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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 14
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Salmony, Alfred: Die Kunst in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0683

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Die Kunft in Köln Von ALFRED SALMONY
Neuordnung des Cnallraf-Ridjar^-Mufeum / Die Husftellungen


Das Kölner ttlallraf-Richarfe-Mufeum verlor zu Kriegsanfang feinen unvergeßlichen Leiter
Alfred ßagelftange. Unter den ärmlichen Verpältniffen der Nachkriegszeit mußte der Di-
rektor des Kunftgewerbe-Mufeums, Profeffor Dr. Karl Schäfer, den Plan zu einer Neuord-
nung der alten Kölner Schule entwerfen. Damit hatte die Stadt dem alten neugotifchen Fjaus die
einheitliche Leitung und die Möglichkeit einer einheitlichen Organifation genommen. Aber es war
redlich geteilt worden, denn was bepfet Köln fchließlich außer der römifchen Sammlung in dem
berühmten Bau? 3wei Kölner Schulen, eine alte von dem Phantom des Meifter tüilhelm bis
Barthel Bruyn und eine neue von Leibi bis zu der 3eit, in der Kölner Kunft ein wohllautendes
Paradox wird.
Schäfer hat die Hälfte des Fjauptftockwerkes genommen und zunächft einmal die großen Säle
unterdrückt, denn es ift verboten, mit ihnen den Rundgang zu beginnen. Auf halber gotifcher
Creppe fd)lüpft man durch einen Schüfe, fo nannte (Uedderkop diefe feltfame tflölbung. Schön
ift das nicht. Dann beginnt man die Ulanderung im Kreuzgang. An Licht fehlt es trofe der Auf-
teilung in kleine Kammern durchaus nicht. Der helle Anftrich wirkt angenehm. Gleich am Ein-
gang fällt eine gute Neuerung auf, Miniaturen pnd zu den Anfängen der Malerei gehängt. Sie
ergänzen überaus glücklich, denn pe pnd künftlerifch von höchpem Ulert und werden fo der Ver-
geffenheit der Mappen entzogen. Das Format follte auch in anderen Sammlungen nicht zählen,
nur die Qualität. Denn lefeten Endes kommt es doch nur auf die Kunft an. tüenigpens an den
wenigen Stätten, an denen uns die Höhepunkte des Schaffens überkommen pnd. Provinzmufeen
mit hübfchen Sachen können fid) Kulturgefd)id)te und hiporifches Entwiddungsbild leiften. Köln
hat mehr, nämlich die Meifterwerke der weftdeutfdjen Malerei vom 15.—16. Jahrhundert. Köln
ift ein ttlallfahrtsort für jeden, der die friihgotifche Malerei liebt, fein Mufeum birgt Heiligtümer,
die nichts brauchen als Stille, damit pe ausftrahlen können. Das ift vorbei. Am Eingang beun-
ruhigen die Marmorfiguren der Menfa des Domhochaltars. Die fcüand mit unfymmetrifch einge-
laffenen Fresken des Rathaufes wird durch unnüfee Plaftik zerriffen. Da bewähren fid) eher die
Cruhen, die bis an den unteren Bildrand reichen, fie lenken den Blick nicht ab. Im Lochnerraum
pndet pd) der fd)limmpe Mißgriff. Hart über der Madonna in der Rofenlaube ftößt eine Plapik
ein Kopf mit Blattwerk, weit vor und erdrückt das unvergleichliche Bildchen, das delikater als
eine Miniatur ift. An einer anderen Lochrier-ttland zwingt ein unter Glas und Rahmen gefefetes
Figürd)en zum 3errei$en einer Bildferie. Man erfteigt die Creppe — ßankiert von zwei häßlichen
Engeln, die wieder beweifen, wie turmhoch die Malerei der Gotik in Köln über der gleichzeitigen
Plaftik ftand. Dann betritt man den ehemaligen Raum eins. Flügelaltäre füllen gefchickt die
doppelt pumpfen (Hinkel der Ecken, wobei freilich der Altar des Meifters der Georgslegende zu-
viel Raum zwifchen Mitte und Flügeln läßt. Vor dem Hauptbild des Meifters der Verherrlichung
fteht Chorgepühl. Ein Stück davon ragt feitlid) ins Bild — abfägen oder wegnehmen. Der ehe-
malige Hauptfaal der alten Kölner ift in drei Kojen geteilt, die gutes Oberlicht haben. Die ganze
Anordnung wird beherrfd)t von einer unnötigen Angß vor dem großen Raum. An den vor-
fpringenden Pfeilern, über der Cür pndet pd) wieder unruhigpe Plaftik. Sie darf fogar füddeutfd)
fein. Sie zerreißt alles und ftößt dem Konzentration pichenden Betrachter in die Äugen. Gleid)
in der erften Nifche wird die Ly versberger Pafpon durch den Kruzipxus vom Meiper des Marien-
lebens auseinandergenommen. Diefer Mann hat überhaupt Pech, man muß ihn pd) überall zu-
fammenfuchen. Ein Bildchen mit Chriftus und Caritas hängt unten. Nur 3werge können es fehen.
Überall in diefen zu vollen Räumen hängen kleine Bilder unter großen, ein verderbliches Prinzip;
die kleinen Sachen werden völlig erdrückt. Vor dem Sippen-Ältar und vor dem Hauptwerk des
Bartholomäus-Meifters liegen Brokate in grellen Farben, die fehr ftöreri. Der nächße Saal enthält
den oder wohl richtiger die Severin-Meifter. Die Kapelle war ein unglücklicher Raum, der jefet
mit Äntependien, Plapik und Glasfenftern fehr gut gefüllt ip. Ein fd)öner bedruckter Stoff ift als
Sockel hohl gefpannt und wird bald durchlöchert fein. Den Niederländern und Flamen ift ein
großer Raum beiaffen worden. Leider hängt der Pfeudo-Bofd), eines der herrüchften Bilder der
Sammlung, fd)lecl)t. ünd darunter noch ein reizender holländifcher Meifter! In diefem Saal geht
alles ununterfchieden in der Fülle unter, felbp der Dormagen-Altar. An der Frontfeite des
Haufes wird die Kölner Schule weiter geführt, der Meifter des Codes Mariä kommt auch im
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