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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 8
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Goebel, H.: Deutsche Wandteppichmanufakturen im 18. Jahrhundert: Die Bildteppichmanufakturen in den Markgrafschaften Bayreuth und Ansbach
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Mayer, August Liebmann: Meister Hans von Schwäbisch-Gmünd und der Hochaltar der Seo in Zaragoza
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0399

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tion „Koftgeld auf einen Gefellen“. Das private Unternehmen Meifter Magniacs ift
zunächst noch völlig in Dunkel gehüllt. Ob fich der Klirker in den lebten Jahren über-
haupt mit Neuanfertigungen abgibt und fich nid)t lediglich auf Rentraiturearbeiten und
Möbelwirkereien befchränkt, fteht dahin. Äußer den bereits erwähnten Serien der Kur-
fürftlichen Manufaktur, nennt das undatierte Inventar im Ärchive zu Gmunden unter
den „guthen Verdüren“ noch eine Folge „alhie zu Hannover verfertiget, aus fecßs
Stücken beftehend, welche 51ii Elle hoch und 431/i Ellen in der Cour halten“. Ob es
fich um die 1709 in 3ahlung genommene Reihe handelt?
Eine einwandfreie Beurteilung der von der Kurfürftlichen Manufaktur in den Jahren
von 1690 bis 1705 erzeugten Folgen ift fo lange zu vertagen, bis ein oder das andere
Stück im Kunftbefiß oder im FJandel wieder auftaud)t. Die Catfad)e, daß golddurcßwirkte
Behänge zur Ausführung kommen, daß die erften Maler des Fjofes für das Atelier tätig
find, läßt mit Sicherheit auf hochwertige Leitungen fcF)ließen. Es ift im höd)ften Maße
bedauerlich, daß fürftlidje Laune und Liebhaberei nicht mehr Intereffe diefem prächtigften
3weige des Kunfthandwerks zuwandte, daß Georg Ludwigs Neigung weniger der
Bildteppid)wirkerei als der Seidenwürmerzucht galt.

Meifter f)ans von Sd)wäbifd)-Gmünd
und der fjocßaltar der Seo in 3ara9oza

Mit drei Tafeln Von AUGUST L. MAYER


Der Hochaltar der alten Kathedrale von 3aragoza, der Seo, ift wohl feit den Lagen
feiner Entftehung berühmt und auch ftets in Kunftgefchicßtsbüchern gewürdigt,
aber nie ganz in feiner vollen Bedeutung erkannt worden. 3uleßt hat fich Ber-
taux1 mit ihm befdjäftigt und der liebenswürdige Verfaffer von Zaragoza Monumental“2 * *.
Man weiß, daß das Ältarwerk, das mit das größte gotifeße, in Älabafter ausgeführte
ift, von dem kunftfinnigen Erzbifcßof Dalmau del Mur 1444 dem katalanifchen Bildhauer
Joan Pere de Valfogona in Auftrag gegeben wurde, daß diefer Meifter jedoch über der
Ausführung ftarb und nur den Sockel mit Szenen aus dem Leben des \)\. Lorenz, hl-
Valerus und hl-Vinzenz, fowie den Klappen des Stifters vollenden konnte. Den FJauptteil
führte ein Meifter Fjans aus, der 1473—1477 in den Akten genannt wird. 1480 war
jedenfalls die Bildhauerarbeit abgefcßloffen; denn in diefem Jahre wurde das Retablo
und feine Umrahmung vergoldet. Bleibt noch zu erwähnen, daß Bertaux fich Lei diefen
Plaftiken des Meifters FJans an Veit Stoß erinnert fühlte.
Der Fjauptteil des Altarwerkes ift aus einem Guß. Daß ein Meifter die drei großen
figurenreichen Szenen: Anbetung der Könige in der Mitte, links die Verklärung auf
dem Berge Cabor, rechts die Himmelfahrt, die acht FJeiligenftatuen (untere Reihe: Petrus,
Paulus, Katharina und Cßekla, oben: Valerus, Braulius, Johannes d. C. und Santiago),
endlich das reiche Filialenwerk mit den zahlreichen kleinen Fjeiligenfiguren und die
mächtige Umrahmung mit dem üppigen Ornament und den wappenhaltenden Engeln
in vier Jahren fertiggeftellt habe (oder felbft in fieben, wenn man die Jahre 1477 bis
1480 noch einbeziehen will), fd)eint nicht recht glaubhaft8. Auch ift es mir fraglich,
ob man erft 1473 das Klerk wieder in Angriff genommen hat; denn der Fjauptteil ift
nicht aus Mitteln des erften Stifters beftritten, fondern zeigt durch das Klappen, daß
1 In P)istoire de l’Ärt. ed. A. Micßel. III, 2 p. 822.
2 D. Antonio Magana Soria: 3aragoza Monumental vol. I. 3aragoza 1919.
Das Medaillon, das wie bei allen großen aragonefifeßen Altären die Umrahmung für das
ftets ausgefefete Altarfakrament bildet, ift erft 1488 von Gil Morlanes eingefügt worden.

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