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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 17
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Basler, Adolphe: Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867)
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Ehl, Heinrich: Willi Habl
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0813

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Sc±)önh>eit durd) die (Xlaijrtjeit entdecken. Die Alten haben alles gefehen, alles ver-
banden, alles empfunden und alles geftaltet.
Die antiken Figuren find nur deshalb fcßön, weil pe der fchönen Natur ähnlich
fehen .... ünd die Natur wird immer fd)ön fein, wenn pe den fd)önen Antiken ähnelt.
Die gried)ifd)e Kunft erweift ihre Überlegenheit durch die Meifterfchaft felbft der
einfachften Handwerker, z. B. der Uöpfer.
Studiert die gried)ifd)en Vafen; erft durd) fie habe id) die Griechen verftehen gelernt.
Id) werde über die üür meines Ateliers fd)reiben: 3^ichenfchule, und werde Maler
heranbilden. Die 3eid)nung ift die Ehrlichkeit in der Kunft. Die 3eid)nung ift alles
und umfpannt die ganze Kunft, denn das Handwerk der Malerei ift fehr leicht und
kann fogar in acht üagen gelernt werden. Aber durch das Studium der 3eichnun9
und der Linien begreift man die Proportion, den Charakter und das töefentliche der
menfchlid)en Natur in jedem Lebensalter, in jedem üyp und jeder Form nach; nur euer
Modele vollendet die Schönheit des (Qerkes.
Qm zur fd)önen Form zu kommen, muß man rund modellieren, ohne fid) zu fehr
in Details zu verlieren. Man foll der Form Gefundheit geben. Ein gut gezeichneter
Gegenftand ift auch immer gut gemalt
Die Lehre eines Ingres ward während des 19. Jahrhunderts wohl am meiften dis-
kutiert und wurde vor allem von feinem großen Romantiker-Rivalen Delacroix be-
kämpft. Die modernen Maler ftellten fid) meift auf die Seite von Delacroix. Erft in
unferen üagen ift der von Degas, Puvis de Cßavannes und Gauguin gepflegte Ingres-
Kult wieder lebendiger geworden. Der befte Schüler von Ingres, Chafferiau, der viel
zu jung ftarb, wollte die beiden Elemente des Klaffifchen und des Romantifchen ver-
einigen, aber Ingres felbft war die vollkommenfte Verkörperung des reinen Klaffizismus.
Sein Genie war durchaus finnlid)er Art, feine Ideen und Erkenntniffe wurden durchaus
univerfal wie die eines Delacroix, obwohl fie fid) in einem Dogmatismus des 3eid)ners
erfd)öpften. Hinfid)tlid) der formalen Konzeption wurde Ingres der wahre Erbe der
Griechen und des Raffael. Aber nicht minder bewunderte er die Primitiven, vor allem
Giotto. Deshalb ift feine Lehre aud) nicht zeitlich begrenzt, fondern fein univerfaler
Charakter beherrfcßt alle 3eiten. (Deutfd) von G. Biermann.)

tüilli Habl

Von HEINRICH EHL / Mit
9 Abbildungen auf 5 Tafeln

„Die Kunft des Malens ift keine Gedankenarbeit
fie ift ein Ulirken der Sinne. Sie gebt von Äuge
zu Äuge.“ Emil Nolde.
Gewohnheit hat dazu geführt, junge Künftler einem vorgefchrittenen Publikum durd)
i den überredenden Nachweis abfoluter Originalbegabung als zeitgemäß zu emp-
" fehlen. Überlieferung, aud) wo ße mehr ift als ted)nifches Können, gilt nur,
wenn ße auf den Erben der „Kunft aus Mufeen“, den Erzvater Cezanne, fid) berufen
kann. Von ihm darf alles abftammen, weil fein Olerk nicht als Bafis einer fd)on in
[Qorte verpönten üradition, fondern als eminente Gegenwart empfunden wird. Be-
kennen wir: Cezanne ift höchfte 3ud)t der üradition. Schon wird das Olort tagesfähig.
Cradition ift nicht mehr Angelegenheit eines innerlich unbeteiligten Epigonentums. Cra-
dition rehabilitiert fid) als pflegfames Qlachfen und Olerden aus eigener Berufung.
Das Olerk wächft von Generation zu Generation. Das (Qerk ift die Malerei.
Olilli Habl ift kein originaler Ausbruch- (Faß alle heute Schaffenden find Vulkane,
fo daß einem bange um das gefegnete Land der Malerei werden kann, das zu ihren
Füßen fid) ausbreitet.) CQilli Habl arbeitet aud) nicht eruptiv. (Vulkane tun das ge-

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