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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 15
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0687

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Sammlungen
Die3ukunft des Folkwang-Mu feums
Nachdem die vor einigen Monaten auf Ein-
fprud) der Stadt Fjagen ergangene einpweilige
Verfügung aufgehoben worden ift, hat nunmehr
die Stadt Effen den Kauf des Folkwang-Mufeums
vollzogen und die Oßhausfcßen Sammlungen
übernommen. Ob die Stadt Fjagen ihrerfeits
noch gegen die Erben von Ofthaus prozeffual
Vorgehen wird, ift für das Schickfal des Mufeums
felbft völlig belanglos. Das feinerzeit fchon be-
rufene Kuratorium fürFolkwang, dem u. a. auch
der Reichskunftwart angehört, wird bereits in
Kürze zu einer erften Sitzung zufammentreten
und vor allem über die Perfonalfrage entfctjeiden.
Diefe ift im wefentlichen abhängig von einer
Klaufel im Ofthausfchen Ceftament, nach der der
leiste Privatfekretär des verftorbenen Mäzen, ein
zwanzigjähriger Jüngling namens Frißfche, der
zu feinem Ceil auch Miterbe des Ofthausfchen
Vermögens geworden ift, nach Äbfolvierung
feines kunfthiftorifchen Studiums als Direktor
des Folkwang-Mufeums anzuftellen ift. Diefe
an fid) feltfame Verfügung kann natürlich die
Kuratoren des Mufeums nicht abhalten, zunädjft
nach einer geeigneten Perfönlichkeit Äusfchau
zu halten, die etwa als Kuftos die Leitung der
Sammlung zunächft zu übernehmen hätte. Jeden-
falls denkt man in Effen fehr ftark daran, den
bisherigen Mufeumsdirektor ErnftGofebrud), dem
mit Recht im Kampf um Folkwang das Fjaupt-
verdienft zukommt, zum Leiter der ftädtifchen
Kunftfammlungen zu beftellen, derart, daß ihm
auch dasFolkwang-Mufeum untergeordnet würde,
ttler Gofebruchs Perfönlichkeit und taktfichere
Begabung kennt, muß diefen Gedanken als durch-
aus glücklich begrüßen. So oder fo darf fid)
die deutfche Kunftgemeinde nun aber aufrichtig
beglückwünfcben, daß eine Stadt mit fo ftarker
aufftrebender üendenz wie Effen Fjüterin eines
der fchönften künftlerifchen Fjinterlaffenfd)aften
geworden ift.
Kopenhagen
Mufeumsdirektor Emil hannover, der Leiter
des „Danske Kunftinduftrimufeum“ hat kürzlich
in einer reich ausgeftatteten, illuftrierten Schrift
von bedeutendem Qmfang einen Jahresbericht
über feine Güirkfamkeit 1920/21 veröffentlicht.
Die Tatfache, daß Fjannover, ein Cyp ähnlid)

dem alten Juftus Brinkmann und einer der beften
Kenner auf dem Gebiete der angewandten Kunft,
fpeziell der Keramik, fchon feit Jahren den Äus-
bau des ihm unterteilten Mufeums in groß-
zügigfter Cüeife leitet, erfährt durch den neuen
Bericht einen befonders vielfagenden Beleg.
Diefer veröffentlicht aus allen Abteilungen erft-
klaffige, kunphiftorifd) ungemein wichtige Neu-
erwerbungen. Von diefen feien aus der Abteilung
derPlaftik erwähnt: ein prachtvolles franzöfifches
Marmorfragment, eineKalkfteinftatue desSt.Peter
aus dem 13. Jahrhundert fpanifchen ürfprungs
und eines jener unvergleichlich fchönen Stein-
reliefs aus der I)an-3eit, das für die Urfprünge
der d)inepfd)en Kunft befonders auffchlußreid)
ift. Überhaupt fcheint fid) Hannovers Vorliebe
neuerdings ganz befonders diefem Gebiet zuzu-
wenden, denn auch die übrigen Neuerwerbungen
d)inefifd)er Bronzen, Keramiken und Porzellane
find Stücke von ganz hervorragender Qualität.
Naturgemäß wird ein Mufeum von fo ausge-
prägten nationalen Grundlagen in erfter Linie
immer wieder auf die Dinge des eigenen Landes
zurüdtgreifen, aber was der Bericht fonft noch
an Neuerwerbungen verzeichnet (iflamifd)es,
italienifches und deutfches Kunftgewerbe) hat
durchaus interationale Bedeutung und ÜUertung.
An Einzelftücken fallen befonders ein Elfenbein-
kamm mit prachtvoll erhaltenen Sd)nißereien
auf, der mit der Datierung um ca. 1400 reichlich
fpät angefeßt zu fein fcheint, während man der
Provenienz aus Norditalien durchaus zuftimmen
kann. — Sehr reich ift auch diefes Mal die Ab-
teilung der Fayencen bedacht worden, darunter
wundervolle iflamifche Stücke, neben denen pd)
die franzöfifchen Fayencen (Rouen, Nevers,
Marfeille pp.) aber auch die deutfchen von Ans-
bach, Reval, Schleswig fcßwer behaupten können.
Alle diefe Dinge find durch Fjannover bereits
kunfthiftorifch eingehend befchrieben und ver-
arbeitet, weshalb gerade diefer Jahresbericht für
Sammler und Kunftforfcher gleich wichtig ift. r.
Mündjen
Die bayerifche Staatsgalerie hat bei Gelegen-
heit der Ausftellung der „Prinzregentenbilder“
von Max Slevogt in der Galerie Cpannhaufer
den größten Ceil diefer Serie erworben, ebenfo
wie jeßt das bedeutende Bild „Gartenecke“ aus
der großen Slevogt-Ausftellung, die Eßannhaufer
während der Sommermonate zeigt.

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