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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#1009

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DIE ZEIT UND DER MARKT

Sammlungen
Die National Gallery und die
Mond[d)e Sammlung
Das englifche Parlament hat foeben einen
Kredit bewilligt für die Ausarbeitung von Plänen
zur Erweiterung der National Gallery nad) der
Kleftfeite bin, wo fpäter die Sammlung des
Dr. Ludwig Mond, eines ebenfo verdienten wie
vermögenden Chemikers aufgeftellt werden foll.
Es find rund 14 Jahre her, daß Dr. Mond den
Kuratoren der National Gallery 61 Gemälde zur
Verfügung ftellte und fie tefamentarifch ermäch-
tigte, davon mindeftens drei Viertel für die Na-
tional Gallery auszuwählen. Das Ceftament des
Verftorbenen beftimmte, daß die ausgewählten
Bilder in einem oder mehr Räumen der Na-
tional Gallery unter dem Namen der „Mond Col-
lection“ aufgeftellt werden füllten. Das Ceftament
beftimmte weiter, daß, follte in der National Gal-
lery der hierfür notwendige Raum nicht vor-
handen fein, die Nachlaßverwalter mit der Na-
tional Gallery verhandeln füllten über die Vor-
nahme der für die Aufteilung der Sammlung
notwendigen baulichen Veränderungen, deren
Koften aus dem Vermögen des Erblaffers ge-
deckt würden. Da die Räume der National Gal-
lery bereits überfüllt find, fo blieb kein anderer
Ausweg als eine bauliche Erweiterung, die nun
vom Parlament fanktioniert worden ift. Die
von Dr. Mond getroffenen Verfügungen find
letztes Jahr, das heißt nach dem Hinfcheiden feiner
Gemahlin, rechtskräftig geworden. Nach et-
welchen Meinungsverfchiedenheiten über die
richtige Interpretation desMondfchenüeftamentes
haben nun die Kuratoren der National Gallery
unter den 61 ihnen zur Verfügung gefeilten Bil-
dern 42 ausgewählt, wovon 39 in den nächften
Cagen im Raum XXVII der National Gallery vom
Publikum befichtigt werden können. Drei Ge-
mälde aus dem Mondfchen Legat bleiben einf-
weilen in der Familie des Verforbenen, näm-
lich ein Mantegna („Imperator Mundi“), ferner
zwei Panneaux des Cina da Conegliano, die
famt dem Mantegna fpäter gleichfalls der Na-
tional Gallery einverleibt werden füllen.
Von den Gemälden der Mondfchen Sammlung,
die den europäifchen und amerikanifchen Kunft-
kennern wohlbekannt if, feien erwähnt eine
„Kreuzigung“ des jungen Raffael. Das Bild, das
mit „Raphael ürbinas“ figniert ift und von Va-
fari erwähnt wird, war um 1501 herum für die
Kirche von San Domenico, Citta di Castello, ge-
fchaffen worden. Dann eine Predella von Luca
da Signorelli „Efther vor Ahasverus“ und die
„Apotheofe des hl-5ieronymus“darftellend,ferner
zwei Panneaux von Botticelli, die zufammen mit
zwei anderen, wovon fid) das eine in Dresden,

das andere im Metropolitan Mufeum in New
York befindet, das Leben und die tüunder des
hl. 3enobius darfeilen. Von Fra Bartolommeo
wird die National Gallery zukünftig eine „hl. Fa-
milie“ beptjen, Sodoma ift in der Mondfchen
Sammlung durch einen „hl. Hieronymus“ ver-
treten, Giovanni Bellini durch eine „Pieta“, der
alte Cizian durch eine „Madonna mit Kind“
Lukas Cranach durch ein Gemälde, betitelt „Eifer-
fucht“, Boltraff o durch das „PorträteinesMannes“.
Bodmer.
Breslau
Das Schlefifche Mufeum der bildenden
Künfe hat eines der großen hiftorifchen Haupt-
werke von Adolf Menzel: Die Begegnung
Friedrichs d. Gr. mit Jofeph II. in Neiße,
1769, erworben, nachdem der Ankauf 1919
trotj aller Bemühungen nicht geglückt war. Das
Bild ift 1857 für die „Verbindung für tuforifche
Kunft“ gemalt worden, fei bei der Verlofung
dem Großherzog von GCIeimar zu und hing bis
zum Verkauf durch diefen im Jahre 1918 als
Leihgabe im ttleimarer Mufeum. Für Breslau
als FJeimatftadt Menzels und ijauptftadt Schießens
ift diefe Erwerbung eine in jeder Beziehung
glückliche zu nennen. —s—
Darm[tadt
Durch tefamentarifcheVerfügung if dieElf en-
beinfammlung des Herrn Friedrich Marx,
eines zuletzt in Garmifch-Partenkirchen lebenden
Mainzers, in den BefiR des Landesmufeums
übergegangen. Sie enthält bemerkenswerte go-
tifche Arbeiten und einige vortreffliche Stücke
des 17. Jahrhunderts, die eine fehr erwünfdbte
Ergänzung der vorhandenen Befände bilden.
Die Galerie hat durch die elf erlefenen Gemälde
Böcklins, die Freiherr und Freifrau Max v. Heyl
bereits zu Lebzeiten der Stadt Darrnfadt ge-
fchenkt haben, eine glänzende Erweiterung er-
fahren. Die Bilder follen dauernd im unmittel-
baren 3ufammenhang der vielen Handzeichnungen
und Farbenfkizzen fowie eines Selbfbildniffes
des Meifters ausgefeilt bleiben, die diefelben
hochfnnigen Stifter bereits 1907 dem Staat über-
wiefen haben.
IHien / Eröffnung der „Galerie des
19. Jahrhunderts“
Als eine Schöpfung H°frat Haberditfs ijt am
1. Oktober die „Galeriedes 19.Jahrhunderts“ in den
Räumen des oberen Belvedere eröffnet worden.
Als Fortfe^ung des „Barockmufeums“ im unteren
Belvedere gedacht, reicht fie bis zu den großen
deutfchen Impreffoniften, Liebermann und Co-
rinth» die mit den Jüngfen in der im nächften
Jahr zu eröffnen geplanten „Modernen Galerie“
Aufnahme fnden follen. Ihr Schwerpunkt liegt
in der Sammlung auserlefener Meifterwerke alt-
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