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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Zoege von Manteuffel, Kurt: Die Zeichnungen von Franz Horny im Dresdner Kupferstichkabinett
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0296

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DER GRAPHIRSAMMLER

Unter der Leitung von Dr. Erich Wiese, Leipzig, Fockestraße 5II

Die 3 e i d) n u n g e n v o n Franz Horny
im Dresdner Kupfer ft idtjkabinett

Mit fünf Abbildungen auf drei Tafeln

Von KURT ZOEGE von MANTEUFFEL

ranz Horny ift einer jener früßverftorbenen Deut[d)römer der romantifd)en Epoche,


die als Jünqlinge aus einem Leben voller Hoffnungen fcßeiden und ein kaum be-

A gonnenes ÜJerk vorzeitig verlaffen mußten. Als ißn 1824 der Cod ereilte, patte
er knapp die Mitte der 3wanzig überfcßritten. So ift fein üüerk ein Fragment ge-
blieben, infofern es nur aus Jugendarbeiten befteßt. Und noch in einem anderen Sinn:
es fetjt rieb faft nur aus Handzeicßnungen und Aquarellen zufammen. (Oie aber die
3eicßnung und die Farbenfkizze jener 3^it heute reiner und unmittelbarer wirken als
das ausgeführte Bild, fo mögen aud) Hornys Arbeiten diefer Art das Befte fein, das er
ßinterlaffen konnte. Und, weil fo wenige feiner 3eitgenoffen im Alter hielten, was pe
in der Jugend zu verfpreeßen feßienen, kann man zweifeln, ob er zu denen gehört
hätte, deren Entwickelung ein Aufftieg wurde.
Das Dresdner Kupferfticßkabinett, das eine fo vielfeitige Fülle deutfeßer Fjandzeicß-
nungen der erften Hälfte des 19. Jahrhunderts enthält wie kaum eine zweite öffentliche
Sammlung, ift im Befitj einer Reiße von Blättern Franz Hornys. Auf fie foll im fol-
genden ßingewiefen werden. Sie ftammen faft alle aus der Sammlung Eduard Cicßorius
in Dresden, die 1908 aufgelöft wurde und zum Ceil in das Dresdner Kabinett gelangte,
zum Ceil in Leipzig verfteigert wurde1. Nur weniges ift vorher oder nachher einzeln
erworben worden.
Unter den Dresdner 3eicßnungen Hornys gibt es nur eine Landfcßaft, die kein
italienifcßes Motiv darftellt. Sie zeigt ein von niedrigen Bergen eingefaßtes Cal, in
deffen Mitte pcß auf vereinzelter Anßöße ein altes Schloß erhebt. Dichter Nadelwald
bedeckt die Abhänge des Burgberges und einige der Hügel, die in fanften Linien an-
fteigen und in runden Kuppen fieß wölben. Links in der Ferne wird eine Ortfcßaft
mit einer zweitürmigen, mit barocken Helmen verfeßenen Kirche fießtbar. Düftere
Stimmung lagert über dem Ganzen, und in der Ferne geht ein Regenfcßauer herab
(Abb. 1). Man möchte vermuten, diefes Blatt ftelle eine tßüringifcße oder bayrifeße
Gegend dar, und feine Entfteßung vor die Überpedlung nach Rom, alfo in das Jaßr 1816,
fetten. Doch ift waßrfcßeinlicher, daß es erft nach der Ankunft im Süden auf Grund
einer Reifefkizze in diefe bildmäßig vollendete Faffung gebracht wurde: es fteßt den
Arbeiten der erften römifeßen Jaßre in manchem feßr naße, befonders in der Art, wie
die Bäume feßr forgfältig eingezeießnet und jeweils in eine belichtete und eine dunkle
Hälfte geteilt find. Die Regelmäßigkeit der Strichführung, die ßäupge Anwendung von
Querlagen und befonders der Umftand, daß keine größeren leeren Stellen auf dem
ganzen Blatt fteßengeblieben find, erinnern an die Gewoßnßeiten des Kupferftecßers.
Vielleicht wirkt hierin die Cätigkeit Hornys bei feinem Vater, dem Uleimarer Kupfer-
fteeßer Konrad Horny, naeß.
Betrachtet man neben diefer Arbeit eine der peßer in Italien entftandenen, wie etwa
die 1817, alfo im erften Jaßr feiner römifeßen 3eit, ausgeführte „Anpcßt von Olevano
1 Nur vier (oder ßeben?) Blätter von Horny wurden damals von C. G. Boerner in Leipzig ver-
peigert; der ganze Reft, 26 Blätter, kam in das Kabinett. Vgl. aud) C£I. von Seidig: Die Samm-
lung Cicporius im Kupferftidjkabinett zu Dresden, Mitteilg. a. d. fäd)f. Kunßfammlungen, I, 1910.

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