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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 5
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0251

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Sammlungen
Ein neuer Katalogtypus
Da die ausdauernde Ärbeit, die in wiffen-
fcbaftlichen Galeriekatalogen fteckt, meift ver-
kannt wird und — nach einem letztlich bloß zu-
fälligen Brauch — nicht der Befprecbung unter-
liegt, fei hier wenigftens ftreifend aufmerkfam
gemacht auf die zähe Ärbeit, die Dr. 5. Feur-
ftein, diefer Kleriker und Leiter der Fürften-
bergifcben Sammlung, der Donauefcbinger
Gemäldegalerie gewidmet bat- Feurftein,
der mit Forfcbungen zur altdeutfcben Malerei
bervorgetreten ift, bat befonders diefes Gebiet,
den Fjauptgebalt der wunderbaren Sammlung,
mit großer Äkribie behandelt. Seit Jahr und
Lag bat er im abgelegenen Städtchen Buch ge-
führt über die Literatur feiner Bilder, über Ge-
fpräcbe durdjreifender Facbgenoffen und über
eigene Forfcbungen. Grundfä&licbe Errungen-
fdjaft ift es aber, wegen der diefer Katalog ge-
nannt fei.
Äuf den einfacbften Cyp des europäifcben Ge-
mäldekatalogs bin war es fcbon eine Neuerung,
als vor langer 3eit Fakfimilierung der Signa-
turen auftaucbte. Ein zweiter und bereits wich-
tigerer Schritt, auf jene überfcbätjte Maßnahme
hin wieder einen neuen Cyp begründend, war
die Farbanalyfe des Gemäldes. ÖUir nennen
als beftes Beifpiel hierfür den Katalog des Kaifer-
Friedrich-Mufeums von Poffe. Noch größere
Bedeutung aber hatte ein dritter Schritt, an
gleicherstelle vollzogen: kleine pbotograpbifche
Äufnabmen fämtlicber Bilder, wodurch mit einem
Schlag die umftändlichen Befchreibungen des
Bildinbalts überflüffig und die vieldeutigen Klorte
durch den eindeutigen Sachanblick überboten
wurden. Klären uns Krieg und wirtfcbaftlicher
Niedergang erfpart geblieben, diefe Gattung
wäre nicht fo vereinzelt geblieben. Denn ihre
größere Koftfpieligkeit war durch den größeren
wiffenfcbaftlichen Nujjen mehr als wett gemacht.
Nad) der erreichten Feftlegung des Gegen-
ftändlicben fehlte nur noch eine gleich präzife
und eindeutige Fixierung der Farbe, da die
übliche Cerminologie der deutfehen Sprache aller
Eindeutigkeit entbehrt. Inzwifchen ift in einem
vierten Schritt, für den jener Donauefcbinger
Katalog genannt fei, ein wirkliches Meffungs-
verfabren angewandt worden. Nach dem brauch-

baren der Klafßßzierungsryfteme hat es der
Oftwaldfchüler P. Martin Schaller aus Beuron
unternommen, die wiebtigften Gemälde Donau-
efebingens eindeutig zu meffen und mit der be-
kannten Nomenklatur getreu aufzuzeichnen. Die
ganz verfebiedenen Vorteile beider genannten
Cüege zur Farbangabe liegen auf derl^and. Der
erfte ift vorftellungskräftig, d. h- ruft bei nach-
träglicher Lektüre fofort ein Erinnerungsbild
hervor. Er bedarf aber der Einführung und
muß daher unpräzis bleiben. Der zweite flieg
ift völlig unanfcbaulicb, aber beinahe von aritb-
metifeber Genauigkeit. Kler die Nomenklatur
beherrfcht wie etwa eine Notenfdfrrift (es foll be-
reits einige Kunftbiftoriker geben), der (lebt die je-
weils zugehörigen Farben auch ohne Farbtafel,
wie der Mußker aus der Partitur die Cöne
„hört“ auch ohne Inftrument. Cüieweit rein
praktifd) dies naturwiffenfcbaftlicbe Verfahren
Bildbeftimmungen anregt und vermittelt, muß
erft die 3eit ergeben. Äuf lange hinaus, viel-
leicht für immer, werden beide Farbangaben
nebeneinander hergehen müffen, da jede eine
andere Funktion hat. ünd fo ift es gut, daß
der Donauefcbinger Katalog auch diefem (Im-
ftand Rechnung trägt. (Für das ältere Verfahren
manchmal freilich zu gefühlvoll.)
Einen fünften Schritt, den der böchften Prä-
zifion und zugleich größten Kürze aller Katalo-
gifierung brächte erft — für jedes Bild ange-
wandt — die Farbphotographie. Doch wird
man hier noch lange warten müffen, bis eine
erfcbwingliche Technik vorliegt, die nicht mehr
als Färbverfälfcbung wirkt. F. Rol).
Brüffel
Das Mufde moderne gelangte durch eine
Schenkung in den Beßb eines (Clerkes von R o d i n,
Bruftbild eines der „Bürger von Calais“. Q.
Cljemnitj
Die Städtifcbe Kunftfammlung erhielt als
Gefchenke die Plaftik „Kniende“ von Baller,
das 1919 gemalte Criptycbon „Badende“ von
Erich 5 e ekel, 1920 in der Freien Sezeffion
ausgeftellt, ein febr frühes Bild von George
Moffon „Kaffeehaus“ 1889, als Leihgaben der
Kunfthütte eine Bronzeftatuette von Kolbe und
ein frühes (Clerk von Schmidt-Rottluff „Nord-
deutfehe Kinder“ 1906, der damit mit feebs
Klerken in der Sammlung feiner ßeimatftadt
vertreten ift. Die Leitung erwarb aus dem
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