Über die Berechtigung und eine gewijfe Pflicht zum
Sammeln der neuzeitlichen Erzeugniffe der üöpferkunft find die Meinungen noch geteilt
Die einen erkennen wohl an, daß die künftlerifcßen Leitungen der Moderne auf diefem
Gebiete [ich durchaus meffen können mit denen der Vergangenheit und daß die künft-
lerifchen und äfthetifcßen Klerie durchaus die gleiche Fjöhe mit jenen, die das 16., das
17. und 18. Jahrhundert gefcßaffen haben, halten. Ändererfeits hört man [ehr oft, fo-
bald es [ich um modernes Kuriftgewerbe, im befonderen um moderne keramifche Kunft
handelt, die Meinung vertreten, daß ein gewiffentjafter Sammler es nicht verantworten
könne, wollte er der Neuzeit eine gleiche Bedeutung einräumen, wie der Vergangenheit.
Äud) müffe man, um einen objektiven Maßftab zu gewinnen und anlegen zu können,
erft in eine gewijfe zeitliche Diftanz von der lebten Gegenwart kommen, um die
dauernden liierte, die fie gefcßaffen hat, erkennen zu können. Derartige Äuffaffungen
entbehren unter den nötigen Einfcßränkungen nicht einer gewiffen Berechtigung. Allein
fo wie man die Ulerke der modernen großen Kunft, alfo der Malerei und der Plaftik,
mit einer gewiffen Leidenfd)aftlichkeit längft zu fammeln angefangen hat, fo follte
man es vermeiden, einen anderen Maßftab an die ftüerke der fcßmückenden Künfte
zu legen.
Man hat gefagt, der Sammler z. B. moderner Malerei, fammelt nicht unter dem
Gefichtspunkte, die Individualität der einzelnen Künftler ßerauszuftellen, fondern er fei
von dem (Hunfche befeelt, in feine Sammlung Belege für die einzelnen Richtungen
der modernen Kunft aufzunehmen; er fammle alfo nicht individualiftifd), fondern kol-
lektiviftifd). Indeffen wäre nichts verfehlter, als das Kunftfcßaffen einer Seit in folche
etwas ftark brüchige Kategorien zu zerlegen. Die Kunft einer 3eit foll und muß als
unteilbares Ganze angefeßen werden, und darum wäre es ein Unrecht gegen die
Schöpfungen der fog. angewandten Kunft, wollte man fie vernachläffigen.
Mir fcßeint das ablehnende Verhalten der Gegenwart — die öffentlichen Samm-
lungen kommen \)ier nicht in Betracht — gegen ein fyftematifches Sammeln modernen
Kunftgewerbes auf ganz beftimmte Verlegenheitsgründe zurückzugehen.
Der (Hert alten Kunftgutes ift gewiffermaßen abgeftempelt. Es hat fozufagen einen
börfenmäßigen Kurs. Viel fcßwieriger ift es, in dem Erzeugnis der Neuzeit die Ulerte
zu erkennen, die es über den Durchfcßnitt der Cagesproduktion hGrausbeben; denn
dazu gehört nicßt nur ein Eindringen .in das Verftändnis der neuzeitlichen kunft-
gewerblichen Produktion überhaupt, fondern wie bei der Keramik im fpeziellen, ein
Erkennen der technifcßen und künftlerifcßen Geftaltungsmöglichkeiten und ein Urteil
darüber, was mit den vorhandenen tecßnifchen und künftlerifcßen Mitteln in jedem

Der Cicerone, XIV. Jaljrg., ßeft 7

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