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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 6
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Kurth, Julius: China und der japanische Farbenholzschnitt
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Salmony, Alfred: Die Plastik des hinterindischen Kunstkreises
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0305

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ausdepnen und wird dasfelbe Ref ultat finden. Summa: Von einer eigentlichen Parallele
kann felbft hierbei nicht die Rede fein; hier fprechen zwei völlig verfchiedene Kunft-
auffaffungen, und ich gebe opne weiteres zu, daß die cpinefifcpe dem Empfinden
unfrer Cage (nicht meinem Empfinden!) näher liegt. Sie ift univerfal, die japanifcpe
national.
So gibt uns Chinas Ärt tatfäcplicp den Scplüffel zur ölertung der Kunft des Infel-
reiches, und ich glaube, daß die Grundzüge der vorliegenden Ärbeit alle Rätfel, die
bisher um die Entwicklungsplan des Japanholzfchnittes gelagert waren, reftlos zu
löfen imftande pnd.

Die Plaftik des pinterindifepen Kunftkreifes
Mit acht Abbildungen auf fünf Tafeln Von ALFRED SALMONY

C"iglicp auf Grund äußerlich -geograppifcper Einteilung könnte der 3ufammenfd)luß
von Kunftwerken der vermiedenen Völker ßinterindiens niept gewagt werden.
Diefe Möglichkeit ergibt pcp erft aus der Catfache, daß pcp von dem Einfc±)nitt
des bengalifcpen Golfs und der dem Meere am meiften genäherten Bergkette ein ge-
fchloffener Länderblock bis zum füdcpinepfcpen Meer erftreckt, der im Norden durch
Hochgebirge natürlich abgefcploffen wird. Die heule für den öftlichen Ceil diefes Kom-
plexes gebräuchliche Bezeichnung Indochina ift infofern irreführend, als pe den Än-
fcpein erwecken könnte, als handele es pcp um ein kulturelles Vermifcpungsgebiet mit
Cpina. Die Menfcppeitsgrenzen verlaufen feiten mit folcper Schärfe wie hier, Hinter-
indien kann nur als Glied des mächtigen indifchen Kultur- und Geifteskontinents auf-
gefaßt werden. Daß diefe Länder ein Ganzes bilden und eine Sonderart beptjen,
überfah bisher vor allem die Kunftforfcpung, die pch der großen Denkmalgruppen
Vorderindiens und der Infein ja fpät genug bemächtigt hatte. Die Literatur-, Ppilofoppie-
und Religionsforfchung hatte den öleg nach dem indifchen Often nicht weifen können,
denn anfepeinend ift dort für pe nicht viel zu holen. Diefe öliffenfcpaften hätten die
Kunftforfcßung ohnehin auf eine falfcpe Bahn gebracht. Sie palten fid) (wopl mit
Recpt) an die gewaltigen Leiftungen der ararifepen Einwanderer für das ganze Denk-
gebäude Indiens. Aber die Macht des Denkens ift nicht immer von einer gleichen
kunftfepöpferifepen Geftaltungskraft begleitet. In Europa hat der falfcpe Analogiefcpluß
zu einer unpnnigen Überfettung der grieepifepen Kunft gefüprt, die allzu lange im
billigen Ideal der Scpönlebendigkeit den europäifepen Genius verkörpern und erfepöpfen
füllte. Scpon die unvergleichlichen Bildwerke Vorderindiens pnd meift nichiarifcpen
Geiftes. ünd Hinterindien wurde ausfcpließlicp von farbigen Raffen bewopnt, deren
körperliche Ähnlichkeiten große kulturelle ünterfepiede niept verftändlicp erfepeinen ließen,
begünftigten niept die klimatifepen und geograppifepen Verpältniffe des gebirgigen Ge-
bietes, 3urammenfcplüffe nur in den nordfüdlicp gerichteten Flußtälern, welche die
Brennpunkte des pinterindifepen Lebens gebildet paben. Dort kam es im 3ufammen-
pang mit einer wecpfelreicpen Entwicklung zu großen Kunftleiftungen. So weit wie in
Vorderindien laffen pep Gefcpicpte und Denkmäler freilich niept zurückverfolgen. Da-
tierungen vor das 6. nacpcpriftliche Japrpundert dürften nocp unmöglich fein.
Die pöcpfte Bedeutung für die Schaffung der pinterindifepen Kunftformen paben
anfepeinend Birma (in den Cälern des Irawady und des Saluen), der Vermittler nach
üleften und (am unteren Mekong) Cambodgia, das Land der Kpmer, das abgefcploffene
Creibpaus einer Kunft, die Oftindien typifcp vertritt. Das im Menamtal konzentrierte
Siam empfängt lange von beiden entfepeidende Anregungen, bis es im 14. Japrpundert

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