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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Noack, Friedrich: Des Kardinals Albani Beziehungen zu Künstlern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0475

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Des Kardinals Hlbani Beziehungen zu Künftlern

Von FRIED. NOACK

(Fortfetjung aus F)eft 9)
zahlreichsten find in dem Briefwechsel des Uliener Archivs die deutfcßen und den
öfterreich)ifchen Staaten angehörigen Künftler vertreten, darunter mehrere Mufiker.


* Im April 1758 gab der Kardinal dem Karl Renard aus Sachsen, der fieben Jahre
lang in Neapel bei Ciccio Durante den Kontrapunkt [tudiert hatte, einen Empfehlungsbrief
an den Kurfürften von der Pfalz mit, zwei Jahre [pater erwies er den gleichen Dienft
dem berühmten Cellofpieler Johann Baptift Baumgartner, der nach Curin reifte,
mit einem Schreiben an den Grafen Groscavallo. Dem Benediktinermönch und Mufiker
Martin Gerbert, fpäteren Abt von St. Blafien, der 1761 in Italien Urkunden zur Ge-
fehlte der Kirchenmufik fammelte, gewährte er als Präfekt der Vatikanifchen Bibliothek
weitgehende Unterftütjung für feine Aufgabe und erhielt dafür von Gerbert im Früh-
ling 1763 von Ulien aus ein warmes Dankfehreiben. Als im Jahre 1768 der kaum
17jährige Geigenvirtuos Franz LaMotte (geb. 1751 in Flandern, geft. 1781) auf Be-
fehl der Kaiferin Maria Cßerefia eine Konzertreife durch Italien in Begleitung des
Oberften Scott unternahm, widmete ihm Albani feine Fürforge und gab ihm nach feinem
Auftreten in Rom zu Anfang April 1768 Einfüßrungsfchreiben an den toskanifchen
Gefandten in Bologna und die Fjerzogin von Modena mit, worin er zum Preis des
Künftlers fagte, derfelbe übertreffe trotj feiner Jugend bereits die tücßtigften Profefforen.
Die Beziehungen des Kardinals zu dem genialen Gemmenfehneider Jofef Anton
Pichler, die wir aus Ulinckelmanns Briefen kennen, begannen feßon unmittelbar nach
der Überfiedelung desfelben von Neapel nach Rom. Eine Anzahl von Briefen Albanis
an den Marquis von Pancalier, der als Obedienzgefandter des Kaifers im Oktober 1745
an den Ciber gekommen war, berichten uns, daß der junge Diplomat während feines
Aufenthalts in Rom allerhand Beftellungen bei Künftlern gemacht hatte, die über den
Umfang feiner Börfe hinausgingen, wodurch der Kardinal genötigt wurde, [ich auch
nach der Abreife des Derrn noch längere 3eü brieflich mit ihm zu befcßäftigen. Bei
Pichler hatter Pancalier eine Gemme als Petfchaft beftellt, die bei feiner Abreife noch
nicht fertig war. Auf feine wiederholten Bitten drängte der Kardinal den Künftler, die
Arbeit zu befcßleunigen und recht forgfältig auszuführen. Im Februar fchrieb er an
Pancalier nach (Hien, das Petfchaft follte 48 Scudi koften, könnte aber vor Oftern nicht
vollendet fein. „Der arme Mann,“ fährt er fort, „hat den dritten Stein in Arbeit nehmen
müffen, da die beiden erften nicht gut gelungen find, das hat ihn viel 3eit verlieren
laffen. Er gibt [ich alle Mühe, um Ihnen einen würdigen Gegenftand zu feßieken, der
ihm felbft Ehre macht.“ Nachdem Albani Ende März gemeldet hatte, Pichler arbeite
fleißig und dürfte wohl in einigen Gagen fertig fein, fchrieb er am 30. April 1746, der
Künftler ftehe im Begriff, das Petfchaft zu vollenden: der Marquis werde gewiß be-
greifen, da der Künftler ein armer Mann fei, daß er das (Uerk nur gegen Barzahlung
abliefern könne. „Ich wünfeße nichts dringender, als es Ißnen fobald wie möglich
[ducken zu können, und daß es Ißnen gefallen möge.“ Auch über eine Beftellung bei
der Malerin Veronika Stern-Gelli (geb. 1706 in Rom, geft. 1801 dafelbft, Cocßter
von Ignaz Stern aus Bayern) hatte Albani mit Pancalier zu korrefpondieren. Im Januar
1746 hatte diefer gebeten, ißm die bei der Künftlerin beftellten beiden Miniaturbildniffe
zu [enden, fobald ße fertig wären, und den Preis derfelben anzugeben, worauf der
Kardinal am 12. Februar antwortete, daß fie 50 Scudi koften füllten, die er nach der
Ablieferung zu Anfang März ftatt Pancaliers an Veronika Stern zahlte. Am 26. März
fchrieb er nach erhaltener Empfangsanzeige aus Ulien an den Marquis, er freue ficß,
daß die Miniaturen in gutem 3ußand angekommen wären und dem Befteller gefielen.
Ob Albani die 50 Scudi von Pancalier zurückerhalten hat, geht aus dem Briefwecßfel

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