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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 23
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0975

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Ausstellungen
Berliner Äusftellungen
Eine Ausstellung von fecßsundvierzig tüerken
Andre Derains zufiande zu bringen, muß der
Galerie Flecßtbeim zweifellos als eine Cat
im Berliner Kunftleben angerecbnet werden. Cüas
wir fonft nur tropfenweife zu nafcben bekamen,
wird uns hier aus dem Vollen vorgefeljt. 3um
erftenmal fd)lägt die Farben- und Formenwelt
diefes zu den künftleri[eben Führern des heutigen
Frankreich gehörigen Malers als Ganzes an utifer
Äuge und erfüllt uns mit Staunen vor foldber
Feinheit des Fühlers und Änfcßauens. Alles
Gefuchte, Extravagante, das in der neueren Kunft
Frankreichs hervortrat, iß hier ausgelöfcßt. Die
Linie der Kunft Andre Derains fcßeint von van
Gogh und Cezanne herzuleiten. Aber reiner, un-
gezwungener, man möchte fagen anmutiger,
klingen ihre Farbenrhythmen zufammen. Jedes
Kolorit ift der Ausdruck einer Empfindung und
verbreitet pd) in wunderbarer Harmonie über
die Bildßäche. Ohne die Natur des Gegenftänd-
lichen zu verleben, pnd die Linien zu großer
Einfachheit gefammeit. Eine Schlichtheit, aus
der die feinften Nuancierungen malerifdben Foh-
lens erwad)fen. 3U weld) einer lebendigen Kraft
Steigert pd) diefe Sd)Iid)tbeit in den Landfchafts-
gemälden „Die Kirche am Slaffer“ oder „Dorf
am Kleiber“. Kleid) eine tief verinnerlichte Le-
benswahrheit dringt aus den Bildniffen „Die
Italienerin“, „Der Junge“ u. a., bei denen jeder
Pinfelftrid) eine malerifcbe Eingebung bedeutet!
Man glaubt vor diefen Klerken mit innerer Be-
friedigung zu erkennen, daß pd) die Gärungen
unferer 3eit zu beruhigen und ftiller Einkehr
Pla& zu machen beginnen.
Von Schmidt-Rottluff gewinnt man neuer-
dings den Eindrude, daß fid) feine originelle
Frifche mehr und mehr in den Dienft der Rou-
tine ftellt. Das beftätigt im allgemeinen auch
die umfangreiche Äusßellung feiner Aquarelle
und Plapiken in der Galerie Möller. Kloßl
fprudelt es in all diefen Bildern von eigenartigen
Einfällen und fatter Farbenpracht, wie pe eben
nur Schmidt-Rottluff im Aquarell hinzuzaubern
vermag. Indeffen bleibt vieles im Rohen ftecken,
erfebeint allzufcbnell ausgegeben, und verhält-
nismäßig feiten kommt es zu [o einfacher Klar-
heit, wie wir pe z. B. auf den Blättern „Frau

amCifd)“, „ÜIald'und"Mond“'’und'„I3erbftmorgen“
bewundern. Völlig verunglückt aber pnd feine
grotesken Äbfcßweifungen auf das Gebiet der
Plaftik, der er mehr von der raalerifchen als
von der ßrukturellers Seite beizukommen fud)t.
Eine Kollektion der neuen Gemälde von
Bruno Krauskopf hat die Kunßßandlung
Gurlitt ausgeftellt. Äugenfcbeinlid) ift der
Künftler auf einen Höhepunkt feines Schaffens
gelangt. Die Art, wie er in vollen Farben fchwelgt
und pd) im freien Linienßuß ergeht, reißt un-
willkürlich in den Bann diefer imprefponipifeben
Frifche. Alle frühere Schwere fcheint von ihm
abgeglitten zu fein. Sehr natürlich gibt pd)
feine Kunft, ohne bei manchen Anklängen ihre
tiefe Eigenart zu verleugnen. Einen auserlefenen
Genuß bereiten bei Gurlitt ferner die IJandzeid)-
nungen und Aquarelle von Alfred Kubin, von
denen jedes einzelne Blatt eine Perle an gro-
tesker Einbildungskraft darpellt.
In der Kunftausftellung Alfred Fjeller
feffeln wieder Arbeiten des vielverfprecbenden
Malers Radziwill fowie Einzel werke von
IJeckel, Campendonk, Freytag, Schmidt-
Rottluff u. a.
Das Grapbifcbe Kabinett Neumann führt
das CiQerk BuffoMalcbows vor, eines in feinen
Exprefponen etwas gleichförmig fd)wäd)lid)en
Malers, der pd) in großen, aber im Grunde kon-
ventionellen Bildanlagen gefällt. Intereffanter
pnd dort die Gemälde und Radierungen Beck-
manns, meift allegorifcbe Motive mit maleri-
fd)en Fjärten, aber von faftig realißifdjer Äus-
drucksform.
Von zwei Ebrenausßellungen ift die eine in
der Natiorial-Galerie Julius Jacob, jenem
[cblicbten Maler Alt-Berlins, deffen imprefponi-
ßifebe Aquarelle uns nod) heute jugendfrifd) an-
muten, gewidmet, die andere imKünßlerbaufe
umfaßt einen Cell des Klerkes Eugen Bradjts
aus den verfeßiedenften Seiten. Bracht gehört
wohl zu den wenigen Akademikern, deren idyl-
lifcbe Poepe ihrem feinpnnigen Inhalte nad) den
äußeren Stil überleben dürfte. Curt Bauer.
Bauten
Läufiger Kunßfcßau im Stadtmufeuni.
3um erften Male vereinigten pd) dies Jaßr die
beiden Organifationen der Läufiger Künftler-
feßaft, der „Laupjjer Künftlerbund“ und die „Freie
Künftlervereinigung“ zu einer gemeinfamen „Lau-
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