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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 8
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Friedländer, Max J.: Die Sammlung Fritz von Harck, [2], Gemälde deutscher Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0342

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Gemälde deutfc^er Meifter
nter den deutfd)en Bildern ift der Baidung ein Monument von ßoßem Rang.


v. Fjarck i^at felbft zuverläffige Auskunft über diefe Cafel gegeben in einem Auffa^,

der 1890 im 11. Bande des Jaßrbucßs der preußifcßen Kunftfammlungen (S. 88 ff.)
erfcßienen ift. Seitdem fteßt das Bild in der Baldung-Literatur auf feinem richtigen Platj,
obwohl es in Seußlife, von CUenigen gefeßen, auf das allgemeine Urteil kaum gewirkt ßat.
Die Cafel ift 97 cm ßocß und 73 cm breit. Dargeftellt find die fieben Ältersftufen
des deibes. Die Figuren reigenartig miteinander verbunden, füßren den Ablauf des
Lebens vor Augen, (Herden und Vergeßen. Von der Signatur des Meifters find Refte
zu entdecken. Und das Datum Ao. 44 ift lesbar. Danacß ßat man das tüerk datiert:
1544. Es wäre das bei weitem fpätefte in der langen Reiße Baldungfcßer Ge-
mälde. Der Meifter ftarb 1545. 3um Verftändnis feiner Entwicklung wäre das Bild
mit der fpäten Jaßreszaßl — als Scßlußpunkt — auffcßlußreicß. Stilkritifcße Erwä-
gungen beftätigen, daß die Scßöpfung an das Ende geßört. Das nackte UCIeib war
dem Straßburger Meifter zu allen 3eiten, alfo von 1507 etwa bis zu feinem Cod, ein
willkommenes Cßema. Namentlicß wenn man außer den Gemälden die Segnungen
und Fjolzfcßnitte berückficßtigt, kommt man zu einer langen und faft lückenlofen Kette.
Das Früßere wirkt leidenfcßaftlicß und groß, das Spätere zierlicß und küßl. Die ßöße
erreicßte Baidung um 1525, als er die Venus fcßuf, die ficß jet^t in der Sammlung
Kröller im Fjaag befindet. Die Stilwandlung, die offenbar wird, kann ebenfowoßl als
Ablauf individuellen Scßaffens betraeßtet werden wie als der Uleg des 3eitgefcßmacks.
Cranacßs Linie läuft parallel. Diefer Baidung geßörte zu den fürftlicß Liecßtenfteinfcßen
Sammlungen, wurde aus Empfindlicßkeit gegen die peinlicße Entßüllung und 3urfcßau-
ftellung ausgefeßieden und 1881 in Paris verfteigert.
Der Apoftelkopf, der dureß die Signatur als eine Arbeit Fjans Leonßard Scßaeufe-
leins gefießert ift, wurde von U. Cßieme in feiner 1892 erfeßienenen Biograpßie (Scß.
malerifcße Tätigkeit, Leipzig, E. A. Seemann, S. 69) als eine „Studie“ betraeßtet, nießt
als ein Brucßftück. Das Bild, das 26,5 cm in der Fjöße und 20,5 cm in der Breite
mißt, ift auf Pergament gemalt. Das fprießt für Cßiemes Auffaffung. Der mit offenem
Mund ftark erregt aufwärts blickende Apoftel geßört vermutlicß zu einer Fjimmelfaßrt
Mariae. In Scßaeufeleins Epitapß von 1517 in der ftädtifeßen Sammlung zu Nörd-
lingen mit der Fjimmelfaßrt und Krönung Mariae ift unfer Apoftel freiließ nießt zu finden.
Die Bafel, die den Dracßenkampf des ßl. Georg als ein ritterlicßes Abenteuer erzäßlt,
ift offenbar eine füddeutfeße Arbeit aus der 3eit um 1520. Sie mißt 91 cm in der
Fjöße und 49 cm in der Breite. Frife v. Fjarck ßielt den Augsburger Meifter Leon-
ßard Beck für den Autor diefes Altarflügels, zu dem es ein Gegenftück mit dem
Martyrium zweier Brüder gibt. Leonßard Beck, der im Gefolge Fjans Burgkmairs als
3eicßner für den Fjolzfcßnitt tätig war, ift als Maler aus Signierten oder irgendwie ge-
fießerten Ulerken nießt bekannt. Man ßat ißm verfueßsweife einen ftattlicßen ßl. Georg
in den k. k. Fjofmufeen zu dien zugeteilt. Und mit der Uliener Cafel zeigt unfer
Bild, namentlicß im Landfcßaftlicßen, einige Verwandfcßaft. Sicßer ift die Beftimmung
weder für diefes noeß für jenes Stück. Die Ricßtung, in der zu fueßen ift, wird immer-
ßin dureß den Namen gewiefen.
Nocß weniger beftimmt vermag icß rnieß über die weiblicße Fjeilige, die ßeilige Ge-
novefa, zu äußern, die mit einer Kerze in den Fjänden Vor einer Mauer fißt. Süd-
deutfeß gegen 1500. Enger kann icß den Kreis nießt zießen, kann aueß die ßeilige
naeß dem Attribut der Kerze nießt benennen.
Die Cafel mit Anna felbdritt, der ßl. Barbara und Katßarina ßabe icß berückficßtigt
in meinem Auffat} über den Meifter von Frankfurt im Jaßrbucß der preußifeßen
Kunftfammlungen (XXXVIII, 1917, S. 148, Nr. 28). Der Maler, der ein Niederländer
ift, nießt etwa, wie der Name erwarten läßt, ein Deutfcßer, ßat mit Vorliebe das rußige

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