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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 23
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Stettiner, Richard: Von Mitarbeitern des Vests: zwei Skizzen als Vorarbeiten für eine Schilderung der Vestschen Krugwerkstätte in Kreußen
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Stettiner, Richard: Eine Schraubflasche aus der Kreußener Fayencewerkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1104

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Veft mag den Vermittler gemacht l)aben; jedenfalls find die fertigen Modelle der
beiden Reliefs — vermutlich) in leichtgebranntem Eon ausgefüßrt, wie Vests eigene
Modelle — durch) [eine Vermittlung nach) Kreußen gefandt, wo dann fein Bruder
Caspar Veft die Formen ßerftellte und den Krug töpferte.
* *
*
Ärbeiten von Dattler vor 1621, wo er bereits 35 Jahre zählte, find uns bisher un-
bekannt, von diefem Jahre an aber in reicher Fülle. Äus der 3^it von 1621 bis 1630
find im Grünen Gewölbe fechjs filbergetriebene Platten, aus der 3^it von 1623 bis zu
feinem üodesjahjr 1657 laffen fiel) etwa neunzig mit feinem Monogramm bezeießnete
Medaillen nachweifen. Somit wären unfere zwei kleinen Reliefs nich)t unwichtig als
Ärbeiten aus einer bisher unbekannten Periode des Künftlers, der dann fpäter auf
feinem Sondergebiete eine führende Stellung für Deutfcßland einnahm. Sie zeigen
uns aber Dattler nicht von feiner beften Seite: Das Bildnis ift nicht feine Stärke, und
ebenfowenig das Ornamentale. Beidem ging er auch auf feinen Medaillen möglichst
aus dem 6üege. Die Luther- und Melancßtßon-Bildniffe find leidliche Überfettungen
der Vorlagen in das Flacßplaftifcße, gefeßiekt, aber trocken. Die epitapßartige ömraßmung
zeigt fogar ein merkliches üngefeßiek, den Ornamenten Leichtigkeit zu geben; ohne
Löfung reihen fie fiel) aneinander oder kleben fie an der zu [chmückenden Mitte. Das
hat die Veftfche Klerkftatt in Kreußen ungleich beffer zu meiftern verbanden, wie an
dem Berliner Krug die mit diefen Reliefs als Schmuck vereinigten Ornamentftücke aus
dem eigenen Formenbeftande des „F)aufesu zeigen.
Eine nennenswerte Bereicherung des ÜJerkes Sebaftian Dattlers, auf das ich in an-
derem 3ufammenhange zurückkomme, ift nicht 3weck diefer Skizze gewefen, fondern
Einführung in das „Perfönlicße“ im Betriebe der Veftfcßen Krugwerkftätte.
Literaturnotizen
Diefer Auffatj Tcbließt fid) an meinen Auffalj „Der Fayencemeifter LS und feine Cüerkftätte“ im
Cicerone, Jahmg. XV, S. 47ff. an. Über die Vefts vgl. diefen Auf faß felbft und die dort auf S. 61
angegebene Literatur; ferner die wichtigen Beiträge zur Kenntnis der Vefts von CD. Fries, ebenda
S. lOlff. — Bei der Suche nach der Perfönlid)keit des Johann Rüd hat mich F)err Dr. Leerwagen
in feiner bekannten Fj'lfsbereitfchaft unterftü^t. Vgl. über Rüd: G. fl. tüill, Nürnbergifches Gelehrten-
Lexikon (Nürnberg 1757), Bd. III, S. 416 —419 und vor allem Andreas GUürfel, Diptycha Ecclesiae
Laurentianae (Nürnberg 1756), S. 107 — 109. — Der F)arsdorffer-Krug im Germanifcben National-
mufeum ift von Rud. Albrecbt in „Cöpferkunft in Kreußen“ (Rothenburg o d.X., o. J.J, Caf. 18, mit
der ünterfebrift „Philip Fjarsdorfer 1561“ veröffentlicht. In t£lirkl d)keit beßndet fid) auf dem Krug
nur der Name, aber keine Jahreszahl. Diefe von Albrecbt hinzugedichtete Jahreszahl hat öüalcher
von Molthein in feinem Auffaß in „Kunfi und Kunfthandwerk“, Bd. XVI (1913), S. 89ff. zu einer
grundfätjlid) unrichtigen Chronologie der Kreußener Cöpferkunft veranlaßt. Die früheften Daten
auf Kreußener Krügen (alle nach 1610!) vgl. in meinem LS-Auffalj, S. 49. — Das erwähnte Ge-
dicht von Georg Greflinger auf das Fjinfcheiden Sebaftian Dattlers wird als Einzelblatt in der
FJamburgifchen Staatsbibliothek aufbewahrt. Im übrigen find für die Angaben über das Leben
des Künftlers noch unveröffentlichte Aktenftücke des Augsburger Stadtarchivs und des Sächfifcben
Staatsarchivs benutzt.

Eine Sd>raubflafche
Fay eneewerkftätte

aus der Kreußener
Von RICHARD STETTINER / Mit
zwei Abbildungen auf einer Tafel

Ein weiteres wichtiges Stück aus der Kreußener Fayencewerkftätte hat Max Sauer-
lar dt kürzlich in der Sammlung von Frau üleiller in Frankfurt a.M. feftgeftellt:
1 Eine birnenförmige Scßraubflafcße mit fedjs, etwas abgeflacßten, durch Karya-
tiden voneinander getrennten Seiten, die oben und unten mit aus Perlen zufammen-
gefefeten Bogen gefaßt find. In den 3wickeln zwifeßen diefen flachen Bogen geflügelte
Engelsköpfe. 3u diefem plaftifcßen Schmuck — Karaytiden, Perlenbögen, Engelsköpfe —

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