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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 8
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Goebel, Heinrich: Die Wandteppichmanufaktur von Aubusson
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0433

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d’azur seme de fleurs de lys avec les bordures et contours, le fond blanc avec
les trofees de guerre avec des massues et bastons royaux en croix et aux
quatres coingz de chacune piece des L couronnees et d’autres petits L dans
la dite bordure, laquelle tenture de tapisserie sera en huit pieces qui auront 15
pans chacune d’aulteur, en chacune desquelles huit pieces il y aura les armes
de France avec la couronne et les couliers des Ordres ä l’entour reaussees
(rehaussees) de soye“. Als Vergütung werden 720 Livres vereinbart. Der mit
Lilien überstreute Wappenteppich gehört zu dem eisernen Bestände der Au-
bussoner Wirker. Wir finden das gleiche, ebenso einfache wie wirkungsvolle
Motiv vom 16. Säkulum bis zum Sturze des französischen Herrscherhauses.
Trotz der massenweisen Herstellung dieser Folgen — fast jede einigermaßen
zahlungsfähige Behörde hielt auf derartige Behänge — sind nur noch wenige
Stücke erhalten geblieben. Die meisten fielen allzu schonungsloser Behand-
lung und den Tagen der Revolution, die zum Verpacken der Gewehre nicht
nur die prächtige Folge des St. Anatol zu Salins als allein zweckentsprechend
fand, zum Opfer. Um so interessanter sind die Wandteppiche im Parlament
der Bretagne zu Rennes1. Der Pariser Maler Antoine de Bray entwirft die
Kartons, Gabriel und Francois Pierron aus Aubusson übernehmen die Aus-
führung zu einem Quadratellensatze von 80 Livres, soweit die Wandteppiche
in Frage kommen, die Möbelwirkereien stellen sich auf den halben Preis. Die
Folge besteht aus zwölf Behängen; die beiden Prunkstücke schließen sich in
der Auffassung der berühmten Gobelinfolge der „portieres“ an, sie schildern
„Sieg“ und „Nachruhm“. Insgesamt beziehen die Wirker 12183 Livres 1 sol
8 deniers. Das Jahr 166g bringt den Gebrüdern Pierron neue Aufträge; es han-
delt sich wiederum um Entwürfe de Brays, „sur papier, avec toutes peintures
et coloris necessaires comme ils doibvent estre en la tapisserie, conformement
au petit dessein qu’il a faict“; die Art der Darstellung wird leider nicht näher
benannt. Die Ablieferung erfolgt am ig. Juli 1673, als Sachverständiger fun-
giert Etienne Guerin, Wirker zu Rennes. Den Schluß der Parlamentsausstat-
tung — Audienzzimmer — behandelt der Vertrag vom 16. August 1672. Er
äußert sich ungewöhnlich ausführlich über die technischen Einzelheiten. Fran-
cois Pierron verpflichtet sich, die Behänge durchzuführen „conformement aux
desseins et portraits colores qui lui seront fournis et de la grandeur d’iceux,
de pareille bonte, tissu et fabrique que la piece de la tapisserie de la Victoire#
qui est sur la cheminee de la salle d’audience de la Grand’Chambre, le tout
de sargette de Paris, de laine d’Angleterre, rehaussee de soie fine rondelettes“.
Abgesehen von den großen figürlichen Darstellungen — Gerechtigkeit, Stärke,
Klugheit und andere Tugenden — beschränken sich die restlichen Wirkereien
und die Möbelbezüge auf symmetrisch gestreute heraldische Lilien und Her-
meline. Als Patronenzeichner tritt diesmal Jean-Bernard Chalet in Erschei-
nung, die Durchführung erfolgt in Ölfarbentechnik, eine Neuerung, die ihren
Siegeszug von Flandern aus antritt und in der Schule Le Bruns eifrige Förderer
findet. Die Art der Behänge, die über das übliche Können der Ateliers der
Marche hinausgehen, illustriert ein Sesselbezug, gegenwärtig im Museum zu
Rennes. Schnurenartige, mit Rosetten besetzte Bänder fassen die Felder, auf
blauem Grunde erscheinen die in gelber Seide gewirkten heraldischen Zeichen.
Fortsetzung’ folgt.
1 P. Parfouru, Les anciennes tapisseries du palais du parlement de Bretagne ä Rennes
in: Reunion des Societes des Beaux-Arts des departements 1904, S. i7gff.

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