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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 7
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Schudt, Ludwig: Das Museo Petriano in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0381

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Von LUDWIG SCHUDT

Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln
ES war ein glücklicher Gedanke Benedikts XV., die Entwürfe, Pläne und
Modelle für S. Peter, die wichtigsten Denkmäler der alten Peterskirche, die
sich in den vatikanischen Grotten befinden, und das Archiv der Rev. Fabbrica
di S. Pietro in einem eigenen Bau zu vereinigen, so daß diese zum Teil recht
schwer zugänglichen Cimelien und Monumente dem Studium erschlossen wer-
den. Der Bau dieses neuen Museums wurde noch unter Benedikt begonnen
und nach seinem Tod durch Pius XI. fortgesetzt. Nunmehr sind die Arbeiten
vollendet, und die Sammlung ist in den letzten Tagen des Februar dem Publi-
kum zugänglich gemacht worden.
Der Bau von dem Architekten Giovenale (Abb. i) hat seinen Platz hinter
dem linken Kolonnadenarm gefunden. Die Grundrißdisposition ist einfach und
bietet eine gute Lösung der dem Architekten gestellten Aufgabe: ein großer
durch beide Stockwerke reichender Mittelraum, in dem die wichtigsten Stücke
der Sammlung, die Modelle Sangallos und Michelangelos, aufgestellt sind.
Daran schließen sich im Erdgeschoß links und rechts je drei Kabinette mit
Seitenlicht, und im oberen Stockwerk je vier Räume mit Oberlicht an, die der
Aufstellung der weniger Raum erfordernden Denkmäler dienen.
Beim Eintritt in das Museum gelangt man zunächst in den großen Haupt-
saal (Abb. 2. Die Abbildung ist von der Rückwand des Saals nach dem Ein-
gang zu aufgenommen.). Hier bieten sich dem Beschauer zunächst das rie-
sige Kirchenmodell Sangallos und das Kuppelmodell Michelangelos dar. Beide
waren früher nur mit großen Schwierigkeiten zugänglich. Die Aufstellung ist
ausgezeichnet, das Modell Sangallos kann bequem von außen wie von innen
studiert werden. Auch das Michelangelomodell ist von jedem Standpunkt aus
zu sehen. Das dritte Hauptstück ist das Bronzegrabmal Sixtus IV. von Antonio
Pollaiuolo, das sich früher in der Sakramentskapelle von S. Peter befand. Über
die Berechtigung, das Werk in das neue Museum zu überführen, ist gestritten
worden; Tatsache ist, daß hier bei dem guten Licht die Feinheiten des Bronze-
gußes und der Ornamentik ganz anders zur Geltung kommen wie bisher. An
den Wänden sind eine Reihe von Vorlagen für die Mosaiken der Altäre und der
Zwickel der Nebenkuppeln von S. Peter angebracht, sowie das Original des
„Fall des Simon Mago“ von Francesco Vanni, das man aus der Kirche hierher
überführt hat. An weiteren Skulpturen sind noch Teile des Monumentes Boni-
faz VIII. aus den Grotten und die beiden Statuen von Peter und Paul von Paolo
Romano, die sich bis zum Jahr 1847 zu beiden Seiten der Treppe zur Kirche
befanden, zu nennen. Von besonderem Interesse sind eine Reihe von Bozzetti,
die man mit dem Kuppelmodell Michelangelos in Verbindung bringen möchte.
Die beiden ersten Seitenräume rechts (Abb. 3) enthalten Fragmente von
Altären und Altarschranken, sowie den Sarkophag des Probus, sämtlich aus
den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära. Der dritte Raum birgt als
Hauptmonument das Grabmal Pauls II. Barbo, der Arbeit des Giovanni Dal-
mata und Mino da Fiesoie. Die Fragmente stammen aus den vatikanischen
Grotten- Außerdem soll hier die in der Kirche S. Maria della Concezione be-
findliche Kopie der Navicella Giottos ihre Aufstellung finden.
Die Kabinette der linken Seite enthalten die originalen Gipsmodelle Canovas
zum Monument Pius VI., sowie eine Anzahl von Barockgemälden.
Der über der Eingangshalle gelegene Saal des zweiten Stockwerks bietet

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