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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 2
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Rohde, Alfred: Die Porzellansammlung Eduard L. Behrens im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0140

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bilden einen Übergang zum Rokoko; in ißrer Größe nod) barock erfaßt, fteijen fie auf
einem Rocaillenfockel. Den Höhepunkt aber bedeuten drei Krinolinßguren: die Gruppe
Cänzer in fpanifcher Crad)t mit feiner Dame, der fockellofe Kavalier in gelbem Schlaf-
rock, die rechte F>and zur Kußband an den Mund führend, dazu als Gegenftück die
ebenfalls fockellofe Reifrockdame, einen Fächer in der ßand haltend mit blauem Über-
rock. Von weiteren Rokokofiguren feien nod) die Änd)ifesgruppe und der Raub der
Proferpina erwähnt.
Die zweite Stärke der Sammlung liegt in der Manufaktur Frankenthal, und hicr
bilden den Höhepunkt die großen üheaterßguren von Oceanus und übetis, Modelle
von Konrad Linck, die Behrens auf der Äuktion F)irtb als eine feiner lebten Erwerbungen
zu dem damals unerhörten Preis von M. 6000.— kaufte. Von der Manufaktur Ludwigs-
burg find die zierlichen üänzer und üänzergruppen vorzüglich vertreten, neben ihnen
fallen drei kleine Genrefzenen, die Malerei, die Bildhauerei und eine (Lüirtsbausfzene
befonders auf.
Der Fürftenberger Beftand des Mufeums erhält ein ganz anderes Gefid)t durd)
ein Tänzerpaar von feltener Qualität und eine ganze Schar kleiner Figürchen (Cbinefen,
Verkäufertypen). Das üänzerpaar (Äbb. 1) ift von Luplau modelliert und wird als
Nr. 202 (es trägt die Nummer unter dem Sockel eingeftempelt) mit der Bezeichnung
„Dame und Chapeau, ftebend fid) umfaffend“ erwähnt. Chapeau wird beim Ganz der
Fjerr im Gegenfatj zu feiner Dame genannt.
Die Dupaquier-Gruppe des üliener Porzellans wird durch eine mit Putten be-
malte 3iervafe (Äbb. 2) vervollftändigt. Die Bemalung ift in der Ärt Bottengrubers
gehalten und ftammt vermutlich von Jakob 13el(±)is, den Pazaureck in Verbindung mit
dem Breslauer Meifter bringt. Ähnliche Dupaquier-3iervafen befinden fid) in der Samm-
lung Darmftädter-Berlin und im üuriner Mufeum. Die Seit um 1750 ift durch ein
reizvolles Mufiktrio veranfd)aulid)t, das vermutlich als gefd)loffene Folge immer zu-
fammengebört hat. 3um Schluß feien noch von außerdeutfdjen Porzellanen einige
englifd)e Figuren von Cbelfea und Chelfea-Derby, eine Crembleufe aus Cüorcefter
mit seale-blue-Grund, von Frankreich eine vorzügliche Vincenne-Bechertaffe mit
fattem blauen Grund und ausgefparten Feldern mit Goldumrahmung und zwei Creme-
töpfchen von Mennecy erwähnt.
Im 3ufammenbang mit diefer Schenkung Behrens gelang auch noch die Erwerbung
des großen Kändler-Äffen, der aus der Dresdner Dublettenverfteigerung herrührt. So
ift aud) diefe Gruppe grandiofer Barodcplaftik jefet im FJamburgifcben Mufeum für
Kunft und Gewerbe mit einem vorzüglichen Beifpiel vertreten.

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