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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0125

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Ausstellungen

nötigen Mittel gestiftet seien, um in En-
schede (Provinz-Trente) ein Gemälde- und
Altertümermuseum zu errichten. Für das
Museum ist eine Privatsammlung von 300 Ge-
mälden vorhanden; die Altertümer dagegen
werden von der Stadtgemeinde Enschede
dem Museum überwiesen werden. H.
* #
*
Das Mesdag-Museum,an dessen Spitze
seit kurzem W. J. Steenhoff steht, hat in-
sofern einige Veränderungen erfahren, als
die wertvollen Bilder aus den Gemächern
heraus und in die Korridore gebracht wur-
den, die besser als jene belichtet sind. An
einigen Bildern, wie dem großen Gemälde
„Allein auf der Welt“ von J. Israels wurden
Restaurierungen unternommen, die geglückt
sind. Die „Berglandschaft“ von Th. Rous-
seau -wurde endgültig aufgegeben. Die Men-
ge des verwendeten, nie trocknenden Bitu-
miums macht, daß die übrigen Farben dar-
in untergehen; schon jetzt ist auf dem Bilde
nur noch wenig zu sehen. H.
HANNOVER
Das Provinzial-Museum stellt augenblick-
lich die Neuerwerbungen der letzten Jahre
an Aquarellen und Graphik im großen Kup-
pelsaale aus. Zu gleicher Zeit werden in
einem Kabinett der neuen Galerie die ab-
strakten Arbeiten aus dem Besitze des Mu-
seums gezeigt. Hannover tritt damit, wohl
als erstes deutsches Museum, offiziell für
„Allermodemstes“ ein. Arbeiten von P.Klee,
Kandinsky und K. Schwitters, mit noch viel
stimmungsmäßigem Inhalte eröffnen die
Reihe. Auch aus den Kompositionen Moho-
lys, von dem ein großes Bild und ein Aqua-
rell vorhanden sind, spricht noch eine ge-
wisse Stimmungsmäßigkeit, jedoch verbun-
den mit einer mehr objektiv-kunstgewerbli-
chen Einstellung. Einen ähnlichen Eindruck
ruft wohl die Tuschzeichnung P.Röhls her-
vor. P. Mondrian ist mit einer strengen Flä-
chenkomposition in reinen Farben, die sich
von fein abgestuften grauen Tönen abheben,
vertreten. Den Mittelpunkt der Schau aber
bildet der schon fast klassisch gewordene
schwebende Körper von El Lissitzky (abge-
bildet u. a. auch Cicerone 1924, Heft 24),des-
sen eindringliche Klarheit noch durch ge-
eignete Hängung gesteigert ist. Von Lissitz-
ky sind weiter noch ein Aquarell und einige
Lithos aus der Theaterfigurinenmappe zu
sehen. H. Richter mit einer Farbenordnung
für einen Film und W. Dexel mit einer Hin-
terglasmalerei versuchen sich mit den neu-
en Möglichkeiten in der Praxis.
Die Neuerwerbungen an Aquarellen und
Graphik zeigen, daß es trotz allen Schwie-
rigkeiten gelungen ist, einen Grundstock zu

einer Sammlung zu legen, die dem Museum
bisher noch fehlte. Von Erwerbungen der
allerletzten Zeit seien von Älteren nur die
beiden prachtvollen Bildniszeichnungen von
Fr.Wassmann und Menzel genannt, vonjün-
geren Fr. Marc, Corinth, Beckmann, Groß-
mann, Munch. Archipenko, Jawlensky,
Lehmbruck, Kokoschka, Heckel und Nolde.
Ferd, Stuttmann.
MODENA
Der Marchese Campori öffnet dem Publi-
kum seine Gemäldesammlung, in der die
verschiedenen italienischen Schulen ver-
treten sind, darunter Meister wie Correggio,
Seb. del Piombo, P. A. Barbieri (Guercinos
Bruder), Gennari Magnasco u. a. m. A. C.
MÜNCHEN
Freilegung der Dürerschen Grable-
gung von 1500 in der Alten Pinakothek.
Prof. Kinkelin, Restaurator der Alten
Pinakothek legte Dürers Grablegung von 1500
frei, wobei die um 1600 zugedeckten Stif-
terfiguren wieder zutage kamen. Es sind
links drei männliche, rechts drei weibliche
Figuren auf getaucht. Näheres folgt.
PIACENZA
Der Graf Oddi hat der Stadt Piacenza
seine äußerst wertvolle Galerie moderner
italienischer Meister geschenkt, die eine der
allerbesten dieser Art in Italien ist. A. C.
ULM
Das Museum der Stadt Ulm erwarb neuer-
dings aus der Gegend von Ulm ein schönes
Vesperbild aus gebranntem roten Ton aus
der Zeit um 1420, verwandt dem in „Baum,
Gotische Bildwerke“, Abbildung 84, darge-
stellten Vesperbild der Sammlung Fuld in
Frankfurt, ferner eine stehende Muttergot-
tes des späten 15. Jahrhunderts aus Men-
gen, endlich einen reichgeschmückten Ul-
mer Meßkelch mit Ulmer Beschau um 1700.
r.
Ausstellungen
DIE LAGE DER KUNST IN UNGARN
Der diesjährige Kunstwinter Budapests
leidet an einer unheilvollen stilistischen und
finanziellen Flauheit. Es fehlen noch mehr
wie voriges Jahr die Beispiele erster Hand,
an denen die Gestaltungsprobleme wahrhaft
neuer Kunst zu erkennen wären. Eine beab-
sichtigte Sturmausstellung hätte, zum Teil
wenigstens, so manch Versäumtes nachho-
len können. Doch sie unterblieb. Was im
Lande selbst gemalt und modelliert wird,
bleibt zumeist im allzu provinzial Naturge-
nügsamen haften. Beängstigend ist der Kult,
den eine pseudorenaissance-mäßige Ver-
brämung des N aturalistischen gröbster S toff-

IOI
 
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