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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Schubring, Paul: Die Predella zu Raffaels Altar für S. Antonio in Perugia
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0027

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Die Predella zu Raffaels Ältar für S. Äntonio
in Perugia Von PAUL SCHUBRING / Mit zwei Tafeln

Im Jahre 1504 hat Raffael für die Nonnen von S. Äntonio in Perugia ein Altarbild
gemalt, das aber, da er im Oktober diefes Jahres nach Florenz ging, damals nid)
ganz vollendet wurde. Das Bauptbild mit der Lünette befindet fiel) heute im Befitj
von P. Morgan in New York und ift als Leihgabe im Metropolitan Mufeum ausgeftellt;
es ift eine Santa Conversazione mit den Beiligen Petrus, Paulus, Dorotea und Caterina.
Eine fehr komplizierte Predella l)at unter dem Bild gefeffen, eine Kreuztragung, eine
Grablegung, ein ölberg und zwei fd)male Felder mit Einzelheiligen. Das mittlere Bild,
eben die Kreuztragung, befitjt jeijt die Londoner National Gallery, wol)in es aus dem
Befitj des Earl of Plymoutl) gelangt ift; die Pieta mit der Grablegung ift im Bepb von
Mrs. Gardner in Bofton. Die beiden Einzelheiligen (Antonius von Padua und Franzis-
kus) befinden fid) in der Dulwid) Gallery. Das Bild „Ctjriftus in Gethfemane“ kommt
merkwürdigerweife in zwei Exemplaren vor. Das eine, das fiel) vorder in der Samm-
lung Samuel Rogers befand, war bis zum Frühling diefes Jahres bei dem Baron Burdeti-
Coutts in London und gelangte dann nad) deffen Code auf der Verfteigerung diefer
Sammlung in das Metropolitan Mufeum in New York, das ein befonderes Intereffe an
dem Bild hat, da es aud) die große Segnung Raffaels zu diefem Gemälde (Fifdjel,
Raffaels 3eid)nungen, Abt. II, Nr. 66) befitjt. Das andere Exemplar des Ölbergs war
lange 3^* im Befitj des Prof. Ernft aus’m Weertl) in Keffenid) bei Bonn und gehört
jeftt Dr. John Milton Gittermann in Wafhington, der zur 3eit in Europa weilt. Es
trägt nuf der Rückfeite das Siegel der alten Sammlung Orleans; nad) ihm hat Jean
Charles Flipart im Jahre 1727 den l)ier abgebildeten Stid) gefertigt, der nun die Korn-
pofition im Gegenfinne gibt (Cabinet Crozat, Recueil d’estampes, Bd. I, 25). Der Berzog
Louis Philippe Jofeph von Orleans befaß aud) die anderen Ceile des Altars; diefer
wurde 1789 verfteigert. Über dies zweite Exemplar weiß man nod), daß es in der
Familie der erften Gattin des Peter von Cornelius, Groffi, in Rom war und daß das von
den deutfeßen und römifetjen Künftlern des Kreifes um Cornelius damals vielbewunderte
Bild eben auf den Rat des Cornelius durd) aus’m Weerth, der 1855 den Künftler nad)
Italien begleitet hatte, erworben wurde. Ein Äurelio Groffi war „Maestro di casa“ im
Baufe Orleans; durd) ihn wird das Bild nad) Rom gekommen fein. Die Akten über
diefes Exemplar find feßon 1905 von Eduard Frimenid)-Richard (in dem Cext der
Kunftdenkmäler der Stadt Bonn von Paul Clemen, Düffeldorf 1905, S. 223) zufammen-
geftellt worden.
Die meiften Forfcßer, welche das Londoner Bild gefel)en haben, äußern fid) vor-
fid)tig, ja red)t zurückhaltend über feine Qualität. Der Ölberg der Sammlung Burdett-
Coutts, der in der Veröffentlichung des Burlington Fine Ärts Club (Catalogue of a
Collection of Pictures of tße ümbrian Sd)ool, London 1910, zu S. 39 und danach im
Cext zu Fifchel, S. 90, abgebildet ift), war auf der Winterausftellung der Londoner
Academy 1893 zu fehen; damals fd)rieb Woldemar v. Seidlife über dies Exemplar;
„von merkwürdig flüchtiger und lieblofer Behandlung“ (Repert. für Kunftw. XVI, 1893,
S. 232). 1902 erfchien das Bild erneut in der Leihausftellung der Royal Academy.
Max J. Friedländer fprad) fid) damals ebenfalls fehr fkeptifd) aus (Repert. XXV, 1902,
S. 143): „Binfid)tlich des Ölbergbildchens möchte id) Bedenken äußern. Wenn über-
haupt ed)t, ift es ganz und gar überarbeitet. Es gibt eine alte Wiederholung diefes
Predellenftücks in deutfd)em Privatbefitj.“ (Damals wußte Friedländer nicht, daß diefe
„Wiederholung“ das Siegel der Orleans-Galerie trägt.) Karl Woermann fagt fd)on
1882 in feiner Ge(d)id)te der Malerei II, S. 638: „Das Exemplar im Bepjj des Profeffors
aus’m Weerth in Bonn könnte, zumal da es das Siegel der Galerie Orleans, welcher

Her Cicerone. XV. Jaijrg., gef» i

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