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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 24
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Studien und Forschungen
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Bombe, Walter: Ein vergessener Maler der italienischen Renaissance (Pietro Paolo Abbate der Ältere)
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Schrade, Hubert: Das Selbstporträt Grünewalds
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1170

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Studien und Forfchungen

Konfervatoren zu Modena die Aufteilung als
Beamter bei der Korn- und Metdfteuer zu er-
halten, und zwar nid)t nur, wie dies üblich
war, auf ein Jahr, fondern möglichft auf Lebens-
zeit. Durch die gewichtige Fürfprache des
Königs von Frankreich wird er wohl auch er-
reicht haben, was er anftrebte. Ift er als Steuer-
und 3ollbeamter feiner Kunft ganz untreu ge-
worden? Cüir wiffen es nicht, aber wir wollen
hoffen, daß es nicht der Fall war und daß fid)
auf Grund des fieberen Ausgangspunktes, den
ein von dem Schreiber diefer 3eilen entdecktes
pgniertes ülerk feiner Fjand bietet, noch andere
bedeutende Arbeiten feinem Lebenswerke an-
reihen laffen werden.
Das hierneben abgebildete Gemälde ift auf
Schiefer gemalt, trägt rechts unten die volle
Signatur „P. P. Abbate“ und entftammt einer
rheinifchen Sammlung. Vier noch ungezähmte
Pferde kämpfen miteinander. Ein brauner
Fjengft, der mit beiden Fjinterbeinen wild aus-
fchlägt, hat einen Schimmel zu Boden ge-
schleudert. Ein Rapphengft und ein Brauner
haben fich voll CQut ineinander verbiffen
Der Scßauplatj ift nur angedeutet; man be-

obtenir des conseruateurs de la dicte ville Lof-
fice de gabelle dicelle on se vend le bled et la
farine Desirant lauoir a vye et non pour ung an
Comme Ion a accoustume de le bailier. Et pour
ce que Je desire faire en faueur de mon dicte
peintre et de ses seruices Jay bien voulu vous
pryer bien fort par la presente Estre contant
pour amour de moy de Commander et ordonner
aus dictes Conseruateurs de votre dicte ville
de modene de pourueoir le dicte Pietro paulo
du dicte ofßce pour le temps de sa vye ou
atout le moings a quelzques plus longues annees
que de lordinaire A ce quil se puisse rescentir
en cela de leffect de ceste myenne priere et
recomandacion en sa faueur. Et je le receuray
de vous a tres singullier et agreable plaisir
Suppliant le createur quil vous ayt Mon oncle
en sa tres saincte et digne garde. Escript A
fontainebleau Le ije Jour de Mars 1567.
Votre bon nepueu Charles
Robertet.“
(foris) Mon oncle Le Duc de ferrare.

merkt Steppengras, Bäume und Sträuchen Ein
Ausdruck Ieidenfchaftlichfter Bewegung ift diefen
Pferden aufgeprägt. Die Mähnen find gefträubt,
die Nüftern gebläht, die Ohren zurückgelegt
und die Mäuler aufgeriffen. Breite Lichtflächen
ftehen neben dunklen Schatten. Die plaftifche
Erscheinung der Giere ift in einer kraftvollen,
an die großen Venezianer erinnernden Licht-
führung und in leonardesker Fjelldunkelbehand-
lung zu einer mächtigen Illuponswirkung ver-
einigt. Die Bewegungsmotive find mit den
gleichen Ausdrucksmitteln wiedergegeben, deren
fich Leonardo in feinem Reiterkampf bedient
hatte. Fjier haben wir jene „furia di cavalli“
leibhaftig vor uns, die von den alten Chroniften
fo fehr gerühmt wird. Aus dem Dunkel der
Vergeffenheit taucht ein neuer Meifter der
RenaiSfance auf, ein Geftalter des Pferdes, wie
es in jener 3ßit wenige gegeben hat- Ein
eigenwilliger kühner Geift fpricht zu uns, ein
Künftler von ausgefprochenem Charakter. Das
Feuer, das in ihm lohte, hat bei den 3ßit-
genoffen keinen tüiderfchein geweckt, und von
feinem Leben haben wir nur dürftige Kunde.
Vielleicht rühren von ihm die monochromen
Darftellungen von Reiterfd)lad)ten unter den
von Niccolo Abbate gemalten Szenen aus der
Äeneide im herzoglichen Paläfte zu Modena
her, die ihm derVerfaffer der 1784 erfchienenen
„Descrizione de’ quadri del Ducale Apparta-
mento di Modena“ zufchreibt1, vielleicht auch
fo manches bisher namenlofe Reiter- und Pferde-
bild aus der Mitte des Cinquecento.
1 Leider blieben meine mehrfachen 3ufd)riften
an den Direktor der Regio Galleria Estense zu
Modena, dem ich die Photographie des inte-
refSanten Bildes mit der Bitte eingefandt hatte,
die dortigen Monochrome zu vergleichen und
mir feinen Befund mitzuteilen, gänzlich un-
beantwortet. Dagegen hat IJerr E)r. F)ans
Vollmer, der Nachfolger des unvergeßlichen
ülrich Chieme als Herausgeber des Künftler-
lexikons, mir mit großer Bereitwilligkeit die hier
mitgeteilten Auszüge aus Lancilotto, Vedriani
und dem Archivio Storico dell’ Arte herftellen
laffen, wofür ich ihm an diefer Stelle meinen
wärmften Dank ausfpredje.

Das Selbftporträt Grünewalds von hubertschrade
Man hat aus der auffallenden Ähnlichkeit der in der Erlanger 3ßid)nung vor uns fehen, ift
bekannten Erlanger Kreidezeichnung, die das fehr unwahrfchcinlich derfelbe, deffen Jugend-
Monogramm MG und die Jahreszahl 1529 trägt, bildnis (als das Grünewalds, nach Dürerfdjer
mit dem von Sandraert in der 2. Auflage feiner Vorlage) die 1. Ausgabe der Ceutfchen Aka-
Ceutfchen Akademie (1683) als „contrafeyt“ demie von 1675 mitteilt. 3. Die Erlanger 3ßid)"
Grünewalds veröffentlichten Kupfer gefdjloffen, nung hat durch die Art der Fjaltung des Dar-
daß wir ein Selbftporträt des Meifters befitjen. geftellten bereits bei Scßmid den Verdacht er-
Es wird als pcher angenommen, daß die Er- regt, daß pe kein Selbftporträt fei. 4. Sandraerts
langer 3ßi<hnung trolj aller Schädigungen durch Angaben über die Fjerkunft des Altersbildniffes
fpätere FJände |gjt 2. Der Mann, den wir Grünewalds (aus des curiöfen FJr. Ph- Jac.

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