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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 4
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Sauerlandt, Max: Die Sammlung Darmstaedter-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0242

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sehen Porzellan unerreichbaren Leuchtkraft ihrer der Glasur verschmolzenen
Farben, die wie so oft in Sevres nicht nur in einfarbigen, tiefen oder zarten
Fonds, sondern in den gewagtesten, durch reiche Vergoldung gereimten Ver-
bindungen erscheinen: grün mit dunkelblau, grün mit rosa.
Am spärlichsten ist das — überhaupt bisher in Deutschland nur wenig ge-
schätzte — englische Porzellan vertreten, das auch wirklich nur in der sel-
tenen, höchsten Qualität seine volle Wirkung entfalten kann. Neben einzelnen
geringeren Stücken begegnet ein köstlicher Satz von drei Worcester-Vasen
mit farbigem Vogeldekor neben ein paar der entzückenden Chelsea-Flakons
und einem Chelsea-Mädchen, das mit. seinem großen, breitkrämpigen Hut in
der Tat ganz wie ein Porzellan gewordenes Porträt von Gainsborough wirkt.
Eine höchst erfreuliche Erweiterung unserer Kenntnis wird endlich durch
eine überraschend große Zahl spanischer, und vor allem italienischer Porzel-
lane vermittelt. Vor allem Capo di Monte ist gut vertreten, mit Geschirren so-
wohl wie mit Figuren. Unter letzteren findet sich die Figur einer türkischen
Dame und eines Pascha auf Goldbronzesockeln, von denen das Modell des
Pascha seltsamerweise genau gleich auch im Kloster Veilsdorf (ein Exemplar
befindet sich z. B. im Hamburgischen Museum) begegnet. Beiden Modellen
mag die gleiche Radierungsvorlage zugrunde liegen.

Es ist zu erwarten, daß die Versteigerung der Sammlung Darmstaedter ein
internationales Ereignis wird. Die in langjährigem Wachstum gewordene Ein-
heit dieser schönen und reichhaltigen Sammlung soll wieder in ihre Elemente
zerfallen, um beim organischen Aufbau vieler verschiedener anderer Samm-
lungen zu dienen. Erfreulich wäre es, wenn recht viel des außerdeutschen
Porzellans bei uns in Deutschland bleiben könnte und wenn das, was an deut-
schem Porzellan etwa ins Ausland wandern soll, dort draußen zum Pionier
deutscher Kunst werden würde. Es ist wahrlich an der Zeit, daß das deutsche
Porzellan des 18. Jahrhunderts auch im Auslande die ihm gebührende Be-
achtung und Schätzung findet.

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