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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 20
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Der Graphiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0854

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UyyiAe^ Äef* sr&yv Jföe/e^
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Max Slevogt, der Graphiker und Illuftrator
(Äusftellung des gefamten grapljifdjen ülerkes in der Galerie Ernft Hrnold, Dresden)
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln
Diefe Äusftellung hätte längft gemacht werden müffen, wird man vielfach meinen. Gewiß. (Her
die Schwierigkeiten kennt, die ihre Verwirklichung bieten mußte, wird pd) freuen und ge-
bührend anerkennen, daß pe überhaupt und fchon kam. Denn erpens hat Slevogt feit
Jahren eine feiten treue und kaufluftige Gemeinde, die alles, was von ihm auf den Markt kam,
im Handumdrehen abforbierte, fo daß es dem großen Kreis der Kunßintereffierten gewöhnlid) nur
dem Namen nach oder in Bruchftücken bekannt wurde. Fürs zweite aber hatte der Veranßalter
der Äuspellung den nicht genug zu fchäßenden Ehrgeiz, das beße an Qualität der Drucke zu zeigen.
In der Gat pnd faß durd)weg Probedrucke zur Stelle, die nur durch frühes Verftändnis für die Be-
deutung des Künßlers in folcher Vollßändigkeit erworben werden konnten, ttlas man durch pe
fürs Äuge und die Schäßung der Intentionen des 3eichners gewinnt, beweift jeder Vergleich mit
den Äuflagedrucken, hier z. B. die Nebeneinanderßellung zweier Pentheplea-Blätter.
Ulas bringt die Äusßellung an neuen Erkenntnißen? Eigentlich an pd) keine. Äber pe beweift
in voller Eindeutigkeit, was hie und da fchon ausgefprochen wurde: Slevogt iß nicht nur der ge-
borene Illuftrator, er ift geradezu prädeßiniert für die Lithographie. Ihre Möglichkeiten hat er in
einem Maße ausgewertet wie vor ihm keiner. Man muß bei ihm von lithographißhem 3eid)nen
fprechen im Gegenfaß zum bloßen Benußen diefer Cechnik als Mittel. Es iß kaum ein 3ufaü'
daß felbft manche feiner Radierungen die ttlirkungen von Lithos haben, etwa der d’Ändrade in verni
mou oder das Blatt mit dem fchießenden Grapper aus den Schwarzen Szenen.
Sehr wertvoll ift es auch, die Blätter der Folgen einmal aufgereiht nebeneinander zu fehen. Das
geftattet eine leichtere Äbwägung des Künftlerißhen. Bei einem Künftler wie Slevogt werden, da
die Qualität unbeßritten ift, die Urteile freilich im wefentlicßen fubjektiv zu bewerten fein. Äber
auch das ift Gewinn. Id) für mein Geil liebe einzelne Blätter aus dem Sindbad vor allen (viel-
leicht, weil id) den Sindbad fo liebe) und bewundere als befondere Leiftung die Einheit, in die
bildlid)e Form und Buchftabenform in den zugehörigen Initialen gebracht worden pnd. Vielleicht
das Vollendetße in der Äuswertung der Lithographie erreichte Slevogt überhaupt in den kleinen
Formaten. Die Landfcßaft mit den davonfprengenden Reitern aus dem Cellini iß unerhört in der
Sichtbarmachung der Begebenheit bei fparfamfter, aber gewandtefter Benutzung der Mittel.
Eine fehr angenehme Überrafchung bietet fchließlid) die der Äusftellung beigefelite Äuswahl
von 3eichnungen. Klenn man hört, daß dies zugleich der Vorgefchmack einer an gleicher Stelle
geplanten großen Äusßellung von 3ßid)nungen Slevogts fein foll, erlebt man doppelte Freude,
die für das zu Erwartende dazu. Die frühen Blätter, z. C. aus den neunziger Jahren, ßehen an
Sicherheit und ted)nifd)er Feinheit des Federßriches der vielgerühmten Virtuoptät eines Klinger
keineswegs nach; Telbß ftofßid) fpürt man manchmal wie einen ähnlichen Klang. Äuch die japa-
nifche Cufchtechnik bewunderte Slevogt fchon früh. Sein ureigener Uleg aber wird ebenfo früh
pd)tbar und wird fchließlid), wie fchon die wenigen Proben erkennen laßen, zu einer breiten
und dennoch an allen Punkten guten Bahn. Man pndet bei den Porträtzeichnungen die gleiche
zeid)nerifd)e und malerifche Qualität wie bei dem eigentümlich farbig-atmofphärifd) behandelten
Paftell-Selbßbildnis vor der Staßelei oder den Äquarellen, unter denen der Cigerüberfall als farben-
rhythmifd) befonders fd)ön und die Fafanenjagd als befonders ftimmungsßark hervorftechen.
Uler heut mit Druckerei und Papier zu f chaßen hat, wird fchließlid) die auch gefchmaddich
einwandfreie Äusßattung des reich illußrierten Katalogs zu würdigen wißen. Emil Ulaldmann hat
ihm mit feiner gefd)ickten Feder ein ebenfo verßändnisvolles als angenehmes Vorwort voraus-
gefd)ickt. ttliefe.

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