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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0067

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Sammlungen

in sehr festlicher Weise statt. Von den
projektierten sieben Sälen sind momentan
nur drei der Besichtigung zugänglich, in
denen die Niederländer, sowie die altdeut-
schen Meister sich bereits mehr oder weni-
ger als Ganzes präsentieren, und die aus
Leningrad überführten Gemälde zum ersten
Mal öffentlich ausgestellt wurden. Direktor
N.I.Romanoff hat hier mit seinen Gehilfen
in kürzester Zeit ein schweres Stück Arbeit
verrichtet. —
Seinerzeit, nach endgültiger Ordnung der
Galerie, wird sich Gelegenheit bieten, ihren
ganzen Inhalt Revue passieren zu lassen
und auf Einzelnes näher einzugehen. Vor-
derhand sei nur bemerkt, daß der Lenin-
grader Zuwachs — zirka ioo Bilder aus der
Eremitage, denJussupoff- und Schuwaloff-
Sammlungen — vor allem die französische
Abteilung, welche in der Rumjantzoff-Ga-
lerie äußerst winzig war, mit einer ganzen
Reihe von Werken des XVII., XVIII. und
Beginn des XIX. Jahrhunderts bereichert
und vervollständigt. In geringerem Maß-
stabe gilt dies für die Italiener, während
die Niederländer des XVII. Jahrhunderts,
die ja den Glanzpunkt der Rumjantzoff-Ga-
lerie bildeten, nunmehr quantitativ und qua-
litativ eine geradezu imposante Erweiterung
erhalten haben. Die Leningrader Übersied-
lungen werden hier von der Kollektion
Schtschukin, vor allem mit ihrer prächtigen
Gruppe holländischer Meister des Still-
lebens, in Schatten gestellt, wie denn über-
haupt alles, was aus dieser gewählten
Sammlung herrührt, stets durch feinste Qua-
lität und besten Erhaltungszustand fesselt.
Dmitrij Iwanowitsch Schtschukin, der seine
ganze Sammlung lange vor ihrer Verstaat-
lichung dem Rumjantzoff-Museum testa-
mentarisch vermacht hatte, gehört nun-
mehr zur Direktion des „Museums der
Schönen Künste“, und als der Volkskom-
missar Lunatscharskij in der Eröffnungs-
sitzung diese Nomination verkündete, wurde
dem alten Herrn von der ganzen Versamm-
lung eine äußerst herzliche, anhaltende Ova-
tion dargebracht.
Eine sehr wünschenswerte Ergänzunger-
fuhren schließlich die wenigen altdeut-
schen Meister des Rumjantzoff-Museums
durch die Überführung der zwar nicht erst-
klassigen, aber interessanten analogen
Sammlung von Gemälden aus Ostofjews,
einem Landsitze der Grafen Scheremetjeff.
Diese Werke wurden in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts vom Fürsten P.
Wjasemskij zusammengebracht und sind in
der Kunstliteratur bisher noch gar nicht
beleuchtet, ja kaum erwähnt worden. Ein-
zelne weitere Zuwendungen aus andern

Quellen stelle ich für einen späteren Be-
richt über die neue Galerie zurück. P. E.
DRESDEN
Staatliche Gemäldegalerie Parkstraße
Die Staatliche Gemäldegalerie hat in den
Räumen des Palais an der Parkstraße eine
Filialgalerie angelegt, nachdem man die
Hoffnung auf einen Erweiterungsbau am
Zwinger endgültig hatte aufgeben müssen.
Der Verzicht war für Dresden nicht leicht,
sind doch fast eben so viel Bilder maga-
ziniert wie aufgehängt. Der Raummangel
war hier kein Vorteil; unter den Beständen
des 16.—18. Jahrhunderts waren recht viel
sehenswerte Dinge, das ig. Jahrhundert
konnte im Hauptgebäude nur zur Hälfte ge-
hängt werden. Es wäre verlockend gewesen,
ein Museum für Neue Kunst oder für eine
besondere in sich abgeschlossene Epoche
(Kunst um 1800 z. B.) aus dem Palais zu
machen. Ähnliches ist andernorts versucht
worden. Man wollte aber offenbar weder
auf die vorzüglichen Spätitaliener verzich-
ten, noch auf die Nachlese aus dem ig. und
20. Jahrhundert und hat sich entschlossen,
die Filialgalerie dem gesamten Vorrat an
alten und neuen Bildern zu öffnen, die
Hauptgalerie nach allen Seiten zu ergänzen.
Auf diese Weise ist ein Supplement ent-
standen mit allen Vorteilen und Nachteilen
einer solchen Einrichtung, die für sich
nichts sein kann, im Zusammenhang im-
merhin ein lohnender Nachtrag.
Italiener, Niederländer und die Dresdner
Schule des ig. Jahrhunderts sind im Erd-
geschoß untergebracht, die übrigen Schu-
len des vorigen Jahrhunderts, dazu noch
einige Italiener und Spanier, im Oberge-
schoß. Die Verteilung ist nicht günstig und
dürfte wohl durch die Raumverhältnisse er-
zwungen sein. Bedauerlicher ist die Zer-
reißung des Oeuvre in einzelnen wesent-
lichen Fällen. Von F. v. Raysky ist der
größere Teil im alten Haus geblieben, der
kleinere im neuen aufgehängt. Der frühere
umfassende Raysky-Saal war ein Mittel-
punkt der neueren Abteilung im Semper-
sehen Haus und geradezu aufschlußreich
für die Entwicklung der Malerei im ig. Jahr-
hundert. Auch der Kreis der Romantiker-
Realisten in Dresden: Dahl, Carus, Gille u.a.
ist jetzt geteilt. K. D. Friedrich ist mit dem
ganzen Werk in der Hauptgalerie geblieben,
Anton Graff leider nicht. Ich bin nicht in
der Lage, zu beurteilen, welche äußeren
Gründe dieses Verfahren verursacht haben,
innere Gründe dürfte es kaum geben. Von
den Neueren hängen G. Kuehl, W. Rösler,
Heckel, Pechstein, Felixmüller an beiden
Stellen. Das einzige Bild von Schmidt-

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