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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 2
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Weinberger, Martin: Ein Altar vom Meister des Cadolzburger Altars
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0090

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Flügeln angebracht waren; dagegen ist das Thema der Katharinenvermählung
als Mittelstück von Schreinaltären in Nürnberg sehr beliebt; Altäre mit ge-
maltem Mittelstück finden sich in Nürnberg häufiger als andernorts, und
gerade der schon erwähnte Nothelferaltar der Jakobskirche ordnet die Flügel
um eine gemalte Katharinenvermählung als Mitte an. So ist man berechtigt,
auf die Suche nach den Flügeln des zierlichen Bildes zu gehen. Ohne weiteres
leuchtet der enge Zusammenhang mit zwei Bildfragmenten ein, die aus der
Wallersteinsammlung in Maihingen in die Augsburger Galerie gelangt sind:
einer heiligen Dorothea und Margarethe1 (Abb. 4 u. 5). Der Katalog bezeichnet
sie als schwäbisch um 1430, Back2 hat aus ihnen eine gewisse Verwandtschaft
mit den beiden Altären des Berthold von Nördlingen herausgefühlt. Es sind
aber nicht die schwäbischen, sondern die fränkischen Elemente in der Kunst des
Berthold von Nördlingen für diesen Zusammenhang verantwortlich; und
sicherlich darf Back die beiden Tafeln nicht als Zeugen nördlingischer Kunst
anführen, denn sie sind nicht aus der Umgegend von Nördlingen in die Waller-
steinsammlung gekommen, sondern aus der v. Rechbergschen Sammlung in
München, wohin man sie höchstwahrscheinlich aus Nürnberg verschleppt hat.
Ein Vergleich der Köpfe der Maria auf unserer Tafel und der heiligen Doro-
thea in Augsburg, auch die fast identischen Gewandsäume beweisen die völlige
Übereinstimmung. Die Rückseiten der Augsburger Tafeln zeigen die obere
Hälfte von zwei Szenen aus der Katharinenlegende 3 4 und erhärten damit nicht
nur die Identität der Hand, sondern die Zugehörigkeit zum selben Altar. Ein
dritter Flügel des gleichen Katharinenaltars ist aus der Galerie Weber in Ham-
burg 1912 ins Germanische Museum gelangt1 (Abb. 3), wo er den traditionellen
Sammelnamen ,,Meister des Imhofaltars“ behalten hat; auch dieser Flügel
zeigt auf der Rückseite den oberen Teil einer Szene aus der Katharinen-
legende, und zwar das Martyrium. Wiederum passen die Gewandsäume genau
zu den Ornamenten der Mitteltafel; die Verwandschaft mit dem Cadolz-
burger Altar ist bei der Nürnberger Tafel besonders eng im Gesichtstyp
und in der fast völlig übereinstimmenden Kronenform. Der Bildausschnitt
wirkt hier, zumal an der linken Seite, durchaus zufällig, so daß man vermuten
muß, daß die Flügel seitlich und unten beschnitten sind, noch ehe man fest-
stellt, daß die Augsburger Flügel gegenüber dem Mittelstück um etwa 7,3 cm,
der Nürnberger Flügel sogar um g cm zu schmal ist (wobei freilich das meiste
auf Rechnung der Rahmenleisten fallen dürfte). Da die Augsburger Tafeln
etwas länger als das Nürnberger Bild sind, jedenfalls die Hälfte der Mitteitafel
erheblich überschreiten, erscheint es gesichert, daß die Flügel Standfiguren
und nicht Büsten weiblicher Heiliger zeigten. Die Körperlänge verhält sich
auch hier wie beim Cadolzburger Altar ungefähr wie 6:1, im Gegensatz zu
den gestreckteren Gestalten des Imhofmeisters, bei dem das Verhältnis 7—8:1
vorwiegt. Der vierte Flügel des Altars ist vielleicht eine heilige Ursula, die
Thode um i8go in Augsburger Privatbesitz sah5 und der Barbara überaus
ähnlich fand; da das Bild verschollen ist, muß die Verantwortung für die

1 Nr. 2018 und 2019 des Katalogs. Leinwand auf Holz. Beide H. 43, Br. 33 cm.
2 Mittelrheinische Kunst, Frankfurt 1910, S. 73.
3 Auf der Rückseite von 2018: Der Leichnam der hlg. Katharina von Engeln ge-
tragen; auf der Rückseite von 2019: Katharina von einer männlichen und einer ge-
krönten weiblichen Gestalt adoriert.
4 Thode, Malerschule von Nürnberg, Frankfurt i8gi, S. 35 und S. 2g8, Nr. 41 des Ver-
zeichnisses; „Meister Berthold“; Katalog der Sammlung Weber; Anzeiger des German.
National-Museums, 1912, S. 5 mit Abb.; Holz, H. 39,5, Br.31 cm.
5 Thode, a. a. O., S. 35 und 8.295, Nr. 118 a des Verzeichnisses.

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