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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 16
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0726

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Sammlungen — Äusftellungen

gegraben haben. Es ftammt aus der 3eit kurz
nach dem ünglück des großen Unheimlichen;
der verhaltene Schmerz verbindet pch mit der
ftillen Reife des nahenden Alters zu höchfter
geiftiger Einheit. Gefchickte Reftaurierung hat
diefes wertvolle Dokument in feine urfprünglicße
ovale Form zurückgeführt und zugleich eine
Reinigung der Farben vollzogen, die nunmehr
wieder in erfter Frifche leuchten. Als glückliche
Neuerwerbung peßt man eine Landfchaft Els-
heim e r s, des römifchen Malers deutfeßer Nation,
ein meifterliches Klerk, das in der Gefchichte
der Elsheimerforfchung wohl noch eine wichtige
Rolle fpielen wird.
An die Fjolländerkabinette fd^ließt ßch der
große Franzofenfaal an, der eine erlefene Samm-
lung franzößfeher Maler des 18. Jahrhunderts
beherbergt. Boucher, Largilliere, Rigaud, der ge-
bürtige Schweizer Grimou (aus Romont) und
andere geben hier einen klaren Begriff vom
Kiefen der franzößfehen Rokoko-Malerei. Über
alles 3eitlicbe hinaus führen dann die fünf be-
rühmten Stilleben des Chardin, die zu den
hervorragendften Klerken des Meifters gehören.
Qnfaßlicß ift bei diefen, feßeinbar anfprueßs-
lofen Bildern, wie das malerifcße Raffinement
zu einer Selbftverftändlichkeit von elementarer
Natürlichkeit wird; die letzte Sachlichkeit führt
hier unmittelbar ins Metaphypfcße. 3u0ieicb er-
kennt man in ihnen die künftlerifchen Ahnen
der Malerei eines Renoir oder Cezanne.
Gleichzeitig mit der Neueröffnung der ßollän-
difchen und franzöfifeßen Abteilung wurde in
teilweife proviforifcher Anordnung die moderne
Abteilung mit Klerken von Schönleber, Baifch,
Kanoldt, den übrigen Karlsruher Akademikern
und ihren Kleggenoffen, fowie ein gefonderter
'Crübnerfaal vorübergehend zugänglich gemacht.
Für den weiteren Verlauf der Sommer- und
Fjerbftmonate wird in der Kunfthalle eine Sonder-
ausftellung von Klerken aus Karlsruher Privat-
befiß ftattpnden, die [ehr intereffant zu werden
verfpricht. 5- C.
Ein Couloufe-Lautrec-Mufeum
Ende Juli hat der franzößfehe Unterrichts-
minifter in der Geburtsftadt des Künftlers Albi
(Garn) einige Säle eröffnet, die Erinnerungen
an das Klerk Couloufe-Lautrecs enthalten und
ein wertvolles Abbild von dem Schaffen eines
der bervorragendften Repräfentanten der neueren
franzößfehen Kunft geben. Ähnlich wie Montau-
ban feinen Ingres, Graffe feinen Fragonard1
St. Quentin feinen La Cour in den Mufeen ge-
ehrt hat, wird nun die kleine Stadt Albi dem
Andenken Couloufe-Lautrecs gewidmet fein. n.
Paris
Für den kürzlich eröffneten neuen Saal des
Luxembourg erwarb der Minifter der Schönen
Künfte ein Bild von Le Fauconnier aus dem
Befitj der Galerie Billiet.

Äusftellungen
3ur Edvard Mund) - Äusftellung in
3ürid)
Edvard Munch war bisher in der Schweiz
nur als Graphiker bekannt. Da und dort Jauchte
etwa eine feiner Lithographien auf, Gemälde von
ihm fanden den Kleg nicht in unfer Land, blieben,
fofern fie nicht in fkandinavifchen Bepß über-
gingen, in Deutfchland hängen, in Berlin, das
Munch recht eigentlich „gemacht“ hat, oder
anderswo. Die Schweiz fchöpfte ihre Bekannt-
fchaft mit dem Maler Munch bis vor kurzem nur
aus Reproduktionen. Und nun plötzlich ein über-
rafchender ümfeßwung: im 3ür<her Kunßhaus
fteht der Befucher vor über 70 Gemälden und
dem nach mehreren hundert Drucken zählenden,
nahezu vollftändigen grapßifcßen Klerk des Künft-
lers, vor einer Kollektion desMunchfchen Oeuvres,
wie pe in diefer Reichhaltigkeit überhaupt noch
nirgends gezeigt wurde. Der deutfehe Lefer des
„Cicerone“ wird diefe Feftßellung fogleicß mit
der Bemerkung „Valuta“ verfehen. 3um Ceii
hat er recht damit, denn es ift kaum anzuneh-
men, daß es dem wenn auch erften Kunftinftitut
der kleinen Schweiz gelungen wäre, in normalen
3eiten eine derartige Äusftellung des Norwegers
zufammenzubringen. Andererfeits haben die 1 elf-
jährige Äusftellung füddeutfeßer und feßweize-
rifcher Meifter des Mittelalters, die große Fjodler-
feßau u. a. zur Genüge bewiefen, daß 3üricß als
fd)'weizeri feßes Kunftzentrum mit Demonftrationen
aufrücken kann, die pcß im europäifeßen Ganzen
gut ausnehmen. Das Fjauptverdienft um das 3a-
ftandekommen der Muncß-Ausftellung ift Dr. KI.
Klartmann zuzufeßreiben, dem eifrigen und
gewiffenßaften Konfervator des 3ürcßcr Kunft-
ßaufes. Er hat die mannigfaltigen Beziehungen
angeknüpft, denen zufolge nicht nur der größte
Ceil des privaten deutfeßen Ätunch-Befißes, über
20 Bilder, aus Berlin und Hamburg vor allem,
[ondern auch das Eigentum der fkandinavi-
fdje li Sammler, 30 Klerke allein aus Kriftiania,
nach 3üncß ausgeliehen wurden. KIozu eine
ftattlicße 3aßl von Klerken aus Munchs eigenem
Befitj kommt. Ebenfo ift der gut illuftrierte
Katalog Klartmanns Klerk. Die Einführung,
ein wertvolles Effay überMuncß und fein Klerk,
und die anfcßließende exakte cßronologifcße Auf-
zählung der ausgeftellten Arbeiten gewinnen nicht
zuleif dadurch an Bedeutung, daß pe bei engerem
Kontakt des Verfaffers mit Mund? felbft, der vor
und zu Beginn der Äusftellung längere 3ßit in
3üricß weilte, konzipiert wurden. Über die Art,
wie fein Klerk in 3äricß gezeigt wird, äußerte
pcß derKünftler in Klorten ßöcßfter Anerkennung.
Es bereitet aber auch wirklich ein außergewöhn-
liches Vergnügen, die von der unter Maler
S.Rigßinis verdienftvollerFührung fteßendenAus-
ßellungskommiffion behängten zahlreichen Räume

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