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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0407

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Ausstellungen

und edle Abgewogenheit der Komposition
und Farbe.
Dieselbe Vornehmheit der Gesinnung
zeichnet eine Ausstellung junger Darm-
städter Künstler bei Cramer aus. Sie
sind mit Ausnahme Hallerstedes, des-
sen Technik impressionabler und luftiger
ist, schwerflüssig in der Farbe und ge-
fesselt in einer gemeinsamen konventio-
nellen Haltung der Komposition. Doch
spannt Persönlichkeit und Kraft die Form
in den Bildern Hoffenbergs und ver-
tieft den Klang der Farbe bei Gottfried
Richter.
Bei Schneider sieht man Kollektionen
von Eduard Kinsley, dessen blutlose
Feinheit gegen die einfache Innigkeit der
Bilder Hans von Volkmanns unvorteil-
haft leer wirken. Hans von Volkmanns
Landschaften sind nicht immer zusam-
mengefaßt, aber einzelne Bilder wie „Korn-
feld“, „Mai im Odenwald“ usw., bringen
ein liebevolles Naturgefühl zu suggesti-
vem Ausdruck. Johannes Marx aus Hei-
delberg zeigt in Landschaftsausschnitten
südlicher Länder, in Bildern aus Madrid,
Barcelona, Las Palmas eine neue deko-
rative Technik, die mit ihren dick auf-
getragenen Farbmassen (in der Art Mon-
ticellis) öfter recht geschmackvolle gobe-
linhafte Effekte erzielt. Bachert.
HANNOVER
Auch im April wartet die Kestner-Gesell-
schaft mit einer qualitätvollen Ausstellung
auf. Über 40 Gemälde von Ferd. Hodler
füllen ihre Räume. Sie stammen in der
Hauptsache aus den letzten Lebensjahren
des Meisters. Mehr als die Skizzen und
Entwürfe zu bekannten figürlichen Kom-
positionen, sind es die späten Landschaf-
ten, die in dieser Ausstellung interessieren,
denn sie zeigen den Künstler Hodler von
seiner besten Seite, jenseits von „Rhyth-
mus“ und „Parallelismus“. Zwar sind auch
diese Landschaften nicht ganz frei von
durchsichtigen Kompositionsschemen und
effektvoll Gestelltem, aber das souveräne
Können des Malers auf dem Gipfel seiner
Leistungsfähigkeit, läßt das alles verges-
sen. Die Schweizer Berge und Seen wer-
den in diesen Bildern zu gewaltigen Erleb-
nissen einer starken Persönlichkeit. Nicht
ganz so stark wie die Landschaften empfin-
det man die Porträts, obwohl auch hier in
einzelnen ganz Hervorragendes geleistet ist.
Zu gleicher Zeit findet im Provinzial-
Museum eine Ausstellung des jungen An-
drej Nesnakomoff-Jawlenky statt. Der Ma-
ler, der Rußland kaum bewußt gesehen hat
und es eigentlich nur seinem Blute nach

erfühlt, malt russische Menschen, rus-
sische Landschaften von großer Eindring-
lichkeit. Jedoch verliert die anfangs so be-
stechende Farbigkeit seiner Bilder recht
bald und es bleibt uns eine nicht zu über-
sehende Dürftigkeit, die erst recht in den
ausgestellten Zeichnungen deutlich wird.
Immerhin — eine begabte, interessante Er-
scheinung. Ferd. Stuttmann.
KOPENHAGEN
„Grönningen“, die einst revolutionäre
Ausstellung der Modernen, zeigt keine
besondere Überraschung mehr, dafür aber
ein recht gutes Niveau. Besonders zu
erwähnen sind: Albert Naurs frisch-
farbige Landschaften und Porträts. Origi-
neller im Porträt, schwächer in der Land-
schaft ist Axel P. Jensen. Olaf Ru-
des Stilleben sind talentvoll, ohne eine
Weiterentwicklung dieses Künstlers zu
verraten. Man darf sie nicht nach den
genialischen Leistungen von Lund-
ström sehen, der neulich wieder auf
der sogenannten Ausstellung der „4“ mit
dem sicheren farbig-plastischen Wurfe
seiner Stilleben verblüffte. Auch Sigurd
Svane ist ein guter, aber still stehender
Landschafter. Das gilt nicht für Ha-
rald Giersing, der ein begrenzter, aber
sich doch nicht wiederholender Künst-
ler ist. Seine Farbe ist meist ein eigen-
tümlich sprödes Grau-Grün, das mit
schwarzen und doch malerischen Kon-
turen einfache starke Formen zeigt. Den
Mittelpunkt des Interesses aber bildeten
auf dieser Ausstellung in Dänemark zum
erstenmal öffentlich (aus Privatsammlun-
gen) ausgestellte, recht charakteristische
Negerplastik und die freie Kopie des
feinen und dekorativ begabten Malers
Scharff von Ucellos Schlachtenbild.
Alle, die das Original des Florentiner
Quattrocentisten kennen, müssen die Fä-
higkeit der hingebenden Einfühlung, ja
einer Kongenialität bewundern, die nach
vielen, ebenfalls ausgestellten Entwürfen
und Versuchen, das alte Bild lebendig,
farbenreich neu erstehen ließ.
Das große Ereignis im Kopenhagener
Kunstleben ist augenblicklich die Ge-
dächtnisausstellung für den vor kurzem,
auf der Höhe seines Schaffens, mit 40 Jah-
ren verstorbenen Bildhauer Kaj Niel-
sen. Mit Verständnis und Hingabe haben
dänische Freunde und norwegische Be-
wunderer diese Ausstellung in einem
wirklich großen Stil arrangiert. Selbst
wenn man die Überschätzung der Persön-
lichkeit nicht mitmachen kann, muß ge-
rade nach dieser Ausstellung aufrichtig

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