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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 7
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Der Graphiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0367

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ZLnAeA^ Xje^vtiAyyv^ ir℞ jQn £r^cfv lifis^J^L'

gandzeid)nungen von F. Fr. 3 i e m
Mit zwei Abbildungen auf einer Tafel Von OSCAR SCHÜRER
Das graphifche Kabinett der Galerie Ärnold in Dresden [teilt zur 3eit heben Blätter
des franzöfifchen Land[d)afters Felix Frangois G. Pt). 3iern aus, die nid)t
nur als Seltenheiten wert find, unfer Intereffe auf diefen wenig bekannten Künftler
des vorigen Jahrhunderts zu lenken, Klenig von [einem Klerk ift bei uns zu finden.
(Hohl die Fjälfle [einer Arbeiten gelangte nach Amerika. Franzöfifche Galerien (Luxem-
bourg in Paris, Bordeaux, Mar[eille, Montpelliers) befifeen Bilder von [einer ßand. In
Deut[chland kann man im Staedel eines [einer [ehr zart und duftig gemalten venezia-
nifchen Bilder betrachten, das in Stoff und Kiefen [eine Ärt bezeichnend ausdrückt. Die
Stadt der Lagunen, umflort von farbigen Lichtern, vom gondelbelebten Meer umfpült,
die weichen Formen der Kuppeln von St. Marco und Sta. Annunziata in Fjarmonie
mit den leis gebrochenen Cönen der zwifchen Fjimmel und Kläffer faft verfchwebenden
Stadt. Eine gefällige Kunft, die Ihre Grenzen kennt, fie aber auch trefflich ausfüllt.
Immer war es dies 0)ema, das 3iem beschäftigte, dem er in hundert Variationen immer
neue Reize abgewann und dem er [eine zeitgenöffifche Berühmtheit verdankt. Ihn aus-
zugraben, hieße kaum ihm einen Dienft erweifen. Die ihn kennen, lieben [eine fym-
pathifche Art und danken il;m die Geftaltung freundlicher Stimmungen. Überfchätjung
kann ihm nur [chaden. HIohl aber verdienen diefe noch unbekannten, halb aquarel-
lierten, halb getufchten 3eid)nungen einige Betrachtung, denn fowot)l an Momentaneität
der Stimmungswiedergabe wie an Spontaneität der Cechnik find [ie fd)öne Proken aus
jener malerifch bewegten 3eit, die [ich ganz dem Duft und dem Glanz des Außen
hingab und dejjen Reize und Klerte liebkofend erlaufchte.
Immer wieder ift es Venedig, die Königin der Meere, die das Auge des Künftlers
entzückt: Glänzende Gewäffer, im Vordergrund die dunkle Barke, die als Kontraft die
fchwebende Stadtfilhouette in die Hefe [(hiebt. Bei der Ähnlichkeit der Motive in Öl
bild und Graphik könnte man in den 3eid)nungen und Skizzen nur Vorftudien zu dem
größeren Gemälde vermuten. Doch damit würde man diefen Blättern nicht gerecht.
Nicht nur eine Folge der Cechnik ift diefe ihre [o viel momentanere, [dringendere
Belebtheit, — ihr leicht umflortes und doch prickelndes Leben ift von vornherein für
fchweberidere Geftaltung konzipiert, als fie das unter 31cms Pinfel doch gebundener
fließende Öl hergeben könnte. Auch die Cechnik felbft arbeitet auf Eigenwerte tun*
die der manchmal allerdings ganz [kizzenhaften Art der [chnellen Aufnotierung das
ftärkere Gegengewicht halten. Diefe Cecßnik legt zwei material- wie ftimmungshaft
verfd)iedene Bildfd)ichten übereinander, deren Durchdringung und Durcßwebung den
eigenartigen Reiz diefer Blätter erft herausbringen. Mit feinem Pinfel find zunächft in
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