Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0307

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Bücher

ganz aufs Praktische und Nächstliegende
gerichtet. Koop geht davon aus, daß auf
den Bronzen das Ornament auf verschie-
dene Art behandelt ist; so stellt er das Ähn-
liche zusammen und gelangt zu vier Stil-
gruppen: dem Chou-, dem Chin-, dem Han-
und dem T’ang-Stil. Doch macht der Ver-
fasser ausdrücklich darauf aufmerksam,
daß er damit keine chror.oligische Reihung
vornehmen wolle: ein Stück im „Chou-Stil“
könne auch unter der „Shang-Dynastie“
entstanden sein, auch würde ein Stil si-
cherlich noch über seine namengebende
Epoche hinaus sich auswirken.
Trotz dieser elastischen Auslegung gibt
der Verfasser in der „Stilkritischen Be-
schreibung der Abbildungen“ eine Reihe
von Werken, die als echt angesprochen
werden dürfen, d. h. die unter der betreffen-
den Dynastie entstanden sind, nach der eine
Stilperiode benannt worden ist (z. B. T. g,
n). Gleich daneben zeigt es sich freilich, daß
etwa das Chou-Ornament bis herauf in die
Neuzeit wirksam geblieben ist: ein Beweis,
daß man mit diesem Kriterium allein das
Problem der chinesischen Bronzen nicht
wird lösen können. Es wird alles zusam-
men helfen müssen, Dekor, Material, Pa-
tina, und vor allem die Form und das Vet-
hältnis von Dekor und Gefäß.
In der Beschreibung der T. 45 sagt
der Verfasser, daß der betreffende eiför-
mige Henkelkrug von allen einigermaßen
als echt anzusprechenden Stücken, die ihm
zu Gesicht gekommen seien, die meisten
Rätsel aufgebe. „Die Patina ist durchaus
überzeugend; Form und Dekor sind er-
staunlich anziehend — doch wo ist irgend-
ein Gegenstück?“ Koop schreibt das Ge-
fäß der Han-Zeit zu, weil das kräftige Orna-
ment die „Chin-Periode“ ausschließe und
für die „Chou-Periode“ zu plump sei.
Das Stück gehört der T’ang-Zeit an; das
anziehende Ornament kommt von Indien
her, vielleicht aus Maghada, wo diese Art
von Dekoration jedenfalls vom 6. Jahrhun-
dert an sich am häufigsten findet. Dieser
„Stil“ wird meist mit dem Kloster Nalanda
in Zusammenhang gebracht: er ist über
ganz Nordindien verbreitet, in Nalanda, als
dem wichtigsten Zentrum des späten Bud-
dhismus, findet er sich, der Bedeutung des
Ortes entsprechend, nur am häufigsten.
Von da aus fand er auch seinen Weg über
den Ozean nach Java, über den Himalaya
nach China. Unter indischem Einfluß ist
auch die Gürtelschließe b auf T. g5 ent-
standen. Der Spiegel T.gi/b gehört nach
Stil und Gesinnung in die Sung-Zeit.
Koop hat durch diesesWerk der Wissen-
schaft einen großen Dienst erwiesen; be-

sonders das überaus reiche und vielfältige
Tafelmaterial, das ganz hervorragend wie-
dergegeben ist, wird jedem Forscher und
jedem Sammler unentbehrlich sein.
Ludwig Bachhofer.
Artibus Asiae. Herausgeber Carl Hentze-
Antwerpen und Alfred Salmony-Köln
ig25, Nr. 1. Avalun-Verlag, Hellerau-
Dresden.
Eine neue Zeitschrift für die Kunst-
geschichte Asiens. Im Programm meinem
„Jahrbuch“ verwandt, aber in der äußeren
Aufmachung von fast bibliophiler Erlesen-
heit. Typographisch hervorragend ausge-
stattet, die Autotypien sämtlich in den Text
eingeklebt. Eine derartige Prätention nach
außen hin fordert natürlich auch ein inneres
Volumen, das dem entspricht. Wieweit das
zutrifft, läßt sich an Hand der ersten Probe
schwer sagen, obwohl es an gewichtigen
Beiträgen nicht fehlt. Als solche sind zu
nennen der Artikel von Waley: Christ or
Bodhisatva. Ferner Smidt: Der Buddha
des fernöstlichen Mahayana. Hentze: Les
influences etrangeres dans le monument
de Hono-K’iü-Ping. King: Persian Por-
celain. Sir en: Quelques observations sur
les imitations des anciennes sculptures chi-
noises. Diese sind sämtlich illustriert. Als
wichtiger Quellenbeitrag ist ferner noch zu
nennen der Aufsatz von Voretzsch: Auf
den fernen Osten bezügliche Manuskripte
in den Bibliotheken Portugals, und auf-
schlußreich für das Kapitel über Fälschun-
gen ostasiatischer Kunst ist vor allem der
gemeinsame Beitrag von Pelliot undSal-
mony unter dem Titel „Errata“, der jene
Steinskulpturen aus dem Kölner ostasia-
tischen Museum behandelt, die jetzt als
Fälschungen erkannt, längst der öffent-
lichen Aufstellung entzogen sind. Zur Ehre
dieser Fischerschen Gründung, deren Be-
deutung im Großen durch diesen Fall nicht
berührt wird, mag hier aus dem Salmony-
schen Schlußwort folgender Passus zitiert
werden: „Aus der Prüfung geht der Skulp-
turenbestand der Kölner Sammlung gerei-
nigt hervor. Es bleibt eine Fülle be-
deutender und einzigartiger Stücke.
Wenn jetzt die Epochen nicht mehr mit der
wünschenswerten Vollständigkeit vorge-
führt werden können, so mag der Umstand
trösten, daß es auch in anderen Museen
östlicher Kunst damit nicht besser bestellt
ist. Vielleicht werden sich die Lücken eines
Tages schließen lassen. Besser weniger,
aber echte Plastik-—.“
Den Beschluß des Heftes bildet eine Ab-
teilung „Bibliographia“, die diesmal ein we-
nig dürftig anspricht, da sie nur zwei ganze

283
 
Annotationen