Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Alten, Wilken von: Neuerwerbungen der Bremer Kunsthalle in den Kriegs- und Nachkriegsjahren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Äußer auf diefe, mehr oder minder gut als Expreffioniften zu bezeichnende Künftler,
hat die Kunfthalle ihr Augenmerk befonders auf einige der zu den Mitgliedern des
Kreifes des „Cafe du Dome“ gehörende Malern gerichtet. So erwarb fie zwei Land-
fchaften Rudolf Großmanns, die „Änficht von 3ehlendorf“ und „Maler unter Bäumen“
(Äbb.), die getragen find von der beften malerifchen Cradition, die das Paris des be-
ginnenden 20. Jahrhunderts vermitteln konnte, köftlicl) in der Malerei und ihrer wie
fpielend erreichten Bildmäßigkeit, deren Mangel Pascins „Frauenakt“ trot?j aller feiner
malerifchen Qualitäten neben ihnen einen fchweren Stand hüben läßt.
Auch die Skulpturenfammlung wurde nicht vernachläffigt. Kolbes [teilende „Javanerin“
von 1916, eine der vorzüglichften feiner lebensgroßen Bronzen, feierlich und doch von
füßer Anmut, krönt den f<±)on vorhandenen reichen Beftand an Kolbefcher Plaftik (Äbb.).
Von Lehmbruck wurde ein Steinabguß des Kopfes der Duisburger Figur angekauft, in
dem der Ekftatiker mit dem hellenifch-finnlichen Künftler ringt. Der Bremer Kurt
Edzard ift mit einer lebensgroßen Bronze, einem fteßenden weiblichen Akt, und zwei
Bildnisköpfen vertreten, von denen namentlich ein jugendlicher Frauenkopf durch Stil-
ficherheit und kultivierte 3urückhaltung hervorragt. Fioris männlich herbe Plaftik voll
Ruße und ftarker innerer Spannung zeigt eindrucksvoll feine „Frau“ von 1919, ebenfo
wie die Cerrakotta „Spitjentänzerin“ und ein „Porträtkopf“ die im Sinne Maillols die
plaftifche Form erftrebende Kunft Hermann Hallers die voll Cemperament und Grazie ift,
und pich mit raffiniertem Können auszudrücken verfteht.
Die vorzüglichften Neuerwerbungen der Bremer Kunfthalle aus den Kriegs- und
Nachkriegsjahren einmal zufammenhängend vorzuführen lohnt nicht nur dadurch, daß
es Rechenfchaft darüber legt, in welchem Sinne fid) diefes Mufeum mit der Kunft
unferer 3eit auseinandergefetjt hat, fondern auch unter dem Gefichtspunkte, in welchem
Umfange es einer Galerie, die faft vollftändig laufender Mittel zu Ankäufen entblößt
ift, in erfter Linie durch Abftoßung von Entbehrlichem und in geringerem Maße durch
Heranziehung von Kunftfreunden möglich gewefen ift, trotj aller äußeren Hemmungen
ihre Sammlung lebendig zu erhalten.


ku R £
 
Annotationen