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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 6
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Schaukal, Richard von: Anton Kolig
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0333

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wie die folgenden bereits aus 1913, ist Eigentum von Frau Bertha Zuckerkandl
(Wien), ein „Mädchen mit Blumen“, in süßer, weicher Sinnlichkeit schwel-
gend, rassig an Pettenhofen gemahnend, besitzt die Galerie Nirnstein in
Wien, ein „Porträt meiner Mutter“ der Wirtschaftsverein der bildenden Künst-
ler in Wien, fünf Bilder („weiblicher Akt stehend“, „weiblicher Akt liegend“,
„Aktgruppe“, zwei Stilleben) sind laut Angaben des Künstlers nach der Aus-
stellung von 1914 in Köln verkommen. Die Arbeiten aus der ersten Hälfte 1914
— „Frau mit Papagei“, „Liegende Frau“, „Jünglingsakt“, „Stilleben“ (Blumen)
— waren in Paris sequestriert und versteigert worden; sie wurden — ein ku-
rioser Umstand — ihrer Herkunft unerachtet als Kokoschkas verkauft. Zwei
Hafenbilder sind in Cassis zurückgeblieben.
Wieder in Nötsch ansässig, wo die kluge, tätige Frau, in harter bäuerlicher
Zucht gediehen, dem im praktischen Leben Ratlosen in unverzagter Anhäng-
lichkeit und energischer Wirtschaftlichkeit Schutzgeist und Stütze, den klei-
nen Hausstand am mütterlichen Anwesen mit Kindern segnet —- heute sind’s
ihrer fünf, vier Mädchen, ein Knabe —, errafft er sich aus der Gemütslähmung
und malt das Bildnis seiner Frau (Carl Moll, Wien), das bei aller Grau-
samkeit der verhäßlichenden Charakteristik in der weichen Gebundenheit der
rein malerischen Töne den meisterlichen Ertrag französischer Farbenlehre ver-
körpert, ferner das erste Selbstbildnis (Cornelia Gurlitt, Dresden). 1915 ergibt
das Porträt von Frau Bertha Zuckerkandl (Moll), wieder mit Verzicht auf
Gefälligkeit, nur auf den unmittelbaren schlichten Ausdruck des malerischen
Erlebnisses beschränkt, aber noch nicht frei aus der Fläche in den Raum ge-
hoben — ein bald zu überwindender Nachteil fremder Stileinwirkung —, eine
Gailtalerin (Baron Zois, Klagenfurt). Zur Kriegsdienstleistung in Klagenfurt
eingerückt und kurz darauf nach Villach an die italienische Front versetzt, übt
er sich, vielfach von der neuen Umgebung in Anspruch genommen, fleißig im
Porträt, u. a.: Baron Kielmannsegg (Mähren), Dor. Josef Pflanzl (Klagenfurt),
Oberleutnant Maler Graf (Wien), „Gailtalerinnen“ (Pflanzl); Landschafts-
studien (eine bei General von Herzmansky, Wien), ein „Verwundeter“ (Nötsch)
schließen sich an. Buntes Leben in seiner Vielfalt fesselt den Empfänglichen.
Hingewiesen sei auf die großzügig-erschöpfende Wesenhaftigkeit von Koligs
Landschaft. 1917 ins Flinterland (Teschen) versetzt — der Kurzsichtige hatte
vorher niemals militärische Ausbildung erfahren —, malt er das Porträt des
Generals der Infanterie Seibt (Satori, Wien), das des Hauptmanns Boleslawski
(Mährisch-Ostrau), das der Frau Dor. Ehrenfreund (Troppau), vier Soldaten-
köpfe und vier Gefangenentypen (sie sind mit dem Museum der X. Armee in
Villach verschwunden), ferner vier Landschaften. Aus demselben Jahr (Anfang)
stammt das schöne warme Doppelbildnis seiner zwei ältesten Kinder (Nötsch),
dessen innige stille Tiefe aus den treuen braunen Augen steigt, seinen eigenen
lieben Augen. igi8 entstehen „Tiroler Kaiserjäger in Sturmausrüstung“
(Kriegspressequartier). Bald darauf wird er zur Ausführung des ihm auf Ver-
anlassung des Landeshauptmanns Grafen von Aichelburg-Labia vom Lande
Kärnthen aufgetragenen großen Altarbildes, vier Tafeln, der Dienstleistung
enthoben. Wir halten auf einer Höhe und blicken uns um.
Eine starke erdhafte Begabung — der Vater, in Neutitschein, war Zimmer-
maler gewesen — setzt sich, von der Akademie innerlich kaum berührt, im
Handwerklich-Technischen bei energischem Fleiß nicht wesentlich gefördert,
ohne Einflüsse und Anklänge in seiner geraden Richtung stämmig empor-
wachsend, in imponierender saftiger Breite durch. Alles, was er anpackt — und
er packt ohne Zaudern alles an, was sich bietet, Mensch, Landschaft, Blumen,
Gerät —, ergibt sich ihm, wird ihm untertan, ohne daß er’s irgend zwingt. Nicht

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