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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 14
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Pazaurek, Gustav Edmund: Zur Geschichte des Biedermeierglases
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0592

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wairt und auf baldigen Erwerb angewiefen, zu Verwandten, die, felbft Künftler und
Kunftgewerbler, ihn nicht nur bereits am 27. November 1781 an die Kliener Kunft-
akademie (zu Füger) brachten, wo verfdjiedene Lehrlinge der Porzellanfabrik il>re erfte
ünterweifung zu erhalten pflegten, fondern ihn auch in die tieferen Geheimniffe der
Porzellanmalerei einweihten. Sein Schwager Jakob Peter, bei dem er wohnte, war in
jener 3eit an der Kliener Porzellanmanufaktur als Landfdjaftsmaler angeftellt worden,
dod) hatte er feit 1801 die Erlaubnis, fid) aud) als ßausmaler zu betätigen. Aud)
Kotfigaffer, der für die l)ol)e Kunft denn dod) nid)t genügend ftark veranlagt war,
kam bereits 1784 ebenfalls an die Porzellanmanufaktur, wo er, zumal iljm mit der 3eit
eine äl)nlid)e Vergünftigung gewährt wurde, volle 56 Jahre bis zu feiner Penfionierung
im Jahre 1840 vorwiegend als Deffinmaler tätig blieb und — mit der Malernummer 96 —
eine fel)r ftattlid)e Reihe von Porzellanen, vorwiegend Gefdjenktaffen, in liebevoller
Kleife dekorierte. Als er fpäter feinen eigenen ßausftand begründet und in jenes 5aus
Nr. 227 in der Alfervorftadt zog, das er nod) lange nachher mit dem feit 1804 nid)t
mehr offiziellen Straßennamen „Spanifd)er Spitalberg“ bezeld)nete, blieb er in
ähnlicher Gefellfcßaft mit anderen Angeftellten der Porzellanfabrik, die in demfelben
fjaufe wohnten, nämlich dem tüchtigen Modelleur und Graffifd)üler Johann Sdjaller, der
ebenda 1807 nachweisbar ift, dem Landfcßaftsmaler Jakob Sd)ufried (1812), der vor-
nehmlich Kliener Profpekte auf Porzellan fefthielt (1798—1857), dem Deffin- und Blumen-
maler der Fabrik Franz Mahlkned)t (1783—1812), den wir mit dem Fabriksboffierer
Franz Moor 1814 im gleichen Fjaufe antreffen1, von denen ihm einer oder der andere
nach 1811 auch bei feinen Gläfermalereien geholfen haben mag.
Als nämlich Gottlob S. Mohn im Jahre 1811 aus Dresden nach Klien überfiedelte,
um zunäd)ft bei dem damaligen Profeffor der technifd)en Chemie am polyted)nifd)en
Inftitut und nachherigen (feit 1827) Direktor der Kliener Porzellanfabrik feine chemifchen
Kenntniffe zu erweitern und zwei Jahre fpäter in der romantifchen Ritterburg, die Kaifer
Franz in Laxenburg erftehen ließ, ein dankbares Betätigungsfeld gefunden hatte, wurde
der zwanzig Jahre ältere Kothgaffer — ohne feine Fabriksanftellung aufzugeben — fein
unzertrennlicher Genoffe; er begleitete ihn nicht nur dorthin, fondern auch auf das
fteiermärkifche Schloß Brandhof des Erzherzogs Johann, wo beide große, bunte Glas-
fenfter ohne Verbleiung fchufen, ungefähr in der Art des M. S. Frank in Nürnberg,
der ihnen einige Jahre vorausgeeilt war und die Porzellanmalerei, der er früher eben-
falls oblag, aufgegeben hatte. Bei aller Anerkennung der chemifch-ted)nifchen Leiftungen
der erft wieder aufkommenden durchficßtigen Bildmalerei auf Glas berühren uns heute
die ungemein grellen „altdeutfchen“ Schnörkel und Klappen um die Bildniffe der Mit-
glieder des habsburgifd)en Fjerrfd)erhaufes innerhalb der ganzen laxenburger Eheater-
gotik erheiternd. Klas Kothgaffer in derfelben Richtung in der Pfarrkirche von Feiftrifcj
(bei Afpang) in Niederöfterreich fowie fpäter für den Dom von Kurin gemacht, bedeutet
keinen wefentlichen künftlerifchen Fortschritt. Kleine, liebenswürdige Calente haben fid)
da an Monumentalaufgaben gewagt, denen ße nid)t gewad)fen fein konnten, felbft
wenn M. Loder, der Kammermaler des Erzherzogs Johann, oder gar Schnorr von
Carolsfeld die Kartons dazu gemacht hatten. Die ganze 3eit> die künftlerifd) doch
nur im Kleinen groß war, fpiegelt fid) unendlich fympathifcher wieder, wenn Mohn
z. B. das Schloß Feiftrife2 oder Kothgaffer den Erzherzog Johann3 (Äbb. 1) auf Crink-
1 Feftftellung von Ärcßivdirektor Hermann Fjango. — Daß fid) Kotßgaffer in der Kliener Porzellan-
fabrik 1804 in Gefellfdjaft des beften Blumenmalers Jofef Nigg oder gar des fpäter berühmten
Miniaturmalers M. M. Daffinger einen erften Preis holte, fprid)t gewiß für feine Verwendbarkeit,
allerdings mit der Befd)ränkung auf die Deffinmalerei.
3 Pokal mit der Moßn-Signatur von 1815 (mit Bronzefußergänzung), der uns zunäd)ft in Klien
bei der Auktion Dr. Köhler (1917; Nr. 685), dann ebenda bei der Auktion E. Fjerzfelder i (1921;
Nr. 557) begegnet.
8 Sammlung von Dr. Figdor in Klien, dem id) ebenfo wie Dir. Dr. Sauerlandt-Hamburg, Fjofrat
Dr. Crenkwald oder den Sammlern Karl Mayer und St. Rath-KIien, Präfident L. Bondy, Oberdirektor
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