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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 16
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Salmony, Alfred: Die Ausstellung chinesischer Keramik im Frankfurter Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0749

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Die Äusftellung d)inefifd)er Keramik im
Frankfurter Kunftgewerbe - Mufeurn
Mit drei Abbildungen auf einer Tafel Von ALFRED SALMONY
Das rapid zunehmende Intereffe an früher chinefifcher Döpferei ift eine Catfache
von internationaler Bedeutung. Amerika und England führen. Seit der Äus-
ftellung von 1916 in New York und ihrer Veröffentlichung durch Bofd)~Reij3
(Catalogue of an Exhibition of Early Chinese Pottery and Sculpture, New York 1916)
follen fiel) die Liebhaber in Amerika vervielfacht haben. In Chikago reiht B. Läufer
feit langem die Cypen. In London gibt es u. a. die einzigartige Sammlung Eumor-
fopoulos. Ihre ftändige (Ueiterführung ermöglichte die zahlreichen Berichte des Bur-
lington Magazines und fchließlid) die grundlegenden Arbeiten von ßobfon (Chinese
Pottery and Porcelain, 2 Bände, London 1915 und Che ÜJares of the Ming Dynasty,
London 1923) und fjetherington (Che Early Ceramic Klares of China, London 1922).
Die Gründung der Oriental Ceramic Society und der vorliegenden „Dransactions 1921
bis 1922“ zeigen, welch leidenfchaftliches Intereffe man diefer Kunft zuwendet. In
Paris ift die Sache nicht anders. Die Veröffentlichung koftbarfter Cafeln durch Riviere
(La ceramique dans l’art d’extreme-orient, Paris 1921) wird nur den Auftakt bilden.
Das alles wurde möglich, weil das letjte Jahrzehnt große Mengen neuer Funde ans
Ließt gebracht hatte. In Deutfchland war man von den Entdeckungen abgefchnitten
und kann die trotj des vermehrten Angebots ftändig fteigenden Preife nicht bezahlen.
Crofedem haben wir in Frankfurt eine vollftändig geglückte China-Keramik-Äusftellung.
Man verdankt fie dem Frankfurter Kunftgewerbe-Mufeum, deffen Leiter Prof. Robert
Schmidt in zwei erfahrenen Oftafienfammlern der Stadt fo etwas wie eine Cradition
vorfand. Es ift erftaunlid), wie gut die Äusftellung trofcj allem geworden ift! Man
ahnte gar nicht, daß Deutfchland fo reich an bedeutenden Stücken wäre. Fjier hat man
einmal Mut gehabt, Arbeit, viel Arbeit hinGin9efteckt und etwas zufammengebrad)t,
was noch lange nach der Schau wirken wird.
ünfer 3eitgefd)mack geht einfeitig aufs Primitive. Bei China müßte man fagen aufs
Einfache, denn die primitive Keramik kennen wir noch kaum, fie fehlt auch in Frank-
furt. Daß man dort die bedingungslofe Ablehnung des dekorierten Porzellans nicht
mitmachte, bedeutet ein fachliches Verdienft. Qnd doch ift ein Einwand nötig. (Denn
man foviel Gutes zum erftenmal zeigen kann, foll man ein Programm haben und
werten. Die frühe Keramik ift Form, Farbe und Daftbarkeit. Naturfcherben und Gla-
furen aus Metall und Mineral find die erften und edelften Mittel des Döpfers. Diefer
ift nicht Kunftgewerbler. Selbft in den Anfängen des Dekors fpricht fidr) noch die Ver-
innerlichung aus, die aus den Spruchlehren des Daoismus, aus den Malereien der
Cufchmeifter erhabene Dokumente der Menfchheit machte. Man fpürt bei der frühen
Keramik die Größe der Konzeption. Manche Schale des 12. Jahrhunderts ift von vielen
Generationen meift japanifd)er Bewunderer ehrfürchtig gehegt worden. Aber felbft in
mißratenen Stücken der größten Epochen (der Dang- und Sung-3eit), felbft in Doten-
ware oder Gebrauchsgerät lebt der Genius. (Dir dürfen da nicht fcheiden. Mit dem
Ende der Ming-3eit nähern wir uns hingegen einem prächtigen, gefchmackvollen, raffi-
nierten Kunftgewerbe. (Darum foll man es nicht lieben? Aber es bekommt zuviel
Raum in Frankfurt. Vor allem weniger liebenswürdige Spielerei! Die Meifterwerke
der erften Räume verpflichten.
Man hat den Rahmen weit gefpannt und die figürliche Plaftik aus Don einbezogen.
Älfo vor allem die Grabkeramik, das cl)inefifche Danagra, die Dachziegel und in einem
Beifpiel das große Kultbild. So wird die Äusftellung reicher an Äbwechflung und
(Dert. Eine Unterfdjeidung der Qualität gilt vor allem für Figürliches. Gewöhnlichen

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