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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 17
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Térey, Gábor: Die Murillo-Bilder der Sammlung Eugen Boross in Larchmond (New York)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0795

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Die M u r i 11 o - B i 1 d e r der Sammlung
Eugen Boross in Lardjmond (New York)
Mit sechs Abbildungen auf drei Tafeln Von GABRIEL v. TEREV
Die Kriegsjahre, befonders die darauf folgenden f)aben die Cätigkeit der Sammler
von Kunftwerken in Amerika befdjleunigt. Das immer ärmer werdende Europa
liefert nach dem neuen Weltteil fortwährend wertvolles, neues Material. In nicht
geringem Maße England, das von hohen Steuern bedrückt wird. Vornehme Familien,
die bis jetjt ihre ererbten Kunftfd)ä£e forgfältig hüten konnten, find gezwungen, [ich
von ihnen zu trennen. So find eine Reihe von neuen Sammlungen entftanden, die
mit den alten die Konkurrenz aufnehmen wollen. Die bis jetjt wenig bekannte Samm-
lung von Gemälden alter Meifter des Fjerrn Boross, vereint in feiner fchönen, am Meere
gelegenen Behaufung in Larchmond bei New York, ift keineswegs neuen ürfprungs,
fondern eine vorkriegszeitliche, die aber in den lebten Jahren durch glückliche Ankäufe
befonders bereichert worden ift. Als die materiellen Quellen der letzten Jahre für An-
fchaffungen von Kunftwerken auch in dngarn zu verfiegen begannen, fd)enkte FJerr
Boross aus [einer Sammlung dem Mufeum der bildenden Künfte in Budapeft [ed)s
fehr wertvolle Bilder alter Meifter. Diefe noble Gefte des freigebigen Spenders hat in
feinem früheren Vaterlande üngarn überall Freude, Anerkennung und aufrichtige Dank-
barkeit ausgelöft. Möge diefes Beifpiel bald auch durch einheimifche Sammler befolgt
werden, durch folche, denen die Mittel gewiß im hohen Grade zur Verfügung fteßen.
Die Sammlung Boross ift vielfeitig. Sie umfaßt zumeift merke des 17. Jahrhunderts:
Spanier, Italiener, Holländer, Vlamen und einige Stücke der englifchen Schulen des
18. und der erften Fjälfte des 19. Jahrhunderts, darunter das intereffante Porträt des
Mr. türight von George Morland. Mit Vorliebe fammelt Fjerr Boross Porträts. Erft
jüngfthin gelangte in feinen Befitj ein wundervolles männliches Bildnis, welches die
einen dem Stefan von Calcar, die anderen Cariani oder Giulio Campi zuweifen wollen.
Ausgezeichnet find die holländifchen Porträtmaler in feiner Sammlung vertreten: Flinck
mit drei Bildniffen, Ceulen, Ravenftein, Fjonthorft und Adriaen Fjannemann mit einer
Porträtgruppe, dnter den Vlamen feien das vornehme Porträt von Ct)ys erwähnt,
unter den Italienern die Bildniffe des Jacopo Baffano, Ciberio Cinelli und Salviati ge-
nannt. Befondere Freude bekundete Fjerr Boross im Sammeln von merken namhafter
fpanifcher Maler des 17. Jahrhunderts. Aus der einfehlägigen Literatur find befonders
zwei Bilder feiner Kollektion bekannt: die mit der Signatur verfehene Anbetung der
heil, drei Könige des unter Grecos Einwirkung [teilenden Coledaners Luis Criftan, be-
fonders aber das grandiofe Altarbild von Juan Carreno de Miranda mit Santiago di
Compoftela in der Maurenfchlacht1 (figniert und datiert 1664), welches Fjerr Boross 1921
dem Mufeum der bildenden Künfte in Budapeft verehrte2.
1 Die genannten Bilder von Criftan und Carreno wurden von Huguft L. Mayer in den Monats-
heften für Kunftwiffenfchaft 1920 auf Cafel 15 veröffentlicht.
2 Äußer dem Carreno febenkte Fjerr Boross dem Mufeum noch folgende fünf Bilder: Andrea
Sdjiavone, Chriftus auf dem tüege nad) Golgatha; Sebaftiano Ricci, Anbetung der heil- Drei-
könige; Älonfo A\iguel de Cobar, Der heil. Jofeph mit dem Chriftuskinde; Englifcher (?) Nachfolger
des Änthonie van Dyck, Reiterbildnis und John 3offany, David Garrick und Mrs. Cibbers in den
Citelrollen von Otways Stück „Venice preserved or a plot discovered“ (reproduziert in einem
fchönen Mezzotintoftück von James Mac Ärdell, London 1764, vgl. J. C. Smith, British Mezzotinto
Portraits, Bd. II, S. 864, Nr. 80). Durch die gütige Vermittlung des Fjerrn Boross gelangte das
Mufeum vor kurzem in den Befitj von zwei weiteren ausgezeichneten Bildern, welche Mr. A. L.
Nicholfon, London, fchenkte: Francisco de Fjerrera d. Ä., Der heil. Jofeph mit dem Chriftus-
kinde (figniert und datiert 1643) und Andrea Vaccaro, Die mufizierende und pngende heil. Cäcilie
(monogrammiert).

Der Cicerone, XV. Jaljrg., Fjeft 17

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