Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

DOI issue:
Heft 9
DOI article:
Goebel, Heinrich: Die Wandteppichmanufaktur von Aubusson
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0470

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Fühlung mit den Patronenzeichnern der Gobelins. Die Belege hinsichtlich
seiner Tätigkeit als Kartonier sind äußerst lückenhaft. Der einzige Bildteppich
(datiert 1678, Höhe 2,55 m, Länge 4,70 m), der seine Malersignatur trägt, ist das
„Martyrium der Sankta Barbara“ im Museum zu Gueret, ursprünglich eine
Weihgabe der Aubussoner Wirker für die Kapelle ihrer Schutzheiligen in der
städtischen Pfarrkirche. Die Darstellung mutet etwas altertümlich an, vorzüglich
ist die Bordüre — Blumen und Delphine — durchgeführt. Francois Finet segnet
am 17. August 1690 das Zeitliche, mit erfreulicher Ausführlichkeit verbreiten sich
die Testamentsbestimmungen über das von ihm hinterlassene Lebenswerk.
Abgesehen von älteren Entwürfen — Geschichte der keuschen Susanna,
die Liebschaft der Diana und des Hippolyt, Paris und Helena, die Legende
der Psyche, Verdüren — finden wir eine Anzahl Kartons vollständiger Teppich-
serien, unter anderem die Taten Alexanders des Großen, wohl eine Nach-
empfindung der Le Brunschen Entwürfe, Episoden aus der römischen Ge-
schichte (Romulus, Tarquinius), die Metamorphosen Ovids, verschiedene reli-
giöse Motive, Jagd- und Landschaftsentwürfe sowie Bordürendetails. Charak-
teristisch für Finets künstlerisches Wirken ist die Tatsache, daß in den Kartons
der landschaftliche Grund — die Verdüren sämtlich — in Aquarelltechnik, die
Figuren dagegen in Ölfarben durchgeführt sind. Über die Hinterlassenschaft
verfügt als Erbe sein Sohn Gilbert Finet, der später an der von Jean Joseph
Dumons1 geleiteten Zeichenschule in Aubusson tätig ist. Er bearbeitet sowohl
die Vorlagen für die Wandteppichmanufakturen — unter anderen zeichnet der
Meister 1727 das Leben der Heiligen Gervais und Protais — als auch die
Patronen der neu errichteten „manufacture de tapis de pied facjon de Turquie“.
Nach dem Ableben Gilbert Finots (1745) übernimmt sein Sohn Francois, gleich-
falls mit dem Titel eines Hofmalers ausgestattet, das väterliche Amt an der
Zeichenschule zu Aubusson. Die Anstellung datiert vom 17. Juli 1758. Meister
Francois arbeitet gemeinsam mit Francois Roby, dem Jüngeren, dessen Vater
die entsprechende Funktion zusammen mit Gilbert Finot (an den beiden
Zeichenklassen) innehatte. Finet und Roby sind vertraglich verpflichtet, jähr-
lich je zwei vollständige, aus sechs Motiven zusammengestellte Folgen —
16 Pariser Ellen lang, 272 Ellen hoch — in Grisaillentechnik, „les figures et les
animaux seront colores dans ces dessins“, zur Ablieferung zu bringen; die
Vergütung beziffert sich auf je 140 Livres.
In welcher Weise das Zusammenarbeiten des königlichen Malers mit den
von ihm betreuten Meisterwirkern zu erfolgen hat, illustriert mit bemerkens-
werter Deutlichkeit das Dekret von 1731, das sich über Dumons Tätigkeit ein-
gehender äußert. „Avant que les maitres-fabriquans, ä qui les nouveaux tableaüx
seront distribues, commencent ä travailler d’apres, le sieur Du Mons aura soin
de les assembler et de les faire assortir avec lui et avec l’assortisseur entitreet
de concert entre eux, toutes les nuances qui devront entrer dans la tenture
qu’ils se proposeront d’executer en commun et il fera deposer au bureau de
la manufacture un echantillon de chacune des nuances qui auront ete aussy
assorties, pour qu’on puisse y avoir recours, lorsqu’il faudra, l’annee prochaine,
continuer cette tenture d’apres les tableaüx de cette meme suite qui seront
envoyes. II expliquera ä cette occasion aux dits maitres fabriquans les princi-
pes de l’art de bien nuancer et de donner ä toute une tenture ce ton general eit
cette meme intelligence qui annoncent si bien la belle execution, meme il s’atta-
chera en toute rencontre ä inculquer ou ä eclaircir ces principes ä tous les
fabriquans ouvriers en general et en particulier“1. Den gleichen Aufsichts-
1 Rene Fage, Jean Joseph Dumons, peintre d’hist. 1687—J779- Tülle 1881.
446
 
Annotationen