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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 21
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Der Graphiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1000

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Der Grapl)ikfammler

Neuerfdjeinungen
Literatur
Arthur M. Hind. Giovan Battista Pira-
nesi. Vlg. The Costwold Gallery, London. W.
Einen wertvollen Beitrag zu den nicht allzu-
häufigen Studien italienifcher Graphik bietet uns
hier fl. M. F)ind vom British Museum, der be-
kannte Forfcher auf diefem Gebiet, der in feiner
ftreng fachlichen, genauen und exakten Art
feine flufmerkfamkeit ftets nur dem (tlefent-
lichen zuwendend, in diefem erften Band die
erften Refultate feiner jahrelangen Studien der
fOerke des Piranefi bekannt gibt. Ein buch-
technifch ausgezeichneter, italienifd) kartonierter
Oktavband; handgefchöpftes Papier für den
Cext, glänzendes Kunftdruckpapier für die Cafeln,
die je zwei kleine, aber fehr deutliche Abbil-
dungen tragen.
Der Einleitung folgt eine kurze, aber inhalts-
reiche biographifche Notiz und eine Reihe vor-
trefflicher kritifcher Bemerkungen. Er lenkt die
flufmerkfamkeit des Lefers auf die wahren
Cüerte und Schönheiten in Piranefis Stichen,
die in den lebten Abdrücken leider nur allzu-
bekannt und verpfufcht ficb in aller Fjände be-
finden. Den kritifcben Notizen folgt der aus-
führliche und vol.ftändige Katalog der Gefäng-
niffe und der römifchen Veduten, und wer eine
Ahnung hat von der giqantifchen Produktion
Piranefis, gibt dem Verfaffer recht, der das
analytifche Studium feiner einzelnen Blätter
eine Mühe „for athletics“ nennt, dnd ich möchte
behaupten, daß fie überhaupt nur in fo gün-
ftigen Verhältmffen wie in einem British Museum
unternommen und von einem Forfcher von
folch pofitivem CHiffen und Können wie fl. M.
f)ind fortgeführt werden kann.
Die nächfte Abteilung befteht aus der voll-
ftändigen und cbronologifcb angeordneten Auf-
hellung fämtlicber von Piranefi herausgegebenen
ttlerke; jedoch nur drei davon: Le flntichitä
Romane dei Cempi della repubblica (1748,
32 Bl.), Varie vedule di Roma (1748, 48 Bl.) und
die Opere varie (1750,21 Bl.), mit der Benennung
aller einzelnen Blätter. Diefe Detailaufftellungen,
die im Jahre 1914—1923 fchon im Burlington
Magazine veröffentlicht wurden und neben den-
jenigen des Focillon von größtem Nutzen find,
follen in 3ukunft noch erweitert und in einem
zweiten Bande zufammengefaßt werden. Der
Verfaffer fetjt allerdings als Bedingung zur
Verausgabe diefes zweiten Bandes den bucb-
händlerifchen Erfolg des erften voraus. Falls
der Erfolg dem tat|äd)lichen Verdienft entfpre-
chen füllte, können wir getroft der Fort- und
3uendeführung diefer Arbeit „for athletics“
entgegenfehen, der F)ind durchaus gewachfen
ift. A. C.

Fr. Courboin, Histoire Illustree de la
Gravüre en France. — M. Le Garrec ed.
Paris, 1923.
Der erfte Ceil diefes bedeutenden (Clerkes, der
im Frühjahr d. J. den erwartungsvollen Sub-
fkribenten zugefandt wurde, befteht aus zwei
befonderen Ceilen: einem Oktavband, Cext von
240 Seiten und einer 45x31 cm großen Mappe,
die 486 Cafeln enthält, die man fieht, recht
impofante Dimenfionen für den 1. Ceil eines Ge-
famtwerkes! Das Buch ift typograpbifch fehr
gediegen, fcbönes ftarkes Papier, ausgezeich-
neter Druck, aber leider nur geheftet. Die Ab-
bildungen find teils Fakfimiles, auf leichte Kar-
tons einkantig aufgeklebt, teils phototyphifd)
auf die Kartons gedruckt, meift in Original-
größe, alle durchaus klar und wahrheitsgetreu
wiedergegeben. Einen gewiffen Nachteil findet
der Studierende beim Fjandbaben der Abbil-
dungen, die lofe aufeinander liegend, einen
fcbwer in Ordnung zu haltenden Fjaufen bilden,
unbequem auch für ein rafches Nachfragen
der einzelnen Blätter. Ein Übelftand, der durch die
in der Anlage des (üerkes begründete Unab-
hängigkeit zwifcben Cext und Abbildungen
unvermeidlich fcbeint, doch aber umgangen
werden könnte, indem diefe letzteren anftatt in
einer, gruppenweife in mehreren Mappen unter-
gebracht würden. Die richtige Löfung diefes
Problems wird wohl von jenem Kunftfreunde
gegeben werden, der außerdem auch Bücher-
freund ift und folch ein bedeutendes Güerk auf-
zubewahren wünfcbt, wie es verdient. 3utn
Lobe des Verlegers ift der feF>r zugängliche
Preis hervorzuheben: 325 Fr. koftet jeder der
drei Ceile diefes Monumentalwerks, deffen erfter
Ceil hier befcbrieben wird.
(das den Inhalt anbetrifft, fo ift es die Ab-
ficbt Courboins gewefen, uns einen Überblick
über die Gefamtproduktion der franzößfchen
Stecberkunft, feit ihrem Entftehen bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts zu geben; einen gründ-
lichen genauen Überblick, den fid) bisher jeder
Graphikforfcher ganz allein zufammenftell en
mußte, da ja die meiften exiftierenden Studien
zur Gefchichte der Graphik durchaus unvoll-
kommen find.
Courboin gibt uns nach einer allgemeinen Ein-
führung und der Erklärung feiner Grundfätje
die unentbehrlichen Notizen über die Meifter
anonymer Blätter und alle übrigen Künftler,
die fich wie Glieder einer Kette aneinander-
reihen, und je eine eingehende Befchreibung
und Notiz zu den abgebildeten Stichen. In die-
fen Studien erweift fich die wiffenfchaftliche
Cüchtigkeit des Autors durch die äußerfte Exakt-
heit feiner Behauptungen, auf die man fich
mit voller 3uverfict)t muß berufen können, eben-
fo wie in der OLIahl der Abbildungen, die die
feften Anhaltspunkte für die Entwicklungslinie
der Gefchichte, die fie illuftrieren, bilden müffen.

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