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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 8
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Friedländer, Max J.: Die Sammlung Fritz von Harck, [2], Gemälde deutscher Meister
DOI Artikel:
Vogel, Julius: Die Sammlung Fritz von Harck, [3], Gemälde moderner Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0347

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Beieinander gefitteter und anmutiger Frauen dargeftellt. Er hat die Glieder [einer Kom-
pofitionen fcßematifd) wieder und wieder verwendet. Die beiden weiblichen fjeiligen,
die unbeteiligt rechts und links fteßen, Jlnd für Flügelbilder erfunden. Die 90 cm breite,
57 cm hohe Cafel ift aus einem Diptychon entftanden, deffen Gliederung in den fym-
metrifcß geftellten Baumftämmen nachklingt. D0I3 der fcßwerfälligen und ärmlidhen
Erfindung gehört das Bild mit feiner warmen und harmonifcßen Färbung zu den guten
Leiftungen des vermutlich in Antwerpen zwifchen 1490 und 1520 tätigen Meifters.
Max ]. Friedländer.

Gemälde moderner Meifter
Kunftwerke moderner Meifter zu fammeln entfprach weniger den Neigungen von
Fritj von Fjarck. Er befaß zwar für folche Hlerke ein nicht minder feines Verftändnis
wie für die älterer Kunft, er hatte von MaxKlinger eine beachtenswerte Sammlung
fchöner Blätter zufammengebracßt und u. a. auch fd)öne grapßifcße Arbeiten von Otto
Greiner erworben, er war Mitglied des Vorftandes des Leipziger Kunftvereins, der be-
kanntlich fein Intereffe beinahe ausfcßließlicß der Pflege neuer und neuefter Kunft wid-
met. Aber dem Gefchmack des feinfinnigen Mannes entfprach es mehr, Hlerke älterer
deutfcher und namentlich italienifcher Meifter zu fammeln, wie an anderer Stelle be-
reits eingehend dargelegt worden ift. In den Prunkräumen feines vornehmen Stadt-
haufes an der Karl Caucßnifeftraße in Leipzig, wo man zu Lebzeiten feines Vaters
Gemälde von Künftlern des 19. Jaßrßunders an den (Händen faß, hätten folche
ftLIerke inmitten der von ißm umgeftalteten Einrichtung, umgeben von den alten
oder im Gefchmack früherer 3eiten gearbeiteten Möbeln und den zahlreichen kunft-
gewerblicßen Erzeugniffen aus früheren 3eiten, wie ein Fremdkörper gewirkt. Auch
in den teilweife ähnlich eingerichteten Zimmern des Scßloffes zu Seußlit} war der
Qauptnacßdruck auf die alte Kunft gelegt. Aber wenige wertvolle Stücke follen doch
auch aus der modernen Kunft aus feinem Befitj an das Mufeum der bildenden Künfte
gelangen. Schon im Jahre 1910 hatte er, als er kurz zuvor in den Vorftand des
Leipziger Kunftvereins gewählt worden war, gleicßfam als Morgengabe dem Mufeum
eine aus dem Jahre 1877 ftammende wundervolle Landfcßaft gefcßenkt, ein Motiv aus
dem Hlebicßt bei HIeimar, von dem erft nach feinem Code zu Rußm und Anerkennung
gelangten weimarifcßen Maler Karl Buchholz. Von den in feinem Nachlaß befindlichen
HIerken moderner Kunft, deren Mehrzahl, wenigftens was die Gemälde betrifft, woßl
aus dem Befitje feines Vaters Julius Fjarck ftammen mochte, konnte im Fjinblick auf
die ausdrückliche lefetwillige Verfügung auf eine Reiße von Gemälden folcßer Meifter
verzichtet werden, die bereits mit anfeßnlicßeren oder befferen HIerken im Mu-
feum vertreten waren. Es gilt das ßauptfäcßlich von HIerken von Schirmer, Preller
und anderen Landfcßaftern des 19. Jahrhunderts. So wurden nur zwei neuere Ge-
mälde für die künftige ßarckftiftung ausgewäßlt: ein ausgezeichnetes, nicht eben
großes aber durch feinfte Qualität ausgezeichnetes Gemälde, ein Flußübergang (Motiv
aus der 3eit des 30jährigen Krieges) von Hlilßelm von Diez, fowie ein humorvolles,
durcß zaßlreicße Nachbildungen in aller Hielt bekannt gewordenes Paftellbild, das Idyll
eines neben einem Fjunde auf einer Bank an einem Heieße fixenden nackten Kindes
von Bruno Piglßeim, mit dem Fjarck ebenfo wie mit Franz von Lenbacß, naße befreundet
war. Fjierzu kommen noch die beiden Bildniffe, die Fjarck ausdrücklich dem Mufeum
beftimmt ßat: die Cerrakottabüfte feines ißm in der äußeren Erfcßeinung fo ähnlichen
Vaters, Julius Fjarck, von der ßand Adolfs von Fjildebrand, fowie fein eigenes Bildnis
von Franz von Lenbacß. Diefes letztere foll beftimmt fein, den hochherzigen Stifter
dereinft in der feinen Namen tragenden Sammlung bei künftigen Gefcßlecßtern fort-
leben zu laffen. Alle, die Frijj von Fjarck in feiner Jugend nicht gekannt haben, mutet
das an fid) ausgezeichnete HIerk Lenbacßs etwas fremdartig an, denn dem jugendlichen

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