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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 8
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Mayer, August Liebmann: Meister Hans von Schwäbisch-Gmünd und der Hochaltar der Seo in Zaragoza
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0403

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Das Aderwerk der Bände ift bei Mofes und Elias z. B. mit ungewöhnlicher Feinheit
wiedergegeben; in gleichem Maße aber erweckt das ftilißerte tUolkenband unfere Auf-
merkfamkeit. Der Saum des Mantels Chrifti, die Kleidung von Mofes und Elias, wie
auch die mancher Äpoftel und ^eiliger betonen den reichen Schmuck mit Edelfteinen.
Die Nimben find jedesmal anders gebildet, befonders auffällig ift der ünterfcßied bei
den beiden Chriftusgeftalten.
Das eminent Spanifche an dem Ulerk des Meifters Fjans ift die Art der dekorativen
Einteilung und ÜJirkung, der Sinn für den Reiz, der in der muftermäßigen Ulieder-
holung des dekorativen Grundmotivs liegt Dem Deutfcßen fiel von Baus aus die Ein-
teilung aufs kunftgewerblicße nicht fcßwer. Gleicht das Ganze einer riefenhaften Silber-
fchmiedearbeit, nicht zuletjt wegen des Filigranwerkes der Cürmcßen, Baldachine, Däcß-
lein und Spißen, fo ift das ßalb Goldfchmiedeartige, halb an das Scßnitjwerk damaliger
Cßorgeftüßle Erinnernde bei der „Montierung“ der ßguralen Szenen befonders auffällig.
Die drei großen Kompoßtionen find auf einen gemufterten Grund projiziert, der in den
beiden äußeren Feldern völlig gleich gebildet ift. Die leicßte Verfcßiedenßeit im 3entrum
erklärt fiel) durch die Einfügung des Sakramentsgehäufes. Mehr als das Fifcßblafen-
werk des Grundes fprid)t jeweils der reich ornamentierte Bogen, es fnd gewiffermaßen
drei Portale, vor denen, gleich auf einer Myfterienbüßne, die drei heiligen Szenen fiel)
abfpielen oder, wenn man fo will, der Schmuck von drei Cympanonfeldern ift neben-
einander aufgereiht in ed)t fpanifd)em Reichtum der Füllung und Durchmufterung.
Der kunftßnnige Erzbifd)of aus königlichem Geblüt, der ein jüngerer Bruder des be-
rühmten Rey Catölico D. Fernando war, liegt imÄltarhaus begraben. Das reiche Monument
zeigt die liegende Statue des Kirchenfürften auf einem von Deren getragenen mit Fjod)-
reliefs von tuenden Beiligen gefd)mückten Sarkophag. Die Rückwand der Grabnifche
zeigt oben in Relief das von zwei Engeln gehaltene Ulappen D. Juans, daneben eine
Darftellung der Beweinung Chrifti, links davon die Mantelfpende des hl- Martin, rechts
den hl- Michael. 3U Füßen des Loten liegt ein Löwe auf drei Folianten, zu einem
Mann emporblickend, der an der Sd)malfeite derNifcße mit einem Gebetbuch in Bänden
fteht und der offenbar kein anderer als der hl- Bisronymus ift. Das Grabmal verrät
nid)t nur in feiner Umrahmung, daß es nicht feine urfprüngliche Form rein bewahrt
hat, vor allem zeigt das die Geftalt des hl- Erzengels, der, nur unvollftändig erhalten,
mit dem Gepicht der rechten Uland zugekehrt, mit der ganzen Geftalt an diefe Uland
gedrückt ift. Der Drache zu feinen Füßen ift nur feßr fragmentarifd), die Gruppe war
woßl urfprünglid) ebenfo angelegt wie die des hl- Martin. Endlich ift der Sarkophag
auf beiden Seiten heute überfchnitten.
Die Ausführung ift etwas tüchtig und derb. Unverkennbar aber ift die Schulung
des Bildhauers durch den Meifter Bans. Ich glaube, daß der Meifter genauer zu be-
ftimmen iß, denn die Cecßnik, die oberßäcßliche Art diefes Künftlers, der offenkundig
ein mittelmäßig begabter Spanier war, ßnden wir am Sockel des Bocßaltars in der be-
rühmten Ulallfaßrtskatßedrale der Virgen del Pilar wieder. Neueften Forfchungen Äli-
zandas zufolge hat urfprünglid) Miguel Gilbert den Auftrag für jenen Bochaltar er-
halten, der bekanntermaßen zu feinem allergrößten Ueil eine der allergrößten Leitungen
Damian Forments ift. Jener Gilbert ftarb bereits 1485. Er ift woßl allem Änfcßein
nach als Autor des Grabmals des Erzbifcßofs Don Juan de Aragon anzufpreeßen.

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