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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 6
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0371

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DER KUNSTMARKT

B evorstehende
Versteigerungen
KÖLN
Math. Lempertz versteigert vom
31. März bis 2. April eine Kollektion von
Möbeln, altem Kunstgewerbe, römisch-
rheinischen Ausgrabungen und japanischen
Netsuke. Die Abteilung der Möbel bildet
den zweiten Teil der Einrichtung eines
Baltischen Schlosses, deren erster Teil im
November vorigen Jahres versteigert wurde.
Sie enthält in der Hauptsache Fournier- und
Intarsienmöbel der Zeit 1750—1850: Schrän-
ke, Schreibmöbel, Kommoden usw. Unter
den Erzeugnissen alten Kunstgewerbes ist
erwähnenswert die Abteilung der deutschen
Fayencen mit einer Reihe von Krügen,
aus der Manufaktur von Hanau sowie die
sehr beachtliche Folge deutscher und böh-
mischer geschnittener Gläser des 17. bis
ig. Jahrhunderts. Die Katalogabteilung „Rö-
misch-rheinische Ausgrabungen“ ist über
200 Nummern stark und umfaßt in der
Hauptsache Keramik und Gläser, darunter
prächtige Erzeugnisse der Glasindustrie im
römischen Köln, seltene Terra sigillata-
und Barbotine Gefäße, Lampen usw. —
Am letzten Tag der dreitägigen Auktion
wird eine Reihe von zirka 150 japanischen
Netsuke, meist gute Stücke des 18. Jahr-
hunderts, versteigert.
LONDON
Bei Christie wird am i.Mai eine wich-
tige Versteigerung alter Meister aus dem
Besitze des Earl of Darnley, Cobham
Hall, Kent, stattfinden. Der größere Teil
dieser Sammlung war von John Bligh, dem
vierten Earl of Darnley (1767—1831), dem
Freunde und Gönner Reynolds, Gainsbo-
roughs und Höppners, zusammengetragen
worden. Lord Darnley hatte eine Reihe
von Gemälden erstanden auf der großen
Vente der Orleans-Sammlung, wovon spä-
ter verschiedene von der National Gallery
in London erworben wurden, z.B. Tinto-
rettos „Entstehung der Milchstraße“. An-
dere Gemälde sind an Private übergegan-
gen; aber der vorliegende Katalog, mit sei-
nen vierzehn Illustrationen, enthält immer
noch eine bedeutende Anzahl wertvoller
Werke. Da ist Gainsboroughs „Portrait of
Mrs. William Monck“, „Portrait of Miss
Theodosia Magill“. Interessanter ist Gains-
boroughs Version von Van Dycks „Por-
traits of Lord John and Lord Bernard
Stuart“. Von Höppner werden zwei Ge¬

mälde zur Versteigerung kommen, „John,
fourth Lord Darnley“ und „Lady Elizabeth
Bligh, when aged 3“. Reynolds ist durch
vier Bilder vertreten, darunter „The Cal-
ling of Samuel“ und das „Portrait of Gene-
ral the Hon. Edward Bligh“ (1787). Unter
den nichtenglischen Meistern befinden sich
verschiedene Titians oder Titian zugeschrie-
bene Gemälde: „Venus und Adonis“, früher
im Palazzo Mariscotti, „Titian und Areti-
no“, „Salvator Mundi“ und „Danae“. Von
den fünf Van Dycks stellt einer Inigo Jones,
den bekannten englischen Architekten dar.
II Marescalco, dessen Werke im Auktions-
raum nur selten auftreten, ist durch das
Porträt eines Jünglings repräsentiert, das
Igo? im Burlington House ausgestellt war.
Der Versteigerungskatalog enthält g2 Num-
mern. Bo.
ZÜRICH
Auktion Bollag am 3. April 1925. Der
soeben erschienene und sehr gut ausge-
stattete Katalog enthält 256 Nummern, zum
großen Teil aus dem seit 1922 geschlos-
senen Salon Bollag.
Zum Verkauf kommt erst das Kunstge-
werbe — eine größere Serie von Minia-
turen, Dosen und dergleichen, sowie eine
wertvolle Sammlung alter Porzellane, vor-
wiegend aus deutschen Werkstätten. Hier-
auf Gemälde und Zeichnungen französi-
scher und schweizerischer Maler des
ig./2o. Jahrhunderts. r.
Stattgehabte
Versteigerungen
KÖLN
Auf der am 10. März bei Math. Lempertz
stattgehabten Auktion wurden für ein
Hauptwerk A. Achenbachs „Brandung an
der Landungsbrücke von Ostende“ 13300 M.
bezahlt. Da überhaupt auf dieser Auktion,
die fast ausschließlich aus gediegenen
deutschen Bildern des ig. Jahrhunderts
bestand, hauptsächlich der Düsseldorfer
und Münchener Schule, durchweg recht
beachtliche Preise erzielt wurden, ver-
tiefte sich der Eindruck, den der aufmerk-
same Beobachter des Kunstmarktes schon
seit längerer Zeit hatte, nämlich daß die
früher etwas beiseite geschobene deutsche
Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts in ihren Hauptwerken immer
mehr zu Ehren kommt. Es handelt sich
bei dieser Erscheinung zum guten Teil
um eine energische Reaktion weiter Kreise

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