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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0363

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RUNDSCHAU

Sammlungen
NOCHMALS „ASIATISCHE KUNST
IN DEN BERLINER MUSEEN“
Zu diesem in Heft 3 an der gleichen Stelle
veröffentlichten Thema bittet der Direktor
der Islamischen Abteilung des K. F. M.,
Professor Sarre, um Veröffentlichung sei-
nes unter dem 27. Februar 1925 an den
Herausgeber des „Cicerone“ gerichteten
Schreibens, das folgenden Wortlaut hat:
„Als beamteter Leiter der Islamischen
Abteilung habe ich mich bisher nicht für
befugt gehalten und es deshalb vermie-
den, mich auch meinerseits zu den über
die Um- und Neubauten der Museen in der
Presse erörterten Fragen zu äußern. Ihr im
,Cicerone' (Heft 3, S. i44ff.) erschienener
Aufsatz über ,Die asiatische Kunst in den
Berliner Museen' zwingt mich jedoch, die
bisher befolgte Zurückhaltung aufzugeben
und Sie zu bitten, durch die Veröffentli-
chung dieser Zeilen im nächsten Heft des
,Cicerone' meine Stellung zu dem Dahle-
mer Museumsplan klarstellen und dadurch
Ihre diesbezüglichen Angaben berichtigen
zu wollen.
Die großzügigen Bodeschen Museums-
pläne einschließlich eines Museums für asi-
atische Kunst habe ich s. Z. mit Freude be-
grüßt, da in letzterem eine räumlich aus-
reichende und würdige Aufstellung der Is-
lamischen Abteilung und ihres Hauptstük-
kes, der Fassade von Mschatta,vorgesehen
war. Ebenso wie die anderen beteiligten Ab-
teilungsleiter habe ich an denVorarbeitenfür
die weitere Ausgestaltung dieses Museums
zusammen mit Exzellenz v. Bode, dem da-
maligen Generaldirektor (und bis heute un-
ermüdlichen Förderer der mir unterstellten
Abteilung), bis zu dem Zeitpunkte teilge-
nommen, wo mir eine Aufstellung dersel-
ben in dem infolge des Krieges nach und
nach veränderten und verkümmerten Dah-
lemer Bau nicht mehr möglich erschien.
Ich bin seitdem stets für den Gedanken
eingetreten, die Abteilung an ihrem jetzi-
gen provisorischen Platze im Kaiser-Fried-
rich-Museum so lange zu belassen, bis ent-
weder das geplante Dahlemer Museum in
seiner ursprünglich vorgesehenen Gestalt,
ohne Verkürzungen im Raum und ohne
Ersparnisse in der inneren Einrichtung,
doch noch einmal ausgeführt oder aber an-
derswo ein geeigneter Platz bereitgestellt
würde.
Meines Erachtens darf eine Neuunter-
bringung der Islamischen Abteilung nicht
wiederum ein Provisorium schaffen. Bei
der Schwierigkeit, innerhalb der vorhande-
nen oder im Bau begriffenen Museums-

bauten einen geeigneten Platz zu finden,
muß meiner Ansicht nach in erster Linie
die Raumfrage berücksichtigt werden, d. h.
eine Möglichkeit gesucht werden, den Kunst-
werken der islamischen Epoche, besonders
der umfangreichen Fassade von Mschatta,
eine ausreichende und würdige endgültige
Unterkunft zu geben. Gegenüber diesen
Forderungen, deren Verwirklichung mit den
allergrößten Schwierigkeiten verknüpft ist,
scheinen mir andere Erwägungen, wie die
über die Stellung der islamischen Kunst
innerhalb des vorderasiatischen Kultur-und
Kunstgebietes und die hierdurch veran-
laßte Rücksicht auf die in der Nachbarschaft
des Islams untergebrachten anderen Muse-
umsabteilungen von mehr untergeordneter
Bedeutung zu sein; auch dürfte der muse-
ale Begriff ,Asien', worin ich Ihnen voll-
kommen beipflichte, vielfach noch proble-
matisch sein. Auf derartige rein wissen-
schaftliche Fragen, so wichtig sie auch an
und für sich sind, und auf anderes, was
ich zu Ihrem Artikel zu bemerken hätte,
näher einzugehen, muß ich in Rücksicht
auf die für diese Erwiderung erforderliche
Kürze und auf die mir gebotene Zurück-
haltung Abstand nehmen.“
Herrn Professor Sarre hat der Fieraus-
geber dieser Zeitschrift darauf unter dem
2. März 1925 wie folgt erwidert:
„Ich bekenne mich gern zum Empfang
Ihrer freundlichen Zeilen vom 27. v. M.,
mit denen ich Ihre Absicht begrüße,meine
Ausführungen in Heft 3 des ,Cicerone'über
,Asiatische Kunst in den Berliner Museen'
nach einer gewissen Seite hin richtigzu-
stellen. Da es seit 20 Jahren meinBemühen
ist, die Dinge, die für die moderne Kultur
wichtig sind, so eindeutig als nur möglich
zu erfassen und hinter dem Streit der Ta-
gesmeinung die letzte Wahrheit zu suchen,
dürfen Sie überzeugt sein, daß ich grund-
sätzlich jede Belehrung dankbarst be-
grüße, die mir von kompetenter Seite in
einer so schwerwiegenden Frage zuteil
wird, wie sie kürzlich Herr v. Bode erneut
zur Diskussion gestellt hat.
Aber vielleicht gestatten Sie mir an die-
ser Stelle den Einwand, daß Ihre Ausfüh-
rungen für mein Gefühl diesmal das We-
sentliche des Streitpunktes gar nicht tref-
fen, denn Ihr früherer Generaldirektor hatte
sich in seinen Angriffen gegen den Staats-
sekretär B. durchaus hinter die Formel ver-
schanzt, daß der Islam einen Teil des Ge-
samtgebietes asiatischer Kunst darstelle und
daß deshalb Ihre Abteilung mit in den
Rahmen des Dahlemer Museums hinein-
gehöre.

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