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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 15
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Biermann, Georg: Die Sammlung Chillingworth: Versteigerung am 5. Sptember in Luzern
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0682

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Die Sammlung Gailling wort!)
Verweigerung am 5. September in Luzern Mit einer Tafel


Der nunmehr vorliegende, mit einer Fülle erßklaßiger Lichtdrucktafeln ausge[tattete Katalog,
den die drei an derHuktion beteiligten Kunftßrmen herausgebracht haben, umfaßt 118 Num-
mern, von denen 117 auf die alten Gemälde entfallen, während als einziger Hppendix
moderner Kunft ein Bismarckporträt Lenbadjs am Schluß aufgeführt wird. Geftattet der reiche
Bildteil diefes Kataloges, der wohl alle GIerke von befonderer Bedeutung reproduziert, ein ürteil
über Hnlage und Qualität des Ganzen, dann darf man behaupten, daß die Verfteigerung diefer
mit ungewöhnlicher Energie und nicht zu bezweifelnder üreffßcherheit im Verlauf weniger Jahre
zufammengebrachte Sammlung für den europäifchen Kunftmarkt durchaus kein alltägliches Er-
eignis fein wird. Daß pd) in der Reihe der hier vereinigten GIerke manches Stück befindet, das
einem aus dem Kunfthandel, aber auch aus Venten der lebten Jahre längft bekannt ift, bedeutet
nichts gegenüber der Catfache, daß die Sammlung als Ganzes eine vorbildliche Gefdjloffenheit
beflißt und das Gefamtniveau der hier vereinigten GIerke eine beträchtliche Höhe aufweift.
Das Vorwort des Kataloges unterftreicht nicht ohne Hbpcht die Catfache, daß ein fo vorzüg-
licher Kenner wie Max J. Friedländer den Sammler mit feinem Rat unterftütjt hat und daß
auch die — wie mir fcheinen will — fehr vorpchtigen 3uf<hreibungen der einzelnen merke auf
dem ürteil diefes Kenners baßeren. Das gibt dem Katalog von vornherein feinen unbezweifel-
baren wiffenfchaftlichen Giert.
Fünf Hauptabteilungen gliedern die Schäle diefer 117 Gemälde alter Meifter, die ßch nach üm-
fang und Bedeutung nicht ganz das Gleichgewicht halten. Immerhin fdbeint es Herrn Chilling-
worth in erßer Linie darum zu tun gewefen zu fein, im Kleinen einen Husfchnitt aus der euro-
päifchen Kunftentwicklung vom 13. bis 17. Jahrhundert zu veranfchaulichen und innerhalb der
einzelnen Schulen neben den typifdjen Qauptmeiftern auch an Hand zahlreicher gut gewählter Beifpiele
ebenfalls den Gefamtverlauf einer Epoche zu verdeutlichen. In folchem 3ufammenhang bekommen
auch die nach allgemeinen Richtungen hin orientierenden, nur territorial enger umgrenzten merke eine
gewiffe programmatifche Bedeutung, die den Charakter der Sammlung vielfagend unterßreid)t.
Den Huftakt geben die Niederländer des 15. und 16. Jahrhunderts, eine Hbteilung, die
vor allem auf internationales Intereffe rechnen darf. Glas hier an merken verzeichnet iß, mögen
einige Meifternamen andeuten, die für ßch, auch ohne Kommentar, den Charakter diefer Hbteilung
zur Genüge kennzeichnen. Hauptwerke wie die beiden Hltarßügel von Hlbert Bouts, die Madonna
von Ifenbrant, das männliche Bildnis des Meifters von Flemalle, das Maximilianporträt und eine
hl. Jungfrau des aus Hntwerpen ftammenden Meifters von Frankfurt oder die dem Kreife der
Hntwerpener Manieriften naheßehenden Gottesmutter mit Stifter ßnd neben anderen merken diefer
13 Nummern umfaffenden Hbteilung jedes gleichmäßig wertvoll durch Qualität und kunftgefchicht-
liche Bedeutung.
Unter den Hrbeiten der flämifchen Schule des 17. Jahrhunderts (Kat. Nr. 14—24) ßeht
eine wundervolle allegorifche Skizze von Rubens, „Sieg der Einigkeit über die 3wietracht“, eine
Studie zu dem Bilde des Meifters für den Bankettfaal in Glhitehall an erfter Stelle. Ihr gefellen
ßch einer jener bekannten Hpoftelköpfe van Dycks und eine fehr raßige „Flucht nach Ägypten“
von Jordaens neben Hrbeiten des jüngeren Pieter Breughel, Suftermans und einigen Schulbildniffen
der gleichen Epoche.
3u der dritten Hbteilung, die die holländifchen Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts
verzeichnet (Kat. Nr. 25—38) ßnd die beiden merke von Rembrandt, in erßer Linie das wunder-
volle Bildnis der Schwefter Lisbeth vom Jahre 1633 und daneben die Studie eines jungen Alädcßen-
kopfes (ehemals in der Sammlung H. Oppenheim), wohl aus den fünfziger Jahren, alles über-
ragende Höhepunkte. Nicht minder bedeutend durch Qualität die köftliche Glaffermühle von
Meindert Hobbema und der kleine, bezeichnete und 1656 datierte Metfu. Kunftgefchichtlich nicht
weniger vielfagend auch die wundervoll erhaltene und fehr delikate Y)\. Magdalena des Jacob
Cornelisz von Hmfterdam, der qualitativ etwa die beiden Bildniffe des Jan van Scorel an die
Seite zu (teilen find. Huch in diefer Hbteilung außerdem noch einige charakterißifche Hrbeiten
kleinerer Meifter wie E. van der Velde, J. de Ulet, Hntonis Mor u. a.
Hn innerer Gefchloßenheit und Vielfeitigkeit im Einzelnen ßeht die vierte Hbteilung, die die
merke deutfcher Herkunft des 15. und 16. Jahrhunderts vereinigt, im eigentlichen Brennpunkt

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