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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 20
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0862

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Sammlungen
Von den Mufeen in Rußland
1. Das Stroganow-Mufeum in
Petersburg
Äußer den hier bereits früher notierten Führern
durch einige neuorganifierte ruffifche Mufeen find
in gleicher Richtung noch zwei jüngft erfchienene
Publikationen anzuzeigen — der anonyme
„Führer durch das Stroganow-Mufeum“
in Petersburg und das viel umfangreichere Heft
von E. Gollerbach, betitelt „Die Palaft-
Mufeen und Gärten in Djetskoje Sselo“.
Das Stroganow-Mufeum füllt jet^t einen
der architektonifch wertvollften Petersburger
Palaftbauten aus der Mitte des XVIII. Jahrl).
ganz aus. Von dem italienifchen Architekten
Grafen B. Raftrelli errichtet, wurde das
Stroganow-Palais am Newfky-Profpekt gegen
Ende des gleichen Jahrhunderts von dem großen
rufßfchen Baumeifter Andrej (Uoronichin
(1760—1814), einem ehemaligen Leibeigenen der
Stroganows, in vielen Ceilen umgebaut, und von
ihm ftammt auch die herrliche Bildergalerie diefes
Palais. Die Raftrellifche Faffade blieb jedoch
unberührt, und auch einige Innendekorationen
des italienifchen Meifters find unverändert auf
uns gekommen.
Der Grundftock der Sammlungen ftammt von
dem bekannten Kunftmäzen und feinerzeitigen
Präfidenten der Petersburger Akademie der
Künfte, Grafen Alexander Sfergejewitfch
Stroganow (1733—1811), und nach feinem
Code wurde derfelbe feitens desGrafenSfergej
Grigorjewitfch (1794—1882) fowie fpäter von
deffen Sohne, dem 1911 verdorbenen Grafen
Paul S. Stroganow, in vielfeitiger iüeife er-
weitert und ausgebaut. Die von drei Gefchlechtern
zufammengebrachten Kunftfchähe find nunmehr
in einem äußerft ftimmungsvollen und kunft-
gewerblich reich ausgeftatteten Milieu aufgeftellt
und der Befichtigung zugänglich.
In der eigentlichen impofanten Galerie befinden
fich jetjt neben einigen rufßfchen Bildern aus der
erften Hälfte des vorigen Jahrhunderts, die ülerke
des Luca Giordano, Furini, Strozzi, Bronzino
fowie von den Holländern J. Ruisdael (Änßcht
von Haarlem), Emanuel de CCIitte, Ä. v. d. Velde,
G. Flinck, B. v. d. H^ß u- a. Die Vlamen re-
präfentiert Van Dyk mit drei Bildniffen und von
840

franzößfdjen Meiftern find Poufßn, Claude Lorrain
und de Croy vorhanden. Von diefem letztem
rührt auch eine Serie prächtiger Gobelins har,
die Jafonfage behandelnd, welche einen der
kleinern Mufeumsfäle ziert. Von Franzofen find
noch die fecßs großen Gemälde des Hubert
Robert zu nennen, welche bei dem Künftler direkt
von dem Begründer des A\ufeums beftellt wurden
und nun zufammen mit zwei Panninifcßen Ge-
mälden und einigen fonftigen Italienern einen
befondern Saal füllen. Den Schmuck des einftigen
Speifefaals bilden in erfter Reihe ein kleiner
Klatteau, eine große Landfchaft CHouvermans,
die „Hafplerin“ des Gabriel Metfu und ein Feld-
herrnporträt in der Art Cintorettos. Die antike
und Renaiffancefkulptur find in dem fogenannten
Raffaelfaal untergebracht, in deffen JUände
Kopien der Loggien, wahrfcheinlich von Onter-
berger (dem Maler der gleichen Kopien in der
Eremitage), eingelaffen find.
Die kleine Galerie ift fpeziell für die Samm-
lung italienifcher und niederländifdjer Primitiven
des Grafen Paul Stroganow beftimmt, doch be-
findet fich die Mehrzahl diefer COerke nebft
einigen Bildern, die feinerzeit nach Moskau
evakuiert und erft im vorigen Jahre nach Peters-
burg retourniert wurden, momentan in der Ere-
mitage. Diefe Übertragung gefchah zum Ceil
behufs Äusftellungszwecken, hauptfächlich aber
der größeren Sicherheit halber, nach einem Dieb-
ftahl aus dem Stroganow-Mufeum im Jahre 1919,
wo die Bewachung nicht fcßarf genug war.
Äußer den genannten COerken gehört dem
Mufeum noch eine Reihe künftlerifd) bedeutender
Porträts: Peter der Große von Iwan Nikitin,
der Erbauer des Palais, Graf Raftrelli von Rotari
oder vielleicht eher von Coque, die Gräpnnen
Stroganow von dem älteren Lampi und der
Vigee Lebrun, Alexander I. und feine Gemahlin
von J. Mosnier ufw. — fowie einige Büften von
Houdon und fonßige Skulpturen von Raftrelli d.Ä.
Rachette, Koslowfky u. a.
Es bleibt zu hoffen, daß nach diefem kurzen
fummarifchen Führer früher oder fpäter ein aus-
führlicher Katalog oder auch nur ein vollftändiges
Verzeichnis fämtlicherKunftwerke desSiroganow-
Mufeums erfcheinen wird.
2. Von 3arfkoje Sselo
Ganz populären ^wecken foll, dem Vorworte
gemäß, der Führer durch die frühere Sommer-
refidenz der 3aren in 3arfkoje Sselo, jetß
 
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