Ausheilungen
Jahre hindurch bis zum Überdruß „gemacht“
haben.
Gerade weil wir aus einem oft überfteigerten
und meift ungefunden Reichtum, der leider nur
zu fehr die äußere Gefte liebte, jeljt auf dem
Gebiet der öffentlichen Kunftpflege zu harter
Armut verdammt find, derart, daß mehr als lokal
begrenzte Ausheilungen heute in Deutfchland
nirgends mehr möglich find, wollen wir das
Symbol, das minterthur in fid) begreift, doppelt
lieben und hoffen, daß es auch für uns einmal
wieder eine Möglichkeit gibt, dem hier ge-
wiefenen Beifpiel echter Kunftfreudigkeit und
vornehmften Mäzenatentums nachzueifern.
Biermann.
Ausheilungen
Bafel
Die Ausfteliung oftafiatifdjer Kunft, die
Dr. Kienzle, der Direktor des Gewerbemufeums
im vergangenen Früßlinge veranftaltet hat, hat ge-
zeigt, wie überrafd)end viele und gute merke aus
dem fernen Often felbft in einem fehr eng begrenz-
ten Bezirke Europas zu finden find. Denn wenn
Bafel auch als Qeimftätte edelfter deutfcher Kunft
berühmt ift, fo hatte man bisher doch noch kaum
gehört, daß es auch Tolche Schätje oftafiatifcher
Kunft hüte, wie man fie während des Mai und
Juni in dem Mufeum am Spalenthore fah. Aller-
dings hatten auch die fchweizerifcbe und die
deutfche Nacbbarfchaft beigefteuert; die ftattliche
Sammlung cbinefifcher Porzellane, die den einen
der drei Ausftellungsräume füllte, war das Eigen-
tum eines 3üricher Sammlers, des fjerm Dr. Frick,
und die Stadt Freiburg i. Br. hatte aus ihrem
Mufeum die beiden allen deutfcben Freunden
öftlicher Kunft wohlbekannten Kakemono mit
buddhiftifchen Fjeiligen und zwei alte chinepfche
Bronzevafen gefendet. Alles übrige aber ftammte
aus Bafeler Beptj, — zum kleineren Geile aus
dem Etßnographifchen Mufeum, zum größeren
aus Bürgerbäufern. Die japanifcbe Abteilung
war bauptfäcblicb von Fjerrn R- Staechelin ver-
forgt worden, der eine Sammlung von japa-
nifchen Lacken, Cöpfereien, Masken und vor
allem von fehr guten alten Farbendrucken be-
fitjt. Auch die chinepfche Abteilung verdankte
diefem Kunftfreunde manches, befonders böcbft
intereffante Skulpturen. Die fcbönften chinefifchen
Stücke aber hatte Dr. Kienzle bei den Erben
des Basler Kaufherrn Krayer gefunden, der zur
3eit der Plünderung des Sommerpalaftes in Pe-
king gelebt hat. 3wei mit wunderbarer Frei-
heit aus grünem Nephrit gefchnittene Vafen,
Meifterwerke der chinefifchen Edelfteinkunft, find
höchpwahrfcheinlich Eigentum des kaiferlicben
Fjaushaltes gewefen und demfelben mag auch ein
mit 3eüenfcbmelz gefcbmücktes Räuchergefäß
aus der Spätzeit der Ming-Dynaftie gehört haben,
das ficb vor den gewöhnlichen Arbeiten diefer
Art durch ein ganz außerordentlich reiches und
mildes Kolorit auszeichnet. Die Cloifonnekunft
war auch im Übrigen fehr gut vertreten: man
konnte an einer Reihe von Stücken, die jedes
in feiner Art vorzüglich waren, ihre ganze Ent-
wicklung in China verfolgen. — Das Fjaupt-
intereffe aber nahmen die merke der chinefifchen
Kleinplaftik in Anfprud), diefer Kunft, die in
ihrer Fjeimat fo hoch gefcbäljt wird und in Eu-
ropa noch fo wenig bekannt ift, und die man
hier an einer nicht geringen Anzahl vortrefflicher
öüerke kennen und lieben lernen konnte. Die
meiften und beften gehörten der Ming-3eit an,
— wie die faft gotifcb anmutende Elfenbein-
gruppe des trunkenen Dichters Li Cai Po, der
fid) auf einen Dämon ftüj^t und der aus einem
Bambusknoten gefchnittene Fjirfd) aus dem Be-
ptse der Familie Krayer und der bronzene Fjei-
lige im flatternden Mantel aus dem Etbnogra-
pbifcben Mufeum. — Eine fyftematifcbe Voll-
ftändigkeit war in der Ausfteliung nicht erftrebt,
weil fie weniger dem Studium als der An-
regung dienen follte. Und diefe Aufgabe hat
fie faft über Erwarten erfüllt; denn fowobl
die Ausfteliung wie die damit verbundenen
Verträge über oftapatifcbe Kunft erfreuten
fich einer ganz außerordentlich lebhaften Geil-
nahme. E. G.
Kunfthalle. Über die bisherigen Basler Au-
fteilungen der Cüinterfaifon ift nur wenig zu be-
richten, was über die Grenzen der Stadt hinaus
bemerkenswert erfcheint. — Die September-
Ausftellung zeigte, wie alljährlich in diefem Monat,
die mettbewerbe des ftaatlichen Kunft-
kredites von Bafel-Stadt, die übrigens dies-
mal fehl’ wenig Erfreuliches brachten. — Die
Oktoberfchau „Bafel und Umgebung“ will einen
Überblick geben über die Basler Land fcbafts-
malerei von Sandreutcr bis heute; und zwar
ift in bezug auf motivifd)e Begrenzung fowohl
als hinfid)tlid) der eingeladenen Künftlerfchaft
aller Nachdruck auf Bafel gelegt. Außer den
ältern Künftlern: Sandreuter (den man in feinen
Aquarellen fehr fchä^en lernt), Preiswerk, C. Gl).
Meyer kommt befonders die mittlere Maler-
generation mit FJermann Meyer, Paul Burck-
hardt, Fiecbter, Dick, Donze und Lüfcher aus-
giebig zu morte. Dadurch, daß diefe Künftler
zum größten Geile mit merken aus früheren
Schaffensperioden vertreten pnd, erhält die
Ausfteliung — trotj kräftiger Vertretung der
Jungen und Jüngften — vorwiegend retro-
fpektiven Charakter. Es wäre deshalb ver-
fehlt, von diefer Ausfteliung erfchütternde Ein-
drücke zu erwarten; pe wahrt jedoch, wie
die Veranftaltungen des Kunftvereins immer,
ein durchaus anftändiges Durchfchnittsniveau.
m. r.
1055
Jahre hindurch bis zum Überdruß „gemacht“
haben.
Gerade weil wir aus einem oft überfteigerten
und meift ungefunden Reichtum, der leider nur
zu fehr die äußere Gefte liebte, jeljt auf dem
Gebiet der öffentlichen Kunftpflege zu harter
Armut verdammt find, derart, daß mehr als lokal
begrenzte Ausheilungen heute in Deutfchland
nirgends mehr möglich find, wollen wir das
Symbol, das minterthur in fid) begreift, doppelt
lieben und hoffen, daß es auch für uns einmal
wieder eine Möglichkeit gibt, dem hier ge-
wiefenen Beifpiel echter Kunftfreudigkeit und
vornehmften Mäzenatentums nachzueifern.
Biermann.
Ausheilungen
Bafel
Die Ausfteliung oftafiatifdjer Kunft, die
Dr. Kienzle, der Direktor des Gewerbemufeums
im vergangenen Früßlinge veranftaltet hat, hat ge-
zeigt, wie überrafd)end viele und gute merke aus
dem fernen Often felbft in einem fehr eng begrenz-
ten Bezirke Europas zu finden find. Denn wenn
Bafel auch als Qeimftätte edelfter deutfcher Kunft
berühmt ift, fo hatte man bisher doch noch kaum
gehört, daß es auch Tolche Schätje oftafiatifcher
Kunft hüte, wie man fie während des Mai und
Juni in dem Mufeum am Spalenthore fah. Aller-
dings hatten auch die fchweizerifcbe und die
deutfche Nacbbarfchaft beigefteuert; die ftattliche
Sammlung cbinefifcher Porzellane, die den einen
der drei Ausftellungsräume füllte, war das Eigen-
tum eines 3üricher Sammlers, des fjerm Dr. Frick,
und die Stadt Freiburg i. Br. hatte aus ihrem
Mufeum die beiden allen deutfcben Freunden
öftlicher Kunft wohlbekannten Kakemono mit
buddhiftifchen Fjeiligen und zwei alte chinepfche
Bronzevafen gefendet. Alles übrige aber ftammte
aus Bafeler Beptj, — zum kleineren Geile aus
dem Etßnographifchen Mufeum, zum größeren
aus Bürgerbäufern. Die japanifcbe Abteilung
war bauptfäcblicb von Fjerrn R- Staechelin ver-
forgt worden, der eine Sammlung von japa-
nifchen Lacken, Cöpfereien, Masken und vor
allem von fehr guten alten Farbendrucken be-
fitjt. Auch die chinepfche Abteilung verdankte
diefem Kunftfreunde manches, befonders böcbft
intereffante Skulpturen. Die fcbönften chinefifchen
Stücke aber hatte Dr. Kienzle bei den Erben
des Basler Kaufherrn Krayer gefunden, der zur
3eit der Plünderung des Sommerpalaftes in Pe-
king gelebt hat. 3wei mit wunderbarer Frei-
heit aus grünem Nephrit gefchnittene Vafen,
Meifterwerke der chinefifchen Edelfteinkunft, find
höchpwahrfcheinlich Eigentum des kaiferlicben
Fjaushaltes gewefen und demfelben mag auch ein
mit 3eüenfcbmelz gefcbmücktes Räuchergefäß
aus der Spätzeit der Ming-Dynaftie gehört haben,
das ficb vor den gewöhnlichen Arbeiten diefer
Art durch ein ganz außerordentlich reiches und
mildes Kolorit auszeichnet. Die Cloifonnekunft
war auch im Übrigen fehr gut vertreten: man
konnte an einer Reihe von Stücken, die jedes
in feiner Art vorzüglich waren, ihre ganze Ent-
wicklung in China verfolgen. — Das Fjaupt-
intereffe aber nahmen die merke der chinefifchen
Kleinplaftik in Anfprud), diefer Kunft, die in
ihrer Fjeimat fo hoch gefcbäljt wird und in Eu-
ropa noch fo wenig bekannt ift, und die man
hier an einer nicht geringen Anzahl vortrefflicher
öüerke kennen und lieben lernen konnte. Die
meiften und beften gehörten der Ming-3eit an,
— wie die faft gotifcb anmutende Elfenbein-
gruppe des trunkenen Dichters Li Cai Po, der
fid) auf einen Dämon ftüj^t und der aus einem
Bambusknoten gefchnittene Fjirfd) aus dem Be-
ptse der Familie Krayer und der bronzene Fjei-
lige im flatternden Mantel aus dem Etbnogra-
pbifcben Mufeum. — Eine fyftematifcbe Voll-
ftändigkeit war in der Ausfteliung nicht erftrebt,
weil fie weniger dem Studium als der An-
regung dienen follte. Und diefe Aufgabe hat
fie faft über Erwarten erfüllt; denn fowobl
die Ausfteliung wie die damit verbundenen
Verträge über oftapatifcbe Kunft erfreuten
fich einer ganz außerordentlich lebhaften Geil-
nahme. E. G.
Kunfthalle. Über die bisherigen Basler Au-
fteilungen der Cüinterfaifon ift nur wenig zu be-
richten, was über die Grenzen der Stadt hinaus
bemerkenswert erfcheint. — Die September-
Ausftellung zeigte, wie alljährlich in diefem Monat,
die mettbewerbe des ftaatlichen Kunft-
kredites von Bafel-Stadt, die übrigens dies-
mal fehl’ wenig Erfreuliches brachten. — Die
Oktoberfchau „Bafel und Umgebung“ will einen
Überblick geben über die Basler Land fcbafts-
malerei von Sandreutcr bis heute; und zwar
ift in bezug auf motivifd)e Begrenzung fowohl
als hinfid)tlid) der eingeladenen Künftlerfchaft
aller Nachdruck auf Bafel gelegt. Außer den
ältern Künftlern: Sandreuter (den man in feinen
Aquarellen fehr fchä^en lernt), Preiswerk, C. Gl).
Meyer kommt befonders die mittlere Maler-
generation mit FJermann Meyer, Paul Burck-
hardt, Fiecbter, Dick, Donze und Lüfcher aus-
giebig zu morte. Dadurch, daß diefe Künftler
zum größten Geile mit merken aus früheren
Schaffensperioden vertreten pnd, erhält die
Ausfteliung — trotj kräftiger Vertretung der
Jungen und Jüngften — vorwiegend retro-
fpektiven Charakter. Es wäre deshalb ver-
fehlt, von diefer Ausfteliung erfchütternde Ein-
drücke zu erwarten; pe wahrt jedoch, wie
die Veranftaltungen des Kunftvereins immer,
ein durchaus anftändiges Durchfchnittsniveau.
m. r.
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