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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 2
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Kühnel, Ernst: Persische Fayencen: (Sammlung R. Draeger im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0132

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Perfifd)e Fayencen

Von ERNST KÜHN EL / Mit
fünf Abbildungen auf zwei Tafeln

(Sammlung R. Draeger im Kaifer-Friedridj-Mufeum zu Berlin)

fjenry ttlallis die erften Beifpiele perpfcßer Keramik publizierte, als die Godman


Collection entftand und Friedrich Sarre von [einen Reifen in Vorderapen mittel-

x ^alterlicße iflamifcße Fayencen mitbraeßte, dachten woßl wenige daran, welche
Bedeutung diefes Gebiet nocß einmal für das Sammelwefen gewinnen würde. 3u Be-
ginn des Jahrhunderts wurden dann immer größere Mengen von ausgegrabenen, viel-
fach) prunkvollen und intakten Stücken vornehmlich durch die armenifchen Antiquare
auf den Markt gebracht, aber nod) 1910 auf der Münd)ner Ausftellung war man pd)
über ihre Echtheit auch in Facßkreifen noch keineswegs im klaren. Seitdem haben pd)
die anfänglichen Bedenken als hinfällig erwiefen, es ift immer mehr Material hinzu-
gekommen und öffentliche und private Sammlungen in Europa und Amerika haben
ihre Beftände nad) diefer Richtung hin beträchtlich) erweitert. An Überrafd)ungen hat
es dabei nie gefehlt, und zuletjt nod) hat die Aufpndung großer Mengen der frühen
fog. Ghabri-GCIare (mit Ritjdekor) die Möglichkeit gefeßaffen, eine Verbindung zwifchen
der Abbafpdenkeramik des Irak, mit der wir durd) die Grabungen von Samarra be-
kannt wurden, und den Erzeugniffen der Blütezeit von Ragßes, Sultanabad und an-
deren Orten zu fuchen. Seit dem Kriege ift, vor allem wohl wegen der [cßlecßten Ver-
bindungen, wenig mehr nad) Europa gelangt; wir können aber damit rechnen, daß
man mit neuen Funden uns wieder vor neue Probleme [teilen wird.
Der Vorzug der zeitweilig in der Islamifcßen Abteilung der Berliner Mufeen aus-
geftellten, nicht [ehr umfangreichen, aber mit Gefd)ick und Verftändnis zufammen-
gebrad)ten Sammlung des Derrn Dr. Draeger, der lange Jahre Leiter der deut[d)-perp[d)en
höheren Lehranftalt in üeßeran war, liegt einmal darin, daß pe in der nächsten Nähe der
Fundorte und großenteils erft während des Krieges entftand, und dann in der Bevor-
zugung zeichmerifd) und plaftifd) bemerkenswerter Stücke.
Eine kleine Gruppe von Gefäßen und Badrafpeln in Cierform bereichert unfere An-
feßauung von dem plaftifcßen Vermögen der perpfeßen Cöpfer im 13. Jahrhundert und
erweckt unfere Bewunderung durch erftaunliche Sicherheit in der Modellierung bei
[trengem Stilgefühl in der ttlaßl von Glafur und Bemalung. Der hier wiedergegebene
ptjende Löwe (Abb. 1), blau glapert mit grünlichem Lüfterdekor, als Aquamanile ge-
ftaltet, vielleicht in Anlehnung an ältere Metallformen, gehört zweifellos zu den beften
bisher bekannten Beifpielen perpfcßer Conbildnerei. tüir müffen ißn — ebenfo wie eine
liegende Kafee — zur Gattung der fog. Ragßesfayencen rechnen, während zwei kleine
Affen in der typifeßen Sultanabadtecßnik, mit Bemalung unter der dureßpeßtigen Blei-
glafur, dekoriert find. Im übrigen find die Gefäßformen die üblichen, aber eine bauchige
Lüfterflafcße mit ftark gebuckeltem Körper und ganz enger Mündung (Abb. 2) verdient
als Meifterftück keramifeßer Cecßnik und ein [ecßseckiger Napf mit Reliefpguren an den
Abkantungen wegen feiner eigentümlich blauen Cönung befonders ßervorgeßoben zu
werden.
Unter „Minai“-tüare verfteßt man die in harten Farben feßr bunt über elfenbein-
weißer 3innglafur bemalten und mit Gold geßößten Arbeiten von Raghes um 1200,
von denen Schalen, Näpfe oder Flafcßen in verßältnißmäßig großer 3aßh wenn aueß
feiten intakt, erhalten pnd. Bei aller Betonung des keramifeßen Charakters ließen die
Motive ßäupg auf Beziehungen zur damaligen Buchmalerei fcßließen, wie wir pe be-
fonders aus einigen ßariri-ßandfeßriften kennen, und ein paar Schalenböden der
Sammlung Draeger [teilen diefe 3ufammenßänge vollends außer 3weifel. Bei Dar-
ftellungen literarifcßer Art, wie den beiden Reitern, die den böfen „Afrit“ vernichten
(Abb. 3), oder genreßafter Richtung, wie dem Aderlaß einer Dame (Nr. 29), ift der

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