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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 8
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0377

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Ausheilungen

nämlich: Grablegung Clrjrifti, dritter 3uftand, un-
gefähr 1654 entftanden; eine Reihe von vier Dar-
ftellungen aus der Leidensgefchichte Chrifti, 1654
entftanden. Stehender Jude mit hoher Mü1je aus
dem Jahre 1639; radiertes Bildnis von Johannes
Cornelisz Sylvius, pgniert Rembrandt 1634. Eine
wichtige Erwerbung bildet ferner das in Rem-
brandts Nachlaßlifte aufgeführte „Kunstboek met
teekeningen van de principaelste meesters van
de heele werelt“. h-
Barmen
Die Galerie des Kunftvereins (Ruhmeshalle)
kaufte von Klalter Dexel das Gemälde „Lo-
komotive 1920“.
(Ulen
Das Bildnis des Dichters Jules Romains von
Le Fauconnier iftin den Beph der Albertina
übergegangen. Eine Reproduktion diefes Bildes,
früher im Befitj der Galerie Billiet in Paris, brachten
wir in Verbindung mit einem Artikel über Fau-
connier von Friedrich Markus Fjuebner in fjeft 4
diefes Jahrganges des Cicerone.
Äusftellungen
Berliner Äusftellungen
Mit merken aus der lebten Schaffensphafe
des Künftlers wurde die Erich Fjeckel-Hus-
ftellung im Kronprinzenpalais eröffnet.
Eine erftaunliche Produktionskraft fpricht aus
diefen (Händen und Sälen von Gemälden, die
zu einem Vergleich mit früheren Hlerken, von
denen viele im Befiße der Galerie find, auf-
fordern. Hlir glauben zunächft eine leichte, aber
merkliche Abkühlung in der leidenfchaftlichen
Ausdrucksform heckeis feftftellen zu können.
Der Gefühlsgehalt diefer neuen Arbeiten wendet
[ich unverkennbar dem Idyllifchen zu, das nun,
entkleidet von mancher Bizarrerie, namentlich
im Figürlichen, abfolut zum Übergewicht gelangt.
Die Landfchaft ift verfeinert, verträumt. Ihre
Linien find äußerft groß gefehen und von höchft
organifcher Struktur. In den verhältnismäßig
wenigen Gemälden mit gefteigerter Leidenfchaft-
lid)keit gerät die Farbe häupg zu bunt. Je in-
tenfiver, defto bunter werden die Farben. Über
diefen kleinen Verirrungen fehen wir aber Land-
fchaften von unvergleichlicher Schönheit und
Einfachheit. Überhaupt ift die Vereinfachung
des Empßndens und der damit verbundenen
Lineatur befonders der Landfchaft zugute ge-
kommen, während das Figürliche dadurch teil-
weife [chwächer erfcheint. Seltfam berührt es,
daß die reinen, vollen Farben diefes Künftlers
im Aquarell auffallend verblaffen, ohne zu ge-
fättigten 3ufammenklängen zu gelangen. Im
allgemeinen läßt fich eine größere Ruhe kon-
ftatieren, die jedoch nicht frei von Ermüdunq
wirkt.

Arbeiten aus verfchiedenen 3eiten pmd von
Schmidt-Rottluff im Kunftfalon Gold-
fchmidt & mallerftein ausgeftellt. Es find
durchweg fehr gute Bilder des Meifters, die
aber nichts Neues über feine Art ausfagen, zu-
mal gleichzeitig eine umfangreichere Schau
feiner jüngften merke im Kunftfalon fjeller ftatt-
findet. (Vergl. Cicerone, h- ?•) Verfchiedene
Entwiddungsftadien weifen auch die Arbeiten
Anton Kerfchbaumers auf. Man möchte
aber den älteren den Vorzug geben. Sie find
bildmäßig gefcßloffener und markiger. In dem
Beftreben, die Gegenftände und Farben mehr
aufzulöfen, nehmen pe einen füßlichen Schimmer
an. Am ftärkften find die 3eid)nungen Kerfch-
baumers, denen in bezug auf präzifen Ausdruck
der Vorzug vor feinen neueften Gemälden gebührt.
Eine intereffante Ausftellung von Entwürfen
für das gegenwärtig im Cheater des meftens
zu Berlin gaftierende Schwedifche Ballett ver-
anftaltet die Galerie Flechtheim, hervor-
ragende Künftler mehrerer Nationen ergehen pch
hier bald in leichten zeichnerifchen oder kolo-
riftifchen Andeutungen, bald in abgefchloffener
Bildwirkung. Nils von Dardels reiche, gro-
teske Phantape fcpuf das „Narrenhaus“, Karl
Fjofer bringt markante Ölgemälde, Pierre
Bonnard zeigt eine blaue Farbenfymphonie,
Irene Goefchen Cänzerinnen von fcpweben-
der Leichtigkeit, Ern ft Stern offenbart das
Rafpnement des dekorativen Ojeatermalers,
Marie Laurencin u. a. erfchöpfen die Grazie
in köftlichen Bewegungsmotiven. Viele Künftler
wie Ernefto deFiori, Hermann haller u. a.
wußten fich an den weichen, rhythmifchen 3ügen
der Prima ballerina Carina Ari zu infpirieren.
Es ift ein buntes Gemifch der eigenartigften
Einfälle und Launen, denen hier die Kunft Geift
und Emppnden dargeliehen hat.
Im 3eichen des Cheatralifchen fteht auch die
Kollektivausftellung des Ruffen Georg von
Pofchedajew im „Sturm“: eine Reihe von
Entwürfen für Cheaterdekorationen und Koftüme.
Die kubiftifche Flächengliederung ergibt eine
äußerft lebendige Farbigkeit, die abwechslungs-
reich ins Phantaftifche fteigt, ohne dabei den
Boden einer bunten mirklichkeit zu verlieren
Eine Serie landfchaftlicher Aquarelle von Franz
heckendorf zeigt die Gutenberg-Buchhand-
lung. Es find frifche Natureindrücke mit im-
prepioniftifch-bewegter Staffage. Die feine Be-
handlung des Dimenfionalen erinnert oft an Japan.
Die unruhige, leidenfchaftliche Erregung bei ku-
bifcher Gliederung der Bildßäche verrät aber
eine etwas gleichförmige Mache, die mehr einem
gewandten Handgelenk als innerem Ringen ent-
fpringt.
Fjingewiefen fei noch auf die Ausftellung von
3eid)nungen und Radierungen Emil Orliks
in der Neuen Kunfthandlung, die eine ftoff-
lid) feffelnde Überficht über das neuere Schwarz-

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