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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 10
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Der Graphiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0452

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3ur 3eid)nung eines Hntwerpener
Manieriften um 1520
Mit einer Tafel
Das hier wiedergegebene Blatt aus dem Befitj von Ä. S. Drey in München wurde
1914 mit der Sammlung Andre in Paris verweigert und gelangte von dort in
die Sammlung Rodriguez, die im lebten Frühjahr in Ämfterdam unter den Fjammer
kam. Dargeftellt ift eine ^eilige Familie, umgeben von mufizierenden Engeln, vorn in
Anbetung kniend die 1)1. Katharina und die 1)1. Barbara. Offenbar ift diefe delikate
Federzeichnung der Entwurf zu einem heute nicht mehr feftftellbaren größeren Altar-
bild gewefen, was aus der Aufteilung der Fläche in Quadrate mit Sicherheit gefchloffen
werden darf.
Uler übrigens von diefer 3eid)nung einen Rückfd)luß auf die Befonderßeit jener
„Manieriften“ ziehen wollte, über die zuerft Friedländer im Jahrbuch der preußifeßen
Kunftfammlungen, 1915, und neuerdings in einem der kleinen Bändchen der Seemann-
fd)en Bibliothek der Kunftgefcßicßte (Nr. 3) zufammenßängend gefeßrieben hat, würde
waßrfcßeinlich zu ziemlich falfcßen Vorftellungen gelangen. Denn gerade das, was
Friedländer als Manier kennzeichnet, nämlich „unnaives Geftalten im Gegenfat} zu ge-
funden!, organifeßem und originalen Schaffen“ feßeint diefem klaren, überßcßtlid) ge-
gliederten und aueß in feinem rein malerifcßen Gefüßl durchaus ausgeglichenen Ent-
wurf völlig zu feßlen. Aucß die Curbulenz der Bewegung, die ftark affektierten Geften
und die Verrenkung der Glieder — die fonft allgemein das Kennzeichen diefer Manieriften
find — wird man auf diefer Federzeichnung vergeblich fueßen. Diefe ßat im Gegen-
teil noeß durchaus die gotifeße Linie und zumal die Behandlung der Architektur und
der Landfcßaft weift im Gefüßl für Überlieferung meßr faft auf Brügge als auf Ant-
werpen l)in. Lediglich die Bewegtheit der Gewänder, in der der Kulturgefcßicßts-
pfycßologe vielleicht etwas von der inneren 3erriffenl)eit der Epoche wiederfinden
möcßte, zeigt in die Richtung jener Meifter, für die die tilerke eines Jan de Beer und
Jan de Cock befonders cßarakteriftifcß find. Dem inneren Ausdruckswert naeß fteßt
die 3eicßnung dem von Friedländer befonders feßarf erkannten Antwerpener Meifter
von 1518 am näcßften, der äßnlidß nocß Gotiker ift wie unfer Künftler. Aber trotzdem
ift es meßt möglich, diefen Meifter als Urheber der feßönen Segnung anzufpreeßen.
G. B.

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