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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 20
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0952

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Sammlungen
Ein fyolländifdjes Studienkabinett
für die grapfyifdjen üedjniken
Durch den niederländifchen Staat ift unlängft
die außerordentlich reiche Sammlung graphifcher
Blätter angekauft worden, welche der ütred)ter
Kunfthiftoriker Dr. R. G. van Ruffel in vieljäh-
rigen Bemühungen zufammengebracht hat. Die
Sammlung ift als Lehrftätte für die in der üt-
rechter grapl)ifd)en Fachfchule ausgebildeten
Lehrlinge, insbefondere die fogenannten Meiper-
lehrlinge gedacht, die aus alten Drucker- und Ver-
legerfamilien abftammen und berufen pnd, fpäter
Betriebe als felbftändige Leiter zu übernehmen. In
das Ausbildungsprogramm diefer Meifterfd)üler
wurde vor einigen Monaten als befonderes Fach
die Kenntnis der Entwicklung der graphißhen
Verfahren, der Buchilluftration, des Buchtitels,
des Bucheinbands aufgenommen. DasÄnfchau-
ungsmaterial finden fie nun in dem genannten
Archiv des Dr. van Fjuffel, der die Verwal-
tung der Sammlung weiterhin in bänden be-
hält und in dem erwähnten Lehrfache ünter-
richt erteilt. Das Studienkabinet befindet fiel)
ütrecht, Prinfenftraat 23 in einem geräumigen
Fjau[e, wo man an beftimmten Eagen der
(üod)e auf Anfrage koftenfreien 3utritt er-
halten kann.
Die Anordnung der Sammlung ift den Grund-
fähen gemäß gefchehen, die Dr. vari bnffel in
einem kleinen und einem größeren Forfchungs-
werk über die oft recht verwickelten Verfahren
der Farbdrucker aus dem 18. Jahrhundert nieder-
gelegt hat, und zwar in der „Coloretto“ ge-
nannten ünterfuchung des Verfahrens von
le Blon (ungefähr 1730) und dem tüerke über Cor-
nelis Ploos van Amftel, das über die um 1760 im
Sd)wange bepndlichen Farbdruckverfahren und
die neu verwandte Druckzeichenkunft handelt.
Durch planmäßige Vergrößerung ift die Sammlung
angewachfen zu einer allgemeinen Überficht über
die graphifchen Eechniken von 1475 bis zur
Gegenwart. In jedem Einzelfalle wurde nad)
der Erwerbung von Ätelierproben, alfo Inku-
nabeln im wahren Sinne des ülorts geftrebt,
nach einer Veranfd)aulid)ung des Entwick-
lungsganges jeden Verfahrens durd) richtige
Auswahl der meift kennzeichnenden Erzeugniffe
und nad) dem beften Stücke, was jedes Ver-

fahren in den bänden des Künftlers hervor-
gebracht hat.
Eine Neuheit und Eigenart des Kabinetts be-
geht in dem, Büchern und Blättern zugefügten
Befd)reibungstext. Diefer Eext enthält alle An-
gaben über das jeweilige Verfahren, eine Cha-
rakteristik des jeweiligen Künftlers ufw. Beides
nun, die tüerke (Bücher und Drucke) und die
Befchreibungen pnd in zeitlicher Reihenfolge
geordnet und in 18 Jahrhundertviertel unterver-
teilt, beginnend im erften Viertel des 15. und
endigend im erften Viertel des 20. Jahrhunderts.
3wei Indexkataloge pnd eingerichtet, deren
einer auf das Verfahren Bezug nimmt, während
der andere die Beßände nach den behandelten
Ehernen (Stadtanpd)ten, Architekturvorwürfe,
Landfchaft, Blume, Eiere ufw.) auffummiert. Cüenn
pch alfo z. B. ein Student über die Entwicklung
der Scjjabkunp unterrichten will, fo pndet er in
den Indexkatalogen, durchlaufend von 1650 bis
1920 und nacheinander gefondert eine Einfüh-
rung in die Eechnik mit den zugehörigen Ab-
bildungen und den bandwerkszeugen felbpt; die
Lehrbücher, welche die Sammlung über den
Gegenpand bepftt, die Drucke von Prinz Rup-
recht, ttlallerand Vaillant, J. Gole, Schenk, Ver-
kolje, Faber, Mac Ardell, Spooner, boufton,
ülatfon, ttlard, Jones, bodges, baid, Remofer,
Coufins, Landfeer, Krabbe ufw., einige in ver-
fchiedenen 3uftänden, auch in völlig abgenutpem
3upande mit den Befchreibungstexten. Diefe
Befchreibungstexte bilden alfo eigentlich eine
ausführliche Abhandlung über die Schabkunft
und ihre Ausüber, durd) eine große Anzahl kenn-
zeichnender Originalblätter mit Beifpielen be-
legt. Auf diefelbe ttleife find alle, aud) die
modernften Verfahren bearbeitet und unterein-
ander alte und neue Verfahren in 3ufammen-
hang gebracht worden. Denn durd) zahllofe
Rückverweifungen wird es dem Studierenden
erleichtert, dem Einßuffe einer Arbeitsweife auf
eine andere nachzugehen und fo unterrid)tet
zu werden über die Entwicklungsgefd)id)te der
verfd)iedenen Verfahren, die meiftens auf einem
Boden erwachen pnd, der durch andere vor-
bereitet wurde.
Anläßlich der Eröffnung des Studienkabinetts
am 27. Juni war eine Überfid)t der verfd)iedenen
ted)nifd)en Verfahren ausgeftellt. Derartige Aus-
pellungen follen aud) in der 3ukunft regelmäßig
ftattpnden. Den verfd)iedenen Bibliotheken des

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