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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Gerstenberg, Kurt: Bildnisausstellung in Dessau
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Basler, Adolphe: Pariser Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0623

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RIeinrot zum Äusdruck kommt, fondern es ift das erfte Lautwerden des Naturbegriffs
innerhalb diefer höpfchen Kultur, was das Bild fo anziehend macht. Die Rafenbank,
durd)wirkt mit Gänfeblümdjen und allerlei Pflanzen ift das entwicklungsgefchichtlich
Intereffantefte; denn darin ift die unmittelbare Vorftufe zu den Kräuterftücken Kolbes
zu fet)en. Das Bildnis der üänzerin Barberini, gemalt 1753 von Anna Rofina RIattpeu geb.
Lifiewska (de Gask), wohl beeinflußt durcl) Pesne, fd)eint gegenüber Lipewski um eine
Generation zurückzuliegen. Grelle Farben, 3innoberrot und Kobaltblau fteljen hart
nebeneinander, ungemildert durch) die Silberftickerei in virtuofer Malerei. Neben den
repräfentativen Bildniffen des 18. Jahrhunderts entwickeln die kleinen intimen Kabinett-
bilder einen befonderen Reiz. Freit), von Knobelsdorf 1697 —1753 malte 1733 den
Pagen von Münfterberg als Schäfer. Das fympatßifcße Bildeten enthält in der Farb-
gebung den ganzen Charme des Rokoko: Mattviolett und Äpfelgrün, plbrig überftäubt.
Die Überführung des höpfchen Stils ins bürgerliche Genre geben dann RI. Fr. ßirts
(1721—72) RIaldbilder mit dem am Jagdfeuer pfeenden oder frühftückenden Fjerzog
Anton Ulrich von Sachfen-Meiningen.
Unter den Meiftern des 19. Jahrhunderts ift Job- ßeinr. Beck, 1788—7875, feit 1818
Hofmaler in Deffau, ein Gewinn für die deutfetje Kunftgefchichte. Eine milde Ver-
träumtheit liegt auf dem Bildnis des jungen Fjerzogs Leopold Friedrich in langem, dunkel-
blauen Rock und rofa Riefte (Äbb. 2). Nazarenifches Ideal und feines Naturftudium durch-
dringen pch tüer zu einem eigentümlich anziehenden Produkt. Von der Carolina Bardua
war ein unbekanntes Ältersbildnis C.D. Friedrichs aufgetaucht und fchließlich noch von Feuer-
bach ein unvollendetes ßerrenbildnis von 1861, das bei Uhde-Bernays nicht verzeichnet ift.

Von ADOLPHE BASLER / Mit
elf Abbildungen auf sechs Tafeln


3eitgemäße Betrachtungen / Der Salon des Independants / Der Salon des Col-
lectionneurs / Äuspellung Bonnard, Galerie Druet / Äusftellung Segonzac, Galerie
Barbazanges / Peintres Graveurs Independants, Galerie Barbazanges / Litho-
graphien von Gericault bei Le Garrec / Pascin, Gromaire, Per Krogh, Ma-
kowfki, Druet bei MUßKleill / Äusftellung Charbonnier in der Galerie Druet / tltter
bei Marcel Bernheim / Mainsieux in der Galerie Blot / Yves Älix in der Galerie
Bernheim jeune / Picaffo-Äusftellung bei P. Rofenberg / F)andzeid)nungen in der
Galerie Balzac / Gericault in der Galerie Charpentier / Degas bei
Georges Petit j Äusßellung Luce in der Galerie
Durand-Ruel / €fd)ed)o-flowakifd)e
Maler in der Galerie Loevy
I.
n Sammler, der feine Sammlung, die fd)on reich an alten und modernen RIerken


ift, verjüngen möchte, bittet mich, ihrn die großen Maler von heute zu nennen.

J—*Eine feljr heikle Aufgabe für mich, denn in der Cat, ich wüßte nicht, von welchem
gerade en vogue bepndlichen Maler ich fugen füllte: „Das ift der große Maler von
heute!“ Die Maler felbft, vor allem die erfolgreichen, pnd immer wieder verwundert
über die Gunftbezeugungen, mit denen Fjändler und Sammler pe überfchütten, und
keiner von ihnen würde die Unverfchämtheit aufbringen, zu fagen: „Id) bin der große
Maler von heute!“ Ihre Befdjeidenheit entfpricht der Sorge, die fie tragen, ihre Stellung
als vom Scpickfal, wenn nicht durch ihre großen Gaben begünftigte Maler zu behalten.
Mußte ich uicht kürzlich bei einer Unterhaltung mit zwei fehr bekannten Malern Fol-
gendes hören: „Der große Maler von heute! Rlir müffen an ihm vorüber, ohne ihn
zu fehen. Der große Maler von heute ift der am wenigften bekannte.“ Ich zitiere
diefe Malerlaune nicht, um zur Jagd auf den großen unbekannten Maler anzureizen.
Genügt die Kunftkritik nicht? Ihre Aufgabe ift viel leichter als die der Literaturkritik,

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